Teil 9

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Jungkook lächelte dankbar. Gott sei Dank, er würde mit sich reden lassen. Das war schonmal viel wert.

„Tae... Danke. Und hör mir bitte auch wirklich zu. Das ist – für mich zumindest – sehr wichtig." Tae nickte ergeben. „Schön", sagte er trocken, „tick tack." Jungkook seufzte. „Ich weiß nicht, warum du jetzt plötzlich so kalt zu mir bist. Das tut weh, Tae-Tae... Auch, wenn das gestern nie passiert wäre, haben wir sonst einen anderen Umgangston." V schnaubte. „Es ist aber passiert." Jungkook sah ihn vorwurfsvoll an. „Du hast versprochen, mir zuzuhören", sagte er, „mir nur zuzuhören." V knurrte leise: „Ich habe gar nichts versprochen", blieb dann aber leise, als Jungkook fortfuhr. „Tae. Ich würde einfach nur gern wissen, was dich von jetzt auf gleich deine Meinung hat ändern lassen. Gestern Abend... Wir hatten diese Verbindung, du warst so... atemberaubend... Gott, ich habe zwischenzeitlich gedacht, dass ich das nicht überlebe. Du schienst, als wärst du voll in deinem Element, ich hätte nie gedacht, dass du so..." Jungkook brach ab und schüttelte den Kopf. „Ich muss mich stoppen, Tae. Es gibt so viel, was ich dir sagen will – aber alles runtergebrochen auf eine Minute? Einfach unmöglich." Er sah ihn flehend an. „Bitte", flüsterte er, als Tae immer noch nichts sagte. Der merkte, wie die Mauer, die er vorsorglich um sich gezogen hatte, bröckelte. Bei Jungkook wurde er schwach, das war eigentlich kein Geheimnis. Und er wusste ja selbst, dass das, was sich am gestrigen Abend abgespielt hatte, definitiv nicht danach aussah, als wäre er etwas Einmaliges. Aber er musste Jungkook einfach davon überzeugen. Wahrscheinlich für der Maknae ihn dann hassen, für den Rest seines Lebens, aber es musste sein.

„Tae, bitte! Ich flehe dich an, komm schon, gib dir einen Ruck! Das hier ist gerade das Wichtigste auf der ganzen Welt für mich, bitte... Wenn wir das klären, dann lasse ich dich auch damit in Frienden, nur bitte... Lass uns drüber reden", riss Jungkook ihn aus seinen Gedanken.

„Ich gebe dir fünf Minuten", meinte er kühl. Jungkooks Gesicht hellte sich auf. „Aber!", mahnte V, „Mach dir bloß keine Hoffnungen, dass ich meine Meinung ändere, wenn du mehr Zeit bekommst, um das zu erreichen. Es wird nicht klappen. Du könntest mich eine Stunde lang volllabern und meine Antwort wäre dieselbe." Jungkook sah ihn mit großen Augen an. „Oh Tae...", murmelte er, „was hat dich so verändert? Warum bist du so? Warum sagst du das?"

Ganz einfach, weil ich muss, dachte Taehyung stumm, weil ich muss, Koo-Koo.

„Das tut mir weh. Dass du so abweisend bist, bin ich nicht gewohnt und ich mag es nicht. Ich will den alten Tae zurück, bitte!" Er zupfte sanft an Taes Ärmel, doch der zog seinen Arm ruckartig zurück. Für eine Sekunde sah es so aus, als wolle er ihn schlagen – Jungkooks Herz blieb stehen. Doch Tae senkte den Arm ruhig wieder. Er wusste, wie das ausgesehen hatte; er würde Kookie niemals schlagen, nicht für alles Geld der Welt, aber er hoffte, dass es zumindest den Anschein erweckt hatte, dass er ernst machte.

Der Junge hatte Tränen in den Augen. Er hatte wirklich für eine Sekunde gedacht, dass er gleich eine verpasst bekäme. Wenn Tae ihn geschlagen hätte, wäre seine Welt, die ohnehin schon in Trümmern lag, nicht mehr zu retten gewesen.

„Hör mich an. Bitte. Tae, ich hätte nicht gedacht, dass das jemals passiert. Dass ich jemals sowas... fühle. Schon gar nicht für einen von uns, verstehst du das? Aber du... Du bist so... Du raubst mir einfach den Atem, Tae. Ich habe nicht darauf gewartet, dass es passiert... Dass ich mich verliebe oder dass du dich verliebst... Vielleicht habe ich insgeheim darauf gehofft, okay?! Aber nur, weil du so... außergewöhnlich bist. Gut. Ich gebe es zu. Vielleicht bedeutest du mir mehr, als du es solltest. Aber... das ist nicht meine Schuld und ich kann es auch nicht ändern. Gestern jedenfalls... Tae, du sollst wissen, es war wunderschön. Und ja, vielleicht interpretiere ich da wirklich zu viel rein – obwohl es da nicht viel zu interpretieren gibt, wenn du mich fragst – und ja, vielleicht warst du in einem schlechten Zustand. Aber ich habe gesehen, was du empfunden hast. Es war dir nicht egal." V verdrehte die Augen und hoffte, dass es möglichst überzeugend wirkte. Jungkook redete unbeirrt weiter: „Du hast kein Wort gesagt. Aber so viel anderes hat dafür gesprochen. Glaub mir. Allein wie du gelächelt hast, als du... als ich... als es soweit war. Dieses Lächeln im Dunkel des Zimmers über mir... Tae, das war echt und ich kann und will es nicht vergessen. Eher nochmal sehen. Auch, wenn ich in deine Augen gesehen habe, hatte ich das Gefühl, dass du ebenso wenig wie ich wolltest, dass es endet. Genauso, wie ich jetzt in deine Augen sehe und weiß, dass du alles, was du gesagt hast, nicht so meinst. Für dich war das weitaus mehr als nur ein Fehler. Ich spüre, dass du genau weißt, was zwischen uns ist. Du willst es vielleicht nur nicht wahrhaben, aber..."

In Taehyungs Kehle entstand - ohne, dass er es wirklich vorgehabt hatte - ein tiefes, gefährlich klingendes Grollen.

„Jeon Jungkook. Es reicht."

Ein Fehler? [Taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt