Sternenlicht, Silberlicht

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~ „Istelion?"



Der Sprössling Fëanors drehte sich um, als Gil-galad seinen Namen sprach.


„Weshalb schaute er dich so an?"



„Ich weiß es nicht." Tindómion schüttelte den Kopf.



„Sahst du ihn einst?"


„Nein. Doch ist es..." er dehnte seine Worte, schenkte Wein ein und fuhr fort. „Nein."



„Du hättest diese Augen nicht vergessen. Ich würde ihn für einen Ainu halten, wäre er kein Sklave."



Das Zelt wurde geöffnet, es trat Anor ein, schimmernd durch den Schein von Orodruin.



„Nicht Ainu, Gil," sagte Glorfindel. „Ich muss später mit ihn sprechen."



Tindómion reichte ihm Wein. Die Aura Glorfindels glühte in dem Zelt. Es war unmöglich sein Herz nicht zu öffnen, selbst hier, selbst jetzt, und Gil-galad schuldete ihm vieles. Es war Tindómions Mutter, Fanari Penlodiel, die ihm berichtete, was er schon lange ahnte: das Verhältnis und die Liebe seines Vaters zu Maedhros ging tiefer, als alle Banden. Doch war es Glorfindel, der ihm sagte, dass Maedhros und Fingon, der Eine als Zeuge, am See Mithrim heirateten. Es war nur wenigen bekannt, Fingolfin war einer davon, Maglor und Glorfindel die anderen.



Und das hieße, dass die Ehe zwischen Fingon und Gil-galads Mutter, Rosriel, nicht rechtens war. Ihr Sohn war erleichtert, auch wenn er nun ein Bastard war. Verflucht seinen die Gesetze der Valar! Es war eine bittere, lieblose Zusammenkunft der Pflichten.



Spross des Königs, hatte Rosriel ihren Sohn genannt, voller Stolz. Es war Maedhros der ihn Gil-galad nannte, und dies aus Liebe.



„Morgoth nahm viele Elben gefangen und pferchte sie zusammen," sagte er. „Vielleicht wurde dieser von Sauron in späteren Zeiten genommen."



„Das ist möglich. Er ist ein Krieger. Ich sah ihn in Dagorland gegen Elendils Männer kämpfen, gekleidet in schwarz. Ich dachte, er sei kein Mann." Glorfindels Lippen waren fest aufeinander gepresst. Er warf einen Blick über seine Schulter, auch wenn die Wände des Zeltes den schwarzen Turm verdeckten. „Wir werden es untergehen sehen, Gil. Sollte es weitere Gefangene geben, werden wir sie befreien. War Angband selbst nicht ohne Dach?"



„Es gibt hier keine Valar, Goldener." Kommentierte Gil-galad. „Und doch glaube ich dir."



Von außen hörte man das Surren des Vulkans. Glorfindel sagte einst, dass es die Launen des Dunklen Herrschers widerspiegelte; alle hatten gesehen, wie die Fähigkeiten der Maia, die massive Energie von Orodruin nützlich verwendeten.



„Ein tödlicher Ort..." murmelte Gil-galad. Und mein Ort zu sterben. Ich wusste es in dem Moment, in dem wir Morannon betraten. Dies ist der Ort meiner Träume, der mich erwartete. Finde, Fëanor, Fingolfin, mein eigener Vater. Wir alle sterben in Blut und Feuer.



„Gil?" er kam aus seiner innerlichen Trance, nur um Tindómions silberne Augen auf sich ruhen zu sehen, und Glorfindel war gegangen, um mit dem Gefangenen zu sprechen.


„Soll ich für dich spielen?"



Seine große Harfe wurde in das Zelt gebracht, denn in der Zwischenzeit, wenn der König zu ruhen suchte, fand er Beruhigung und Entspannung in der Musik. Tindómion hatte die Fähigkeit zu musizieren von seinem Vater geerbt, sowie die sanfte, dennoch reiche Stimme und er war in jeder Hinsicht ein Spross aus dem Hause Fëanor. Abgesehen der bronzenen Haare, Gil-galad dachte zu glauben, es wäre Maglor, der für ihn spielte und mit seinen Fingern die Seiten der Harfe erklingen ließ. Und manchmal, bei einer Geste oder einfach nur, sollte er den Kopf heben, schimmerten Tindómions Haare rot, es war Maedhros den er sah. Doch sein Vater brauchte nichts, um zurück geholt zu werden, seine Schönheit und Liebe, seine Kraft und Tapferkeit. Und, als die Jahre vorüber zogen, wusste er, dass er dem Schicksal Fingons näher kam, zu seinem eigenen Kampf um den Tod.



Er hatte es gewusst, in dem Moment, als Fingon starb - wusste es, lange vor den Boten, die von der Reuse kaputt waren, die nach Eglarest kamen, um von Dagor Nirnaeth Arnoediad zu berichten - wie es endete. Er fühlte seinen Vater sterben, und durch seine eigene Pein hatte er gewusst, dass Maedhros vor Trauer und Schmerz zerrissen wurde. Als die Flüchtlinge aus Gondolin nach Sirion kamen und er der Großkönig der Elben wurde, sandte er Boten aus, die Maedhros zu suchen begannen. Doch jene, die ihn fanden, sagten, er sei im Wahn und nicht beisammen und würde sie nicht erkennen; sie wurden von Maglor fort geschickt, Worte der Reue ihn leitend. Als die Söhne Fëanors fielen, war er nicht rechtzeitig dort, denn musste er von der Insel des Balar segeln, als seines Vaters Augenlicht den Rauch auf dem Festland erblickte. Er wurde jenem, den er als Vater liebte, nicht gerecht und nach dem Krieg des Zorns fand er heraus, dass Maglor sich in die Flammen stürzte...



„Woher weist du das?" hatte er geweint, an der Schulter eines fremden Elben, mit silbernem Haar, der zu ihn gekommen war. Doch waren die Augen nicht die eines Elben, sie trugen eine unnatürliche Macht in sich und eine Trauer in den Tiefen des Geistes. Mitgefühl sah er dort - und Reue.



„Es wurde beobachtet, Gil-galad," Hatte der Bote gesagt und verneigte sich, den König alleine mit seiner Trauer lassend.



So viel verloren. Und der König fürchtete, es würde mehr folgen, am Ende dieser Belagerung.



Tindómion war ein überraschendes Geschenk für ihn, auch wenn die Geschichte seiner Zeugung einer Grabrede glich. Fingon hatte Maedhros geliebt, auch Maglor, und hier war der Sohn von Maglor in sein Haus gekommen. Gil-galad hatte den Spott in den Augen gesehen, die Herausfordernden Augen, die schnell Freundschaft trugen und sich wandelnd in... Liebe.



Gil-galad hörte von dem Jugendlichen Schwur, seinen Vater zu finden, wie lange das auch dauern mag und erkannte dort das leidenschaftliche Feuer seines Hauses. Nach dem Tod von Celebrimbor, war es eine Erleichterung für Gil-galad, dass das Haus Fëanors nicht komplett aus Mittelerde verschwunden war, auch wenn der Name selbst einem Fluch glich. Und auch Tindómion musste damit leben.



Er suchte nach Maglor, auch wenn er das Potenzial und den Hang zur Gewalt in ihn sah, machte Gil-galad es ihm schwer, in dem er ihm mehr und mehr Pflichten auferlegte, ihn nach Nenuial sandte, oder später nach Ost-in-Edhil. Er fürchtete, dass, sollten Vater und Sohn jemals zusammen finden, sie sich töten würden, denn verschmolz mit seinem Willen ihn finden, der Hass, dass seine Mutzer Fanari ihn gebar, durch Vergewaltigung, und er suchte Vergeltung.



Gil-galad und Tindómion waren sich näher gekommen, gebunden mit Banden, die existierten lange vor ihrer Geburt. Der Sohn Maglors schwor seine Loyalität und Schwert dem König gegenüber und weilte in Lindon. Dies verabscheute Rosriel; denn brachte er die Gesichter des fëanorischen Geschlechts, das, wie sie sagte, ihren Mann korrumpiert hatte und selbst ihren Sohn beeinflusste.



Eines Nachmittags, während er mit Eärendil, der so leuchtete, dass sie Schatten warfen, spazierte, hatte Gil-galad in die Augen seines Begleiters geschaut und dort einen Glanz gesehen, der silber schien, und ihn Istelion genannt.


Als Annatar nach Lindon kam, hatte Gil-galad ihn weiter gesandt, mit einer Eskorte, die aus Tindómion und Elrond bestand. Und Annatar hatte Tindómion in den Tiefen seines Geistes beunruhigt. Als Saurons Truppen über den Fluss Lhûn segelten, kämpfte Tindómion an der Seite seines Königs, Schulter an Schilter. Sternenfeuer und Wildfeuer, wurden sie genannt.



Und es war Gil-galad, der erkannte, dass wein Begleiter in seinen Träumen heimgesucht wurde, die dennoch so viel mehr waren: es waren Erinnerungen eines Lebens, das nicht das seine war, blutende Bruchstücke aus dem Geiste des Vaters dringend. Der Ausdruck in den silbernen Augen, als der Gefangene abgeführt wurde, erinnerte ihn an den Ausdruck, als Tindómion zum ersten Male diesen Visionen erliegen war. Diese Visionen, die ihn an Maglor retteten, den er hasste - und lieben wollte.



Er streckte seine Hand aus, Tindómion seinen Kopf hebend, während seine Finger über die Seiten strichen. Feuer, unberührt und unberührbar, brannte zwischen ihnen.


„Der Gefangene," sagte Gil-galad, als sie sich berührten. „Er brachte dich dazu, an deinen Vater zu denken, nicht wahr?"



Tindómion neigte sein Haupt.


„Ja," gab er zu. „Und ich weiß nicht, weshalb."~


The Dark Prince Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt