Teil 14

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„Es tut mir so leid", flüsterte Tae. Jungkook sah ihn liebevoll an. „Ich würde ja lächeln. Aber das geht bekanntlich nicht. Also lass es mich dir sagen: Es ist alles in Ordnung, Tae. Wirklich." Der Ältere schüttelte den Kopf. „Das glaube ich dir nicht. Ich habe dich damit vollkommen überrumpelt – ich habe es in deinem Gesicht gesehen – und dich dann damit alleine gelassen. Das ist alles, aber nicht in Ordnung. Wir werden auch noch drüber sprechen, das schwöre ich dir, aber nicht jetzt. Denn bevor ich weitererzähle, was passiert ist, habe ich eine wichtige Frage. Und Kookie, bitte sei ehrlich, okay?" Der Jüngere nickte. Das schien Tae wirklich wichtig zu sein, außerdem konnte und wollte er ihn nicht anlügen. Heute waren genug Lügen ezählt worden.

„Habe ich was gemacht, was dir wehgetan hat oder dir unangenehm war? Von dem du behaupten würdest, dass es dich verstört hat? Kleiner, sag's mir. Denn dafür will ich mich nochmal extra entschuldigen. Auch, wenn es keine Entschuldigung für das gibt, was ich dir damit angetan hätte, aber..." – „Tae", unterbrach Jungkook ihn sanft lächelnd, "Es war toll. Wirklich." Tae runzelte besorgt die Stirn. „Du hast geweint. Und geschrien. Bist du dir sicher?" Der Jüngere wurde rot. „Tut mir leid, wenn dich das erschreckt hat. Das war wohl, weil ich keine Erfahrung hatte und nicht wusste, was auf mich zukommt. Vielleicht ein klitzekleiner Schock, nichts weiter." V sah immer noch nicht überzeugt aus und Kookie beschloss, noch einen draufzusetzen. „Es war wundervoll. Einfach alles. Ehrlich. Du hast alles richtig gemacht. Es war perfekt und ich hätte nichts daran ändern wollen." Jungkooks Blick war voller Liebe. Tae bekam eine Gänsehaut, als er ihm in die Augen sah. „Dann ehrt es mich, der Erste gewesen zu sein", sagte er und senkte leicht den Kopf wie bei einer Verbeugung. Jungkook verkniff sich ein Lächeln. „Du bist süß. Aber echt gemein. Weißt du, wie schwer es ist, so ernst zu bleiben, wenn du so etwas zu mir sagst? Es ist verdammt schwer dabei, traurig zu gucken." Tae lächelte sanft. „In Ordnung. Dann beschränke ich mich auf die Fakten."

Jungkook warf entgeistert den Kopf in den Nacken und schüttelte mit strafendem Blick den Kopf. „An dir ist auch ein atemberaubender Schauspieler verloren gegangen", murmelte Tae. Kookie stemmte die Arme in die Seiten und sah ihn erwartungsvoll an. "Fakten, Tae-Tae", sagte Jungkook mit strengem Gesichtsausdruck. Tae zuckte zusammen, musste sich aber ein Lachen verkneifen. Wenn Kookie einen auf Bad-Boy machte, wollte er ihm am liebsten in fluffige Wange kneifen, um ihn daran zu erinnern, dass er dafür viel zu süß war.

„Also, ich bin aufgestanden und wollte runter ins Fitnesscenter", berichtete er, "Mein Kopf war so voller Gedanken, ich wollte ihn einfach nur leer bekommen, verstehst du? Aber bis zum Trainingsraum bin ich gar nicht gekommen. Bang PD hat mich auf dem Weg abgefangen und wollte mit mir reden. Ich habe mir nichts dabei gedacht. Erst, als er mich gefragt hat, was das eigentlich mit dir und mir ist, bin ich misstrauisch geworden. Ich wollte mich rausreden, hab gesagt, dass du wie ein kleiner Bruder für mich bist und so weiter. Ich habe ganz unschuldig nachgefragt, warum er das wissen wolle. Er hat mich ganz ernst angesehen und dann gesagt: ‚Mit deinem kleinen Bruder würdest du nicht auf dem Flur rumknutschen.' Und da ist es mir wieder eingefallen. Gestern... vor meinem Apartment... habe ich mich irgendwie beobachtet gefühlt." Jungkook sah ihn entsetzt an. „Als du die Tür aufgeschlossen hast, oder? Du hast dich umgesehen." Tae nickte. „Er muss uns gesehen haben. Zuerst war es mir ein furchtbar peinlich, ich meine, er ist ja fast sowas wie ein zweiter Vater für uns alle. Aber dann habe ich seinen Gesichtsausdruck gesehen... und konnte ihn nicht wirklich deuten. Irgendwie eine Mischung aus Hilflosigkeit, Trauer, Bestürzung, Hoffnungslosigkeit oder sonst etwas – aber auch Neugier. Es hat mich total verwirrt. Er meinte zu mir, dass das nicht ginge. K-Pop Idols dürfen keine Beziehungen haben, auch nicht untereinander – nein, erst recht nicht untereinander hat er gesagt. Ich solle mir nur vorstellen, was für ein Chaos ausbrechen würde, wenn all die Fans erfahren würden, dass einer aus der Gruppe vergeben wäre, Millionen von Teenagerträumen wären zerstört. Und dann auch noch zwei auf einmal und miteinander...? Alles würde zusammenbrechen. Es gäbe zwar die, die das gut finden würden, aber auf der anderen Seite wären die, die deswegen Selbstmord begehen würden. Und Kookie, wie wissen, dass er die Wahrheit sagt. Das ist einfach zu krass." Der Jüngere schwieg und sah ihn mit angsterfüllten Augen an.

Tae schluckte. Er verschwieg, dass PD ausgerechnet ihn ins Gespräch gezogen hatte, weil er bei Jungkook nicht weit gekommen wäre. Der ließ sich nichts sagen, wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte. Außerdem stellte er in diesem speziellen Fall ohne Zweifel seine Bedürfnisse und seine Liebe zu Taehyung über alles - nicht dass er egoistisch war, aber er wusste es nicht besser. Er war zu jung, zu unvernünftig, zu unerfahren mit Verantwortung. Er wusste nicht, dass Liebe auch wehtun konnte. PD war zu Taehyung gekommen, um an sein Gewissen zu appellieren und mit großer Wahrscheinlichkeit etwas zu erreichen, was bei Jungkook unmöglich war.


Ein Fehler? [Taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt