Kapitel 26

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„Es gibt keine Geheimnisse, die die Zeit nicht offenbart."

„Oliver ist Green Arrow", wiederholte Felicity ihre Worte noch einmal mit Nachdruck, so als hätte ich sie beim ersten Mal nicht verstanden, da ich keinerlei Reaktion von mir gab. In diesem Moment wusste ich absolut nicht, was ich fühlen oder geschweige denn tun sollte.

Auf der einen Seite war ich tatsächlich geschockt über die Tatsache, dass Oliver Queen, ein Millionärs Sohn, jede Nacht über die Dächer von Star City sprang, doch auf der anderen Seite war da diese verschwommene Erinnerung aus dem Haus, wo ich plötzlich ihn vor mir gesehen habe. Ich redete mir ein, dass ich mich geirrt hatte. Jetzt jedoch wurde mir klar, dass ich es schon längst wusste.

Langsam kam Felicity mit einem weichen Blick auf mich zu. John hatte nun auch seine Aufmerksamkeit auf mich gerichtet und sah mich mit einem komischen Blick an. „Feya?", sprach sie mich an und berührte mich leicht an meiner Schulter.

Ich ließ mich auf einen Sessel der Wohnlandschaft sinken. „Ich habe es schon gewusst", gestand ich leise, was die beiden verwirrt schauen ließ. „Was?", fragte Felicity schließlich verwirrt nach. „Das kann doch nicht wahr sein", nuschelte John vor sich hin. Er war anscheinend nicht sehr davon begeistert, dass ich nun auch von Olivers „kleinem" Geheimnis wusste.

„In dem Haus, in dem Alvin mich gefangen hielt, da kam Green Arrow und rettete mich. Ich glaubte Oliver unter der Maske erkannt zu haben, aber ich war mir nicht sicher gewesen. Ich dachte mein Unterbewusstsein spielte mir die ganze Zeit nur einen Streich."

Die beiden sahen sich an und schienen mit ihren Blicken zu kommunizieren. Für mich war nicht klar, was sie da versuchten zu besprechen, aber ich war mir sicher, dass es dabei um mich ging.

Irgendwann räusperte ich mich und schaffte es so, die Aufmerksamkeit wieder auf mich zu lenken. „Aber was machen wir nun?", wollte ich wissen, um endlich mal wieder auf unser eigentliches Thema zurück zu kommen.

Augenblicklich veränderte sich Felicitys Blick. Sie schaute auf einmal wieder so besorgt. „Ich glaube wir sollten den anderen Bescheid geben", sagte sie und blickte wieder zu John, um zu sehen, was er von der ganzen Sache hielt. Er jedoch schien nicht begeistert von der Idee zu sein.

Ich wusste nicht, von wem sie sprachen, konnte mir aber denken, dass es sich bei den anderen um Olivers „Gehilfen" handelte, mit denen er in jeder Nacht loszog, um dem Verbrechen ein Ende zu setzen. „Ich halte das für keine gute Idee", lehnte er ihren Vorschlag ab, „Du spürst gerade am eigenen Leib, was es für Konsequenzen hat, sie in unser Leben gelassen zu haben. Ich will nicht auch noch das Leben der anderen aufs Spiel setzen."

Zum ersten Mal wurde mir so richtig bewusst, dass John von mir absolut kein gutes Bild besaß. Der Hass, der unterschwellig bei seinen Sätzen zu mir herüberschwabbte, war für mich deutlich zu spüren. Dieser Ton kratzte tierisch in meinem Inneren und verletzte mich. Doch ich ließ mir davon nichts anmerken.

Felicity wollte gerade etwas erwidern und eine neue Diskussion mit ihm eröffnen, als ich zu vor kam. „Ist schon okay ... ich ... ich bin Schuld. Ich kann schon verstehen, dass du nicht noch mehr auf Spiel setzten willst. Ich werde mich ab jetzt von euch fern halten." Resigniert schluckte ich und stand auf, um das Apartment zu verlassen.

Im Augenwinkel erkannte ich noch, wie Felicity mir nachrennen wollte, aber John griff nach ihrem Arm, um sie davon ab zu halten, was in meinem Herzen nur noch mehr schmerzte. Ich hätte mich von Anfang an von ihnen fern halten sollen.

Wieder in meinem Zuhause angekommen, wartete Hava schon ungeduldig auf mich und die neuen Details. Wut erfasste sie in jeder Zelle des Körpers, als sie hörte, wie sich John mir gegenüber verhielt. Ich konnte sie gerade noch davon abhalten, rüber zu stürmen. Olivers Geheimnis erwähnte ich jedoch nicht vor ihr. Ich wollte schließlich nicht, dass John noch eine größere Oberfläche bekam, um mich nicht zu mögen.

Unser Gespräch war gerade beendet, als plötzlich mein Handy zu klingeln begann. Müde stand ich auf, um zu meiner Jacke zu gehen, aus der mein Klingelton ertönte. Eine unbekannte Nummer.

„Boyet?", nahm ich ihn entgegen. Zu erst hörte ich nichts, als nur ein schweres Atmen. Hatte sich vielleicht nur jemand verwählt?

„Feya, mein Sonnenschein." Ein ekelhafter Schauer legte sich über meinen gesamten Körper. In dem Moment, in dem seine Stimme mein Inneres erreichte, wurde mir schlecht und jegliche Farbe wich aus meinem Gesicht.

Have, die mich vom Sofa aus genau beobachtet hatte, richtete sich sofort alarmiert auf. „A-Alvin?", stotterte ich und fühlte, wie sich ein unsichtbares Band um meinen Hals legte und mir die Luft abschnürte. Seinen Namen aus meinem Mund fühlte sich an, wie ein heftiger Schlag.

„Endlich erreiche ich dich", sagte er und ich konnte schon wieder dieses abscheuliche Grinsen sehen, welches sich bei diesen Worten auf seinen Lippen bildete. „Was willst du von mir, Alvin?", fragte ich mit einer erstaunlich festen und selbstsicher klingenden Stimme, obwohl mein Herz raste.

„Ich wollte nur mal hören, wie es dir so geht. Man sagt, du seist im Krankenhaus gewesen. Geht es dir denn schon wieder gut?" Diese Scheinheiligkeit, mit der er die Wörter hervorbrachte, brachten mein Blut zum Kochen. „Tu nicht so unschuldig!", giftete ich ihn an. „Na, na, nicht so unfreundlich", belehrte er mich und klang dabei mehr als nur amüsiert. „Alvin, was. Willst. Du?", betont langsam sprach ich jedes einzelne Wort aus. Mein Blut brodelte und meine freie Hand hatte ich schmerzhaft zu einer Faust zusammengeballt.

„Beunruhigende Nachrichten erreichten mich. ‚Star Cityˋs Bürgermeister spurlos verschwundenˋ", zitierte er die Überschrift eines Artikels, über den ich bei meinen Recherchen auch gestoßen war. Sofort wurde ich hellhörig und wenn möglich noch bleicher in meinem Gesicht. „Wenn du ihm auch nur ein Haar krümmst..." Er lachte. „Was dann Feya? Was willst du schon gegen mich ausrichten?" Ich schluckte. Mit einem Schlag traf mich die Erkenntnis, dass ich allein keinerlei Chancen gegen ihn hatte.

„Pass auf Feya, ich rufe dich eigentlich an, weil ich dir einen kleinen Deal vorschlagen will. Dein Leben gegen das von unserem tollkühnen Helden Green Arrow und alle werden glücklich weiterleben."

Plötzlich stoppte das Brodeln meines Blutes, denn in diesem Augenblick gefror es schlagartig zu Eis. „Was?", hauchte ich ungläubig in den Hörer. Er wollte mich gegen ihn eintauschen?

„Ich gebe dir noch 24 Stunden, um über mein Angebot nachzudenken, aber pass auf: jede Minute, die verstreicht, schadet deinem kleinen Freund hier. Also entscheide lieber gestern als morgen." Und mit diesen Worten erstarb die Leitung und es breitete sich eine Totenstille sowohl im Raum, als auch in meinem Inneren aus.

Mein Handy gab noch ein letztes Mal einen Ton von sich, in der Alvin mir genauere Daten schickte, ehe es mit einem lauten Knall zu Boden fiel und ich ihm folgte. Die komplette Welt schien mit einmal auf mich einzubrechen. Ich wünschte mir in diesem Moment nichts anderes sehnlicher, als jeden Moment auf zu wachen und einfach nur fest zu stellen, dass es sich hier bei einfach um einen bösen Alptraum handelte.

Doch leider war das hier die bittere Realität.

Arrow's BubbleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt