Teil 13

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„Also hör zu. Ich weiß auch nicht ganz, was hier läuft. Aber eins zu Anfang." Tae hob mahnend den Zeigefinger und gestikulierte wild damit herum, als würde er den Jüngeren ausmeckern.

„Vergiss einfach alles, was ich dir in der letzten halben Stunde erzählt habe. Kein Wort davon war wahr, ich habe versucht, zu lügen. Das gestern war absolut atemberaubend. Ich bereue keine Sekunde davon. Dass es dir so viel bedeutet ist einfach unbeschreiblich. Ich habe es genossen und würde es nochmal tun, Jungkookie. Und jetzt denk an Welpen, die an der Autobahn ausgesetzt wurden, sofort!" Jungkook schwieg. Er biss sich auf die Lippe, um nicht zu lächeln. Die Tränen kamen trotzdem. Solange er nicht allzu glücklich aussah, konnten die aber auch als richtige Tränen der Trauer gedeutet werden. Taehyung sah ihn erstaunt an. „Kookie? Das ist abgefuckt glaubwürdig..." Jungkook schluckte, als die Tränen über seine Wangen rollten. „Es sind echte Tränen", flüsterte er, „aber... vor Freude... Mach dir keine Sorgen..." Tae schüttelte leicht den Kopf, als Bestätigung, allerdings konnte er nichts dagegen tun, dass Jungkook die Sorge in seinen Augen trotzdem sah.

„Ich hab's gewusst!", sagte der Jüngere leise, „Ich habe einfach gewusst, dass du das alles nicht ernst gemeint hast. Ich kenne dich besser, Tae... Ich habe gestern in deine Augen geschaut und gewusst, dass es dich nicht kalt lässt. Sowas hätte ich mir gar nicht einbilden können. Genauso wie ich dir gerade in die Augen gesehen habe und wusste, dass es nichts als Schauspiel und Lüge war." Tae grinste leicht. „Du kennst mich zu gut, Bunny. Ich hätte von Anfang an wissen müssen, dass es nichts bringt, dir etwas vorlügen zu wollen." Jungkook verschränkte die Arme vor der Brust und sah Tae prüfend an. „Warum hast du es dann getan, Tae? Wenn du es nicht bereust und ich es nicht bereue, dann ist doch alles geklärt. Es gibt ab jetzt ein Uns. Ja?" Jungkooks Stimme klang aufgeregt, sein Gesicht blieb aber ausdruckslos. Tae stellte bewundernd fest, dass Jungkook sich besser unter Kontrolle hatte als er selbst.  An ihm war ein Schauspieler verloren gegangen. Dennoch wusste er nicht, wie er darauf antworten sollte. Immherin gab es einen Grund dafür, dass er ihm etwas vorgespielt hatte. Tae rieb sich nervös den Nacken. „Das dürfte sich als nicht so einfach, wie du es dir vorstellst, herausstellen." Jungkook runzelte die Stirn. „Wie meinst du das?", fragte er. Dann sah es kurz so aus, als hätte er einen Geistesblitz, bevor seine Miene wieder verschlossen und niedergeschlagen wirkte. „Ist es derselbe Grund, aus dem du vorhin dieses Theater veranstaltet hast?" Tae nickte. Jungkook sah erschrocken aus, was er ganz und gar nicht spielte. „Pass auf. Ich hätte nichts dagegen, wenn wir es versuchen. Ich stehe auf deiner Seite, in Ordnung?", meinte V schnell, um Jungkook nicht zu beunruhigen, "Aber es gibt Leute, die sehen das anders." Kookie kniff die Lippen zusammen. „Tae. Was ist passiert? Warum hast du dich gerade eben so verhalten?" Tae stützte die Hände auf das Waschbecken. „Heute Morgen, als ich aufgewacht bin und du neben mir lagst... da habe ich Panik bekommen. Ich habe dich gestern förmlich entführt und missbraucht, ohne dass du auch nur Einwand erheben konntest. Ich war mir immer noch nicht sicher, ob du es auch gewollt hast oder wie du darüber denkst. Ich hatte keine Chance mit dir darüber zu reden, du bist ja sofort eingeschlafen." Deswegen hatte ich Angst. Zuerst habe ich wirklich gedacht, dass es ein Fehler war, Kookie. Dass du mich irgendwie hassen würdest deswegen. Aber ich kann mir nicht helfen, gestern konnte ich mich einfach nicht zurückhalten." Er schlug mit der flachen Hand auf die Marmorplatte, was Jungkook zusammenzucken ließ. „Entschuldige. Also, als du dich neben mich auf die Treppe gesetzt und versucht hast mich zu trösten... ich musste es einfach tun. Ich erwarte nicht, dass du es verstehst, ich verstehe es ja nicht mal selbst. Es war wie ein Reflex. Keine Ahnung. Und als du den Kuss erwidert hast... ich weiß auch nicht, bei mir sind sämtliche Sicherungen durchgebrannt. Zuerst dachte ich, ich träume. Deshalb hab ich weitergmacht. Es hat mich so angeturnt, keinen Widerstand zu erwarten, ich war voller Adrenalin, es war komplett verrückt. Ich weiß auch nicht, was da mit mir los war." Jungkook biss sich so fest auf die Unterlippe, dass er bereits Blut schmeckte. Er musste einfach das breite Grinsen verstecken, dass sich seinen Weg ins Freie bahnen wollte. Das Ganze klang fast so, als wolle sich Tae entschuldigen.

„Ich bin sehr erleichtert, dass du das gut überstanden hast", fuhr der Ältere verlegen fort, „vor allem... in deiner Situation." Jungkook musste nun doch kurz grinsen. „Sag's ruhig", meinte er, „Weil ich keine Erfahrung hatte. Weil ich noch Jungfrau war. Nenn es wie du willst, aber bitte sag es nicht so ausweichend." Tae nickte. Ein leicht rötlicher Schimmer war auf seine Wangen getreten. „In Ordnung", murmelte er, „Denk an die Hundewelpen an der Autobahnraststätte, Kookie..." Ach so, richtig, dachte der Jüngere und guckte traurig. „Hätte ich das gewusst, hätte ich mich bestimmt zusammenreißen können", meinte Tae kleinlaut, „Ich hätte es anders gemacht...oder gar nicht... Und vor allem hätte ich dich damit nicht alleine lassen sollen. Das tut mir sehr leid. Du hast dich bestimmt ein bisschen verloren gefühlt, oder?" Kookie schwieg. Vielsagend. Er hatte sich gut gefühlt, war aber irritiert gewesen, dass V verschwunden war. Denn ja, er hatte erwartet, dass diese Nacht nicht einfach so im Raum stehen gelassen wurde. Er hatte einen Haufen Fragen. Und mindestens doppelt so viele Bitten.

Ein Fehler? [Taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt