Miststück

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Ich sah auf meinen Bruder, er schien wirklich ernsthaft wütend zu sein. Und das hatte ich bislang selten gesehen. Dom saß im Schneidersitz neben mir und strich mit einer Hand über meinen Nacken. Ich war zu erstarrt um die Hand weg zu schlagen.
"Domenic, das was du grad anscheinend gevögelt hast, ist meine Schwester. Ich hab nie etwas gesagt wenn du ein, zwei oder drei Weiber an einem Abend genommen hast. Aber nicht Jessi. Nicht meine Schwester du Arschloch!"
Die Adern an seinem Hals traten deutlich hervor.
"Ganz ruhig Brian, mach mal halblang. Ich hab mich wie du wolltest, um deine stock besoffene Schwester gekümmert und sie die ganze Nacht über nicht aus den Augen gelassen. Falls es dir aufgefallen ist, sie hat Unterwäsche an, ich habe Unterwäsche an. Ich glaub, das sollte doch alles sagen"
Dann rollte er sich seelenruhig über das Bett ab und zog sich seine, am Boden liegende Jeans an.
„Gar nichts ist gut!"

Jetzt wurde es mir zu bunt. Ich war doch kein Kleines Kind mehr das ständig beobachtet werden musste. Ich hiefte mich mit Schwung aus dem Bett, scheiß egal ob ich jetzt in meiner Spitzenunterwäsche vor meinem Bruder und seinem glatzkopffreund stand aber ich war wirklich wütend.
"Brian, ich bin deine Schwester nicht deine Ehefrau die du beim Fremd gehen erwischt hast.  Auch nicht deine Tochter oder sonst was. Ich bin 21 verdammt. Lass mich mein Ding machen. Außerdem, was fällt dir ein einfach reinzuplatzen. Mach ich das? RAUS!"
Ich zeigte ihm mit dem ausgestreckten Arm wo er sich zurück ziehen sollte, vor die Tür. Er funkelte mich wütend an, sagte nichts und verschwand. Nicht ohne die Tür laut stark hinter sich zuknallen zu lassen. Ich atmete tief ein und griff mir an die Stirn. Toll, erst ein dicker fetter Kater und dann dieses morgendliche Geschrei. Männer waren doch einfach nur zum kotzen. Ohne weiter nachzudenken zog ich meine Jeans aus meiner Tasche und zog sie mir an. "verfluchter Mist" grummelte ich, als ich mein ersatzshirt nicht finden konnte.
"Hier" ertönte Dom's tiefe Stimme. Er warf mir ein braunes Shirt von sich zu. Ich war zu fertig um dagegen zu protestieren. Ich zog es mir über und kaschierte, dass es mir zu groß war indem ich es vorne zuknotete.
Domenic mussterte mich nebenbei, das spürte ich durch meinen Rücken durch. Was er jetzt wohl von mir dachte?

Ich stand auf, packte meine Sachen und schritt zur Tür. "Wo willst du hin?" ertönte es hinter mir. Ich schloss kurz die Augen "weg" war das einzige was ich rausbrachte.
Dann verschwand ich hinter der Tür.

Was für ein Morgen.

> zwei Stunden später<

zweifach geriebener Ochsenfrosch eines verdammten Tümpels. Dieser Tag war einfach nur grauenvoll. Als ich nach Hause kam, saßen Han und Mia auf unserem Sofa und redeten. Brian hockte auf einem der Schränke und hielt ein Bier in der Hand. Er sah unglücklich aus.
Als ich auf leisen Sohlen in die Halle kam, bemerkte mich Mia und fing an zu grinsen. "soso du kleines Biest. Machst auf Unnahbar und mein Bruder fällt darauf rein." Sie zwinkerte mir zu.
"Mia! hör auf das auch noch zu unterstützen" donnerte mein Bruder.
Seine Freundin schaute ihn entrüstet an und zog die Stirn kraus " Schatz, sie ist 21 nicht 12. Lass sie doch machen was sie will. Es ist ihre Entscheidung"

"Danke" platzte es aus mir heraus. Ich war ihr wirklich dankbar. "wenigstens eine die mich versteht. Es ist wirklich peinlich Brian. Wer hat hier wen immer aus der Scheiße geholt? "
Brian hatte lange mit sich gerungen und dann schlussendlich nur noch "mach doch was du willst." geantwortet und das hatte mir schon gereicht.

Dann fuhr ich in die Werkstatt.  Alessio und Amir waren schon seit dem Sonnenaufgang dabei einen Mazda RX-7 aufzuarbeiten. Der Kunde wollte unbedingt ein doppeltes NOS System was auch doppelt arbeit machte.
"Morgen Jungs" grummelte ich. Amir kam unter dem Auto hervor, seine Hände und Arme waren verölt. "guten Morgen meine Liebe. was hast du denn für ne Laune?" Alessio grinste mich nur an "nach dem Besitzer des Shirts zu urteilen, hatte sie heut Nacht schlechten Sex" Ich schaute ihn bitterböse an "ha ha haben wir heute wieder einen Clown gefrühstückt?" ich schmiss eine alte Verblechung entgegen. Er knallte gegen das auto und ein Kratzer blieb zurück. "Danke" grummelte der Brasilianer, er hatte grade eine Überstunde dazu bekommen. Amir schaute mich nur mit schrägem Kopf an "alles gut bei dir ?"
Ich machte nur eine wegwerfende Handbewegung und verschwand in Box 2 wo ein alter Toyota Supra auf mich wartete. Neue Farbe sollte drauf. Rosa. Wie schrecklich, eigentlich sollte man solche Farben aus der Autoszene verbannen. Und dann war der Kunde auch noch männlich. also...von außen her zumindest.

Ich machte mich an die Arbeit und versuchte mich so weit es ging abzulenken. Ja nicht an den großen muskolösen Glatzkopf denken mit seiner rauen stimme und diesen....NEIN JESSI. Ich schüttelte den Kopf um die bösen Geister von mir los zu bekommen.
Letzten Endes klappte das ganz gut, die Musik die in der Hallte lief, mochte ich, es war heiß das ich recht schnell schwitzen musste und das Auto lies sich gut bearbeiten.
Nach 2 Stunden war nur noch die Motorhaube schwarz und der Rest erstrahlte in diesem hässlichen Schweinchenfarbton. Ich begann die noch unbearbeitete stelle mit dem Lappen zu reinigen, damit nachher kein Dreck unter der Folie eingearbeitet sein würde, als sich zwei kräftige Hände um meine Tailie legten und mir nach oben über den Rücken fuhren.
Erschrocken quitschte ich und fuhr rum. Da stand er, der Teufel, Lutzifer, die Verkörberung des Bösen. Dom. Er grinste, nein anders. Seit heute früh war das grinsen verschwunden, er lächelte. "Hey kleine Hexe"
Ich ballte meine Hände zur Faust und schaute ihn trotzig an.
Er hob abwehrend die Hände " Was? Ich habe gestern auf dich aufgepasst, dass du keine Dummheiten machst, dafür schuldest du mir in übrigen noch Dank, und ich habe dich heut Nacht nicht angefasst, was ich aber verdammt gerne gemacht hätte"
Dann lies er, um seine Aussage zu unterstreichen, sein Blick über mich schweifen und grinste.
"Nur so zur Information ich bin kein kleines Mädchen mehr, auf das man ständig aufpassen muss. Ich kann selbständig leben und sogar auch atmen. Ich fall nicht gleich tod um oder werde schwanger. Wann kapiert ihr das endlich alle. Ach ja sei froh das du mich nicht angefasst hast sonst hätte ich....hätte ich ...also" ich kam ins stottern.
"Sonst hättest du?" er grinste, dieses verdammte Arschloch grinste mich scheinheilig und wissend an. "gibs doch zu, du bist scharf auf mich. Nur deine Selbstvorstellung von einer unantastbaren Diva hält dich zurück mir gleich ins Bett zu springen."

Ich war.... sprachlos. Zum ersten Mal in meinem Leben war ich, Jessi O'connor, wirklich sprachlos. Schrecklich. Ich starte ihn nur an. Mein Mund war offen. Ohne weiter nachzudenken lies ich den Lappen los und schon landete meine Hand im Gesicht von meinem Gegenüber. Es klatschte.

Domenic zuckte nicht zurück, und wenn, dann lies er es sich nicht anmerken. Er schaute mich an, seine Augen wurden dunkel und funkelten mich an. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, solch einen Macho schlug man nicht ungeschoren...
"Du kleines Miststück" raunte er mit tiefer Stimme. Ehe ich mir überlegen konnte ob er das grade wirklich gesagt hatte, wurde ich schon an den Schultern gepackt und auf die Motorhaube hinter mich gedrückt. Er schaute mich an.

Dann küsste er mich, hart und fordernd.

Schneller als Vergangenheit, Stärker als Liebe.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt