4. Anruf

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"Guten Abend! Sie sprechen mit-

"dem Heimwegtelefon. Bei mir ist alles in Ordnung."

"Äh... möchten Sie mir-"

"Nein, ich möchte dir nicht meinen Standort mitteilen."

"Etwas anderes hätte mich auch gewundert."

"So klingt also die Begeisterung in deiner Stimme, wenn du bemerkst, dass ich am anderen Ende der Leitung bin?"

"Ich hatte dich nicht mehr erwartet."

"Ich dich auch nicht. Wo warst du bitte, wenn man dich mal braucht?"

"Ich bin jeden Freitag und Samstag Abend erreichbar."

"Letzte Woche nicht."

"Von 20 Uhr bis 4 Uhr nachts."

"Oh, daran lag es wohl. Wir waren erst nach 4 aus dem Club raus."

"Aber heute schon um 1?"

"Meine Freundin ist krank, wir gehen heute nicht feiern."

"Aber du rufst trotzdem an?"

"Na klar. Ich muss mich doch über den schlechten Service beschweren. Wie soll ich sicher nach Hause kommen, wenn du nicht erreichbar bist?"

"Um 4 ist es doch schon fast hell, die ersten Leute fahren da schon zur Arbeit."

"Mein Bus ist aufgefallen. Ich musste eine halbe Stunde an der Haltestelle warten, mutterseelenallein, wer weiß, was mir da alles hätte zustoßen können!"

"Du hättest auch zu Hause bleiben können, wenn du alleine zu große Angst hast."

"Dann hättest du bald keinen Job mehr, wenn alle nur noch zu Hause bleiben."

"Das ist immer noch nicht mein Job."

"Was machst du eigentlich so in deinem Leben?"

"Ich studiere Physik."

"Physik? Und das macht Spaß?"

"Nein, ich hasse es."

"Warum studierst du es dann?"

"Das war Sarkasmus."

"Ich weiß. Aber warum studierst du es?"

"Weil es mich interessiert. Warum sollte man sonst etwas studieren?"

"Keine Ahnung."

"Wieso hast du mich heute eigentlich angerufen?"

"Na, um meine Beschwerde einzureichen."

"Das hast du bereits getan. Aber du redest ja immer noch mit mir."

"Wäre es nicht unhöflich, einfach so aufzulegen?"

"Wäre es nicht unhöflich, die andere Person dauernd zu unterbrechen?"

"Du hast Recht. Ich könnte manchmal wirklich netter sein. Aber das ist so langweilig."

"Also hast du mich einfach nur angerufen, damit dir nicht langweilig ist?"

"Eigentlich wollte ich bloß mit jemandem reden."

"Und da redest du lieber mit einem Fremden statt mit deiner Familie?"

"Meine Familie ist gerade nicht da."

"Wo ist sie denn?"

"Mit den Zwillingen bei einem Wettkampf. Der findet in Köln statt. Sie sind gestern hingefahren und kommen morgen zurück."

"Warum bist du nicht mitgegangen?"

"Weil ich meine Freundin doch nicht im Stich lassen kann. Gestern wusste ja noch niemand, dass sie sich heute fünf Mal übergeben wird."

"So genau wollte ich das jetzt gar nicht wissen."

"Oh, sorry."

"Warum veranstaltest du nicht eine Party bei dir zu Hause?"

"Weil ich nicht der Gastgeber sein will. Wer will das schon?"

"Ich weiß nicht."

"Ich musste heute übrigens mit Sabine und Karl reden, bevor du abgenommen hast. Jetzt bin ich mir nicht mehr sicher, ob die Beförderung eine gute Idee war. In Sachen schnell ans Telefon gehen ist noch Luft nach oben."

"Ich hatte ein Telefonat mit einem anderen Anrufer."

"So einfach werde ich also ersetzt? Unerhört!"

"Du hättest deine Beschwerde doch auch bei Sabine oder Karl einreichen können."

"Nein, das geht nicht."

"Ich denke schon."

"Oh, warte, mich ruft gerade jemand an. Das ist meine Freundin, da muss ich rangehen."

"So einfach werde ich ersetzt? Unerhört!"

"Jetzt musste ich wirklich lachen. Danke für das Gespräch."

"Vielen Dank, dass Sie unsere Nummer gewählt haben! Bis zum nächsten Mal!"

"Dein Ernst?"

"Ich mache das doch nur, um dich zu ärgern!"

"Du bist unmöglich."

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