Sohn und Sklave

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~ Sauron, der mächtigste nun in ganz Mittelerde verschwand für eintausend Jahre. Zu dieser Zeit war sein Name den übrigen Elben nicht bekannt; es war nur seine Macht, die wuchs, und den weisen, wie Galadriel, spüren ließ, dass ein dunkler Geist existierte. Niemand wusste wo, zu diesen Tagen, Sauron hatte gewartet, bis er Mordor herrichtete.

Doch Vanimórë wusste.

Mittelerde war groß, eine Tatsache, die nur die Ainur oder ein großer Adler begreifen konnten, die so hoch flogen, dass sie die endlosen Landen erblicken konnten.
Hinter dem Turm des Waldes und dem Grünwald, erstreckten sich die Landen in unüberschaubare Weiten, und zogen sich südlich in den Harad, mit seinen weiten Wüsten, felsigen Bergen, Urwäldern und Savannen. Auch dahinter gab es weitere Landen, wo die Númenor reisten und Geschichten verbreiteten: die dunklen Landen, und weiter östlich die hitze-verbrannten Landen der Sonne.

Nicht alle Männer hatten ihre Reise in den Osten angetreten, nach Bèleriand; nur die Edain und einige von den sogenannten dunklen-Männern hatten ihren eigenen Weg genommen. Viele der weisen Eldar hatten zu vergangen Tagen eine Dunkelheit erlebt, doch davon sprachen sie nie. Nur einige, wie Finrod aus Narhothrond, hatten von dem Schatten ihrer Vergangenheit gehört oder geraten.

„Demach sage ich Euch… was tatet Ihr, ihr Männer, vor langer Zeit in der Dunkelheit? Wie habt ihr Eru verärgert?“

Es war klar, dass für die Männer, der Tod kein Geschenk war, keine Erlösung brachte, sondern ein Fluch, für die Sünden ihrer Rasse. Vanimórë, der viel Zeit mit ihnen verbrachte, hörte von dieser Sage.
Männer erwachten in Hildorien und, anders als Elben, wurden nicht von den Valar nach Aman gerufen. Ihre Bestimmung lag anderswo.

Die Legende war reich verziert, mit Ranken und Männern, wie das Wasser unter ihren Füßen, dass die Valar sie nicht gerufen hatten, den Eru selbst hatte zu ihnen gesprochen. Er sagte, sie seien die Instrumente, Arda zu heilen, doch dass sie zuerst, wie Kinder, lernen zu laufen und zu sprechen, und nicht nach mehr verlangen, als sie besaßen. Doch – so sagte man – die Männer waren ungeduldig und erwünschten mehr zu erfahren, und sie fragten die Stimme. Eine andere antwortete und erschien, als Gestalt eines mächtigen und doch so schönem Wesen, und sprach ihnen ihre Pein zu, sagend, dass sie der ersten Stimme nicht trauen dürften, denn sie wäre ihres Unterganges Schmied und dass nur er ihr Lehrer und Gott sein könne.
Und sie lernten, schnell und aufmerksam, doch nichts gewann ohne Verlust und so forderte die Stimme einen Tempel, Opfer, die ihm dargebracht wurden.
Und so brachten die Männer Opfer dar. Blut, zu einem Gott, der seines Hungers nicht überdrüssig wurde, doch an seiner Gaben gesättigt war, erschuf Männer, die Blutrünstig waren und dem Dunkel huldigten. Doch einige von ihnen blieben standhaft, und erinnerten sich an die erste Stimme und sie wussten, dass sie ihre Ohren hätten verschließen sollen, vor der Macht der Dunkelheit. Sie flohen gen Westen und ließen sich in Beleriand nieder, um das vergangene Übel zu vergessen, nur um zu sehen, dass sie noch tiefer ins dunkel wanderten; doch vielleicht mögen sie die Kraft aufbringen, dagegen zu kämpfen.
Nicht alle hatten ihre Heimat verlassen und unter ihnen waren die Ostlinge und ähnliche, die sich weiter südlich zum Harad wagten. Sie sagten dem Bösen ab, doch beteiligten sie sich nicht an der großen Schlacht. Sie, als Sauron zu ihnen kam, verneigten sich vor ihm, als die Sklaven eines Gottes.

Vanimórë war nicht viel Zeit gegeben, um seine Freiheit auszukosten, und dachte oft, über ihre Vorzüge nach, denn sein Hass für sein Sklavendasein wuchs stetig. Und es kam die Zeit, die seinen weiteren Weg gestalten würde und seine ultimative Bestimmung – das erste Mal nach dem großen Krieg, als er seinen Vater traf.

Das große Zelt war mit Gerüchen von Weihrauch getränkt, und Vorhänge dekorierten die Decken und Wände. Der Mann, der seine Ankunft ankündigte, duckte sich und trat ein. Sauron schaute von seinem hölzernen Thron auf. Vanimórë trat ein.

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