Kapitel 19

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„Wissen ist Macht. Aber Unwissenheit bedeutet noch lange nicht Machtlosigkeit." - Enrico Fermi

Langsam öffnete ich meine Augen. War das alles vielleicht nur einfach ein böser Traum? Es war merkwürdig kalt in unserem Schlafzimmer, weshalb ich nach meiner Decke greifen wollte, doch erstens war sie nicht da und zweitens konnte ich meine Hände nicht mehr bewegen.

Alarmiert versuchte ich mich genauer umzusehen, doch ich erkannte nichts. Alles war in ein dunkles Schwarz getaucht, sodass ich nicht mal das Ende meiner Hände sehen konnte. Wo war ich?

Plötzlich öffnete sich eine Tür und ein schmaler Lichtkegel fiel in das Zimmer, in dem ich gefangen gehalten wurde. „Na Prinzesschen, bist du auch mal endlich wieder wach?", fragte mich Alvin und stellte sich grinsend vor mich. Er verschränkte seine Arme vor mir und sah mich abwartend an.

„W-Wo bin ich hier?", fragte ich ihn stotternd vor Angst. Er lachte. „Wir sind hier an einem wunderschönen Ort, den keiner je finden wird", antwortete er mit einem gehässigen Unterton. „Was?", hinterfragte ich und realisierte, dass ich hier wahrscheinlich nie rauskommen würde.

Tränen stiegen auf und ich versuchte vergebens mich unter den Fesseln zu winden, mich irgendwie doch noch befreien zu können, aber es war alles aussichtslos. „Was versuchst du denn da, Feya?", wollte Alvin von mir wissen und setzte dabei auch noch so einen richtig unschuldigen Blick auf, den ich ihm am liebsten aus der Visage prügeln wollte.

„Du wirst hier nicht raus kommen", sagte er und checkte doch noch mal, ob auch wirklich alles fest war. Er zog die Seile sogar noch ein Stück enger um meine Gelenke. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich auch meine Füße nicht bewegen konnte, da er sie an das Bett gefesselt hatte. Das Blut staute sich an und die Kälte breitete sich in den entsprechenden Gliedmaßen so langsam aus.

„A-Alvin bitte", flehte ich ihn an, „bind mich hier los." Doch meine Bitte stieß auf seine tauben Ohren. „Nein, das werde ich nicht machen, meine Liebe", entgegnete er, „Ich habe noch so vieles mit dir vor." Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken, wenn ich an die schrecklichen Dinge dachte, die er mir schon zugefügt hatte, als wir noch ein „normales" Paar waren. Ich will mir gar nicht erst ausmalen, was er nun mit mir vor hat.

Er wand sich kurz von mir ab. In dem faden Licht konnte ich in einer Ecke weiter hinten einen kleinen Rolltisch erkennen, den er nun zu mir zog. Ich musste hart schlucken, als ich die verschiedensten Folterinstrumente darauf liegen sah. „Alvin ... b-bitte tu mir das nicht an", flehte ich immer und immer wieder, doch er hörte nicht auf mich.

„Glaub mir, wenn es nicht unbedingt nötig wäre, dann würde ich es auch nicht machen wollen", flüsterte er auf einmal leise zu sich selbst. Ich war mir sicher, dass ich es eigentlich nicht hören sollte, aber nun ratterten seine Wörter immer und immer wieder durch meinen Kopf. Was meinte er damit?

„Warum machst du das?", wollte ich von ihm wissen, doch er antwortete nicht. Das einzige was er tat: Er begann mit seiner grausamen Folter, die er so lang durchzog, bis mir vor lauter Schmerzen schwarz vor Augen wurde.

Ich war allein, als ich das nächste mal wieder zu mir kam. Meine Arme schmerzten und auch mein Magen tat höllisch weh. Wieder war es um mich herum dunkel, sodass ich nichts erkennen konnte. Auch die Wunden nicht.

Wieder kamen Tränen an die Oberfläche, keine durch die Schmerzen, vielmehr welche, die mir bewusst machten, dass ich hier gefangen war und mich keiner je finden würde. Außerdem wusste ich nicht mal, wie viel Zeit vergangen war. Es gab kein Fenster. Nichts woran ich mich irgendwie orientieren konnte.

Ich war am Ende ...

*Hava's Sicht*

Seit Feyas Abreise waren nun schon wieder ein paar Tage vergangen und alles hatte wieder seinen gewöhnlichen Tagesablauf eingenommen.

Es war gerade spät am Abend, als ich auf unserem Sofa lag und nebenbei die Nachrichten von Channel 52 laufen ließ. Immer wieder döste ich ein wenig vor mich hin, denn die Arbeit bei Palmer Technologies war nicht gerade zu unterschätzen.

Doch plötzlich wurde ich von einem ohrenbetäubenden Klingeln wieder zurück in die Realität gerüttelt. Orientierungslos schaute ich mich um. Wo kam denn jetzt auf einmal dieses komische Klingeln her?

Es dauerte tatsächlich einige Augenblicke, bis ich realisierte, dass es das Arrow Handy war, was seit einigen Minuten vor sich hin klingelte. Ratlos starrte ich auf das leuchtende Display, welches eine Unbekannte Nummer meldete. Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Immerhin war es Feyas Sache gewesen, in die ich mich nicht unbedingt einmischen wollte. Andererseits war sie doch gerade gar nicht da.

Es blieb mir also nichts anderes übrig, als den Anruf selbst entgegen zu nehmen. „Hallo?", hauchte ich leise in den Hörer. Wie sprach man mit einem Mann, der maskiert durch die Nacht zog und schon sämtliche Verbrecher hinter Gitter gebracht hatte?

Kurz war es still am anderen Ende, sodass ich noch einmal nachsah, ob er auch wirklich noch dran war. „Hallo? Ist da jemand?", fragte ich in den Hörer, etwas lauter als zuvor. „Ich muss mit Feya Boyet sprechen", ertönte auf einmal eine enorm tiefe Stimme vom anderen Ende, was mich leicht erschrak. „Ähm ... Die ist nicht da. Hier ist Hava ... Ihre Schwester", teilte ich dem Unbekannten mit. Zwar hatte er sich nicht vorgestellt, aber ich war mir dennoch sicher, dass es Arrow war.

„Ich muss mich dringend mit ihr treffen", sagte er, „Wo kann ich sie finden?" Ich zögerte mit meiner Antwort. Ehrlich gesagt wusste ich es ja selbst nicht mal so genau. Sie erwähnte nur immer einen See, der sich etwas abseits von Star City befand. Wo genau der lag, wusste ich jedoch auch nicht.

„Sie wollte an einen See fahren. Urlaub machen", log ich. Naja, so ganz gelogen war es ja nun wieder auch nicht. „Wo ist dieser See?", fragte er und die Stimme veränderte sich kaum. Ein wenig geriet ich in Verlegenheit. „Ich ... Ich weiß nicht so genau", gab ich leisepiepsend zu. Ich hörte, wie der Mann am anderen Enge genervt ausatmete.

„Wo. Ist. Dieser. See?", wiederholte er seine Frage nochmal mit ein wenig mehr Nachdruck. Doch auch ich konnte meine Worte nur nochmal zögerlich wiederholen. „Verdammt", hörte ich ihn nur nochmal fluchen, ehe die Leitung tot war.

Verwundert schaute ich auf das Display, dass mit jeder Sekunde dunkler wurde und schließlich schwarz wurde. Ich, Hava Boyet, hatte es geschafft, den wohl berüchtigtsten Mann der ganzen Stadt auf mich wütend zu machen. Na ganz toll.

Arrow's BubbleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt