Teil 11

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Tae konnte Jungkook nur sprachlos anstarren.

„Was hast du gerade gesagt?"

Der Jüngere sah ihm mutig ins Gesicht. „Ich lasse dich nicht einfach so gehen. Du kannst vielleicht so tun, als würde dich das alles nicht interessieren. Aber ich gebe dich - ich gebe uns! - nicht auf. Ich will dich. Mehr als alles andere, Taehyung. Begreif das", sagte er ruhig.

Tae musste schlucken. Was, wenn er versagte? Wenn Jungkook sich nicht mal von ihm etwas sagen ließ? Wenn er wirklich ein so sturer Esel war, dass er gerade jetzt seinen Willen durchsetzen wollte?

„Jungkook. Lass gut sein. Wie oft soll ich mich noch entschuldigen? Ich bereue, was ich getan habe. Lass mich nicht so auflaufen", bat er mit zitternder Stimme. Bitte gib doch nach, flehte er stumm, ich halte das auch nicht mehr lange aus...

„Ich bereue aber nicht, was du getan hast", sagte Jungkook grinsend. „Du machst Witze?!", keuchte V. Für eine Sekunde hatte Jungkook ihn aus der Fassung gebracht – dieser Typ war einfach unfassbar! –, doch er fing sich recht schnell wieder. Jungkook schüttelte als Antwort auf Taes Frage nur stumm lächelnd den Kopf.

„Hör zu, JK! Du darfst das nicht sagen! Das geht nicht. Das gestern war ein riesengroßer Ausrutscher. Zum x-ten Mal. Es geht nicht, verdammt nochmal. Bitte mach das Ganze nicht zu so einer großen Sache. Komm schon. Mach es dir nicht schwerer, als es ist. Du siehst doch, dass es dir zu schaffen macht. Und ehrlich gesagt, an mir geht das auch nicht so vorbei. Ich werde nie wieder schlafen können, weil du mir jetzt so viele Schuldgefühle gibst. Und trotzdem. Das ändert nichts an der Tatsache, was es war - nein, es bestärkt sie nur noch: Es war ein riesiger Fehler. Du und ich... kein Wir. Niemals. Es geht nicht!" Jungkook starrte ihn an. "Du sagst, es würde nicht gehen... Dabei hast du es noch nicht probiert."

Taehyung hätte schreien können. In diese Richtung ging es jetzt also.

"Und das werde ich auch nicht. Es ist falsch." Jungkook lächelte leicht. "Hat sich definitiv nicht danach angefühlt, aber okay." Tae schnaubte frustriert. Was sollte er noch alles tun?! "Falsch..." Der Jüngere kicherte. "Gott, daran war weiß Gott eine Menge falsch... Aber wenn das falsch ist, was ist dann richtig? Es gibt keinen richtigen Weg, wenn das falsch war. Stoß mich nicht von dir, bitte. Ich weiß, dass du das genauso wenig willst wie ich." Taehyung presste sich die Hände auf die Ohren. "Hör auf! Hör auf! Das ist alles Unsinn, alles Unsinn, du manipulierst mich, das kannst du am Besten... Lass es! Verdammt nochmal, lass es!"

Der Jüngere seufzte, als Taehyung ihn nur wütend anstarrte. "Tae... Es ist nun einmal passiert. Wir können es nicht rückgängig machen, diese Nacht. Wir haben uns gefunden, warum verstehst du das nicht?" Tae ballte die Hände zu Fäusten und Jungkook griff nach ihnen, doch Tae zog sie aufgebracht zurück. „Ich war aufgebracht und verzweifelt, ich war nicht zurechnungsfähig! Es hatte keine Bedeutung. Warum verstehst du das nicht!?" Jungkook sah ihn mit großen, tränengefüllten Augen an.
„Du bist jetzt auch aufgebracht", sagte er leise.
Taehyung schwieg.
„Passiert es jetzt nochmal?", setzte Kookie noch einen drauf.

Tae wandte sich ab und hörte, wie Jungkook schluchzte. „Ich werde jetzt gehen", sagte V schroff, „Du solltest aufhören zu weinen, dich nochmal frisch machen und dann nachkommen. Und noch etwas. Verhalte dich normal, mir gegenüber. Dann tue ich das auch." Tae drehte sich um und griff nach der Türklinke, doch Jungkook packte ihn von hinten. Als Tae sich umdrehte, erschrak er. Jungkooks Gesicht war tränenüberströmt, seine Augen waren rot und seine Wangen geschwollen. Aber er lächelte. Es war zugleich Angst einflößend und wunderschön. „In Ordnung. Wenn das dein letztes Wort ist... Nur eins noch." V betete, dass es wirklich und wahrhaftig ‚nur noch eins' war. Länger hielt er es hier nicht mehr aus, Jungkookie so zuzusetzen.

„Ich muss es dir sagen. Sonst würde ich mich dir gegenüber schlecht fühlen. Weißt du, das gestern war besonders für mich. Sehr besonders. Kannst du dir vorstellen, warum?"

Es hätte tausend Gründe geben können. Aber Jungkook sah Tae so vielsagend an, dass der innerhalb von Sekundenbruchteilen verstand. Natürlich. Es war das erste Mal gewesen. Tae riss vor Fassungslosigkeit die Augen auf. Was hatte er nur getan...

Jungkooks Lächeln wurde wärmer. „Ich sehe, du kannst es dir denken", bemerkte er leise. Tae brachte immer noch kein Wort heraus. Sein Herz hatte ausgesetzt. Innerlich war er gestorben. Sein Atem ging nur noch stoßweise und viel zu laut. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen starrte er den Jüngeren an, der ganz ruhig und gelassen seinen Blick erwiderte. V spürte, wie ihm die Türklinke aus den Fingern rutschte und er zu zittern begann. Ohne es zu merken, schüttelte er entgeistert den Kopf. Jungkook hingegen nickte langsam.

Was hatte er da angerichtet...? Das konnte er nicht. Er konnte es nicht. Und er wollte es nicht.

„Ich habe es mir weiß Gott ganz anders vorgestellt. Und auch, wenn du sagst, dass es – für dich – nur ein unbedeutender One-Night-Stand war, will ich mich trotzdem dafür bedanken. Es war atemberaubend und es hätte nicht besser sein können. Vor allem, weil es mit dir war."

Das war der Moment, in dem Taehyungs Mauer, die er so lange standhaft aufrechterhalten hatte, mit lautem Getöse in sich zusammenkrachte.

Ein Fehler? [Taekook]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt