Teil 7

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Als er den Älteren endlich eingeholt hatte, standen sie in einem der Waschräume des imposanten Gebäudes. Die beiden porzellanen Waschbecken waren in der Mitte des Raumes platziert. Neben den silbern glänzenden Wasserhähnen lagen pyramidenförmig aufgestapelte eingerollte Handtücher. In der Ecke des Raumes stand ein kleiner weißer Schminktisch mit oval geformtem Spiegel, dessen Rahmen verziert war mit kunstvoll geschnitzten Seerosen. Davor stand ein Hocker, mit weißem Samt bezogen. In der gegenüberliegenden Ecke stand ein großer weißgerahmter Spiegel in Form eines Rechteckes. Die Wände des Badezimmers waren weinrot gestrichen, mit einer elfenbeinfarbenen Borte auf etwa 1,50m Höhe. Zwei Glastüren, die sich an den gegenüberliegenden Wänden befanden, führten zu den Damen- und Herrentoiletten. Rechts neben dem Eingang hing ein Bild, doch Jungkook konnte nicht identifizieren, was darauf abgebildet war. Er hatte eh nur Augen für Taehyung.

Er packte ihn an der Schulter und wirbelte ihn zu sich herum. Der Ältere stemmte die Arme in die Hüften und sah ihn nur wortlos an. Jungkook keuchte erschöpft. Er war zu viel und vor allem zu schnell gerannt, um Tae einholen zu können. Der hingegen mit seinen langen Beinen hatte es einfacher; er musste nur einen großen Schritt machen und war schon drei Kilometer weitergekommen. Außerdem hatte er nicht das lästige Problem gehabt, dass ihm gerade das Herz aus der Brust gerissen und darauf rumgetrampelt worden war.

„Taehyung. Wie kannst du das nur sagen...?" Jungkooks Stimme wurde schon wieder weinerlich. Er verfluchte sich dafür, er wollte stark und überzeugend klingen... aber er war verzweifelt. Verzweifelt, dass Taehyung das ernst meinen könnte und er ihn verliere würde. Das war das Schlimmste, was er sich vorstellen könnte. Er fühlte, wie allein der Gedanke daran, sein Herz in tausend Stücke zu zerreißen drohte.

Was er nicht wusste, war, dass Tae genau deswegen Bauchschmerzen bekam. Er wollte Kookie nicht so auflaufen lassen. Er wollte ihn nicht traurig machen. Und unter keinen Umständen wollte er ihm das Herz brechen oder ihn sogar verlieren. Aber er hatte keine Wahl.

„Es ist besser so. Ehrlich. Du kommst drüber hinweg. Vergiss den Unsinn. Vergiss die letzten 24 Stunden. Es ist nichts von Bedeutung passiert. Okay?" Er versuchte, seine Stimme ruhig und abweisend klingen zu lassen, versagte aber kläglich und ließ es ganz sein, als er das Zittern darin hörte. „Nichts von Bedeutung?!", rief Jungkook aufgeregt. In Ordnung, dachte Tae, er hat das Zittern also nicht gehört. Glück gehabt. „So etwas nennst du nicht von Bedeutung?!", schrie Jungkook, "Dann will ich nochmal, aber bitte mit mehr Bedeutung. Kann ich danach überhaupt noch sitzen?!" Seine Stimme triefte nur so vor Sarkasmus und Ärger, aber er war in Taehyungs Augen immer noch der kleine Junge, den er nie hätte anrühren dürfen.

„Rede keinen Unsinn", murmelte er und wanderte unruhig im Raum umher, bis er seine Hände aufs Waschbecken stützte und den Kopf senkte. Er konnteJungkook nicht ansehen. Er hasste es, ihn so leiden zu lassen. Der Jüngere stand ihm gegenüber auf der anderen Seite des Keramikklotzes, die Arme vor der Brust verschränkt, damit man nicht sehen konnte, wie er zitterte. „Taehyung. Du kannst mir nicht erzählen, dass das für dich gar nichts war. Oder dass du willst, dass es jetzt schon vorbei ist. Das kann nicht dein Ernst sein. Rede mit mir. Was ist los?" Jungkook sah ihn so mitleidig an. Taehyung atmete tief durch. Beruhige dich, dachte er bei sich, du musst das machen. Denk nicht mal dran, einzuknicken. Sag ihm bloß nichts. Du tust es zu seinem Schutz. Brich ihm das Herz!

„Du fragst mich, was los ist? Ich habe einen dummen Fehler gemacht, das ist los! Ich habe mitbekommen, dass du heimlich in mich verknallt bist." Taehyungs Stimme wurde immer lauter. Er schien sich in Rage zu reden, in Wirklichkeit versuchte er nur, überzeugend zu klingen – und Jungkook war nicht der einzige, den er zu überzeugen versuchte.

„Das habe ich mitbekommen. Wer bitte nicht?" Er lachte unlustig auf. „Und gestern kamst du mir gerade recht. Ich war mies drauf, okay, habe ein bisschen Ablenkung gebraucht, du warst zufällig da und ich dachte, du hättest nichts dagegen, so blind und blöd vor Liebe wie du bist. Interpretier da bloß nicht zu viel rein. Aus dir und mir wird nichts. Es war nur Spaß, okay?" Er hob den Kopf. Seine Wangen waren feuerrot. Lügen war noch nie seine Stärke gewesen. Er versuchte, sich einzureden, dass er schauspielerte. Das konnte er gut. Aber das wollte gerade einfach nicht so klappen, wie er es sich wünschte.

Jungkook sah erschrocken aus, sagte aber nichts. Als hätte er ein Gespenst gesehen, dachte Tae voller Mitleid und Kummer, nur dass es noch schlimmer ist. Wenn ich das hier durchziehe, wird er mich hassen... Er riss sich zusammen und setzte, um es noch glaubwürdiger zu machen, noch einen drauf: „Es liegt ja nicht an dir, du kannst nichts dafür, dass ich dir den Kopf verdreht habe, aber sieh ein, dass das nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Die letzte Nacht war nichts als ein Ausrutscher, hörst du, es hatte nichts zu bedeuten..." – „Hör auf", unterbrach Kookie ihn leise. Tae schluckte. „Hör auf!", schrie der Junge und presste sich die Hände auf die Ohren, obwohl V gar nichts gesagt hatte. Er ließ seineHände sinken und starrte Tae lange wortlos an.

„Ich glaube dir nicht", sagte er dann flüsternd.

Ein Fehler? [Taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt