Science meets fiction: Wenn Realität auf Fiktion trifft (1)

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Es ist soweit. 

Heute ist ein Tag wie kein anderer. 

Denn heute wird ein völlig neues Format publiziert, welches es in diesem Buch bisher so nicht gegeben hat! Ein Kapitel, welches weniger mit Momenten aus dem Physikstudium zutun hat, aber es sollte trotzdem unterhaltend sein. 

Was passiert, wenn ein Nerd wie er im Buche steht, der sich für Aussagenlogik interessiert, mit so etwas Unberechenbarem wie die Liebe konfrontiert wird? 

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"Was bedeutet es nochmal, wenn ich die leere Klausel resolviert habe?", fragte Aaron und blickte von seinem Zettel auf. Zufrieden sah er sich die Gleichungen an und fand, dass sie richtig waren.

"Das bedeutet, dass Nicht-Phi ein Widerspruch ist.", antwortet Jayden, sein bester Freund und Klassenkamerad. "Ganz normale Anwendung des Resolutionsverfahrens eben. Du zeigst, dass ein logischer Ausdruck Phi eine Tautologie ist, indem du für die Negation beweist, dass sie unerfüllbar ist. Alles ganz esay."

Natürlich wusste Aaron schon die Antwort, die Frage war nur reine Rhetorik. Der gesamte Übungszettel erwies sich als Reinfall, denn er war viel zu einfach. Nur ein paar billige Rechnungen. Er wollte endlich etwas Anspruchsvolles machen, das nicht nur ein bisschen fordernder war als der öde Schulstoff. Niemand außer ihnen kam am ersten Schultag nach den Pfingstferien schon zwanzig Minuten vor Schulbeginn ins Klassenzimmer, um Übungszettel zu berechnen, die ihnen von Informatikstudenten aus dem Bekanntenkreis gegeben wurden. Entsprechend hatten sie an diesem sonnigen Montagmorgen bei zwanzig Grad Raumtemperatur und einem grenzwertigen Sauerstoffgehalt ihre Ruhe. Noch, denn in wenigen Minuten würden die ersten Schüler kommen und der Spaß hatte leider ein Ende.

"Hat jemand von euch auch noch etwas anderes außer Logik im Kopf und dran gedacht, dass wir heute eine neue Schülerin bekommen?", fragte der dritte und letzte im Bunde, Lorenz, und sah die anderen an, als kämen sie von einem anderen Planeten.

"Echt?" Jetzt sahen sie sich gegenseitig an, als wären sie von einem anderen Planeten. Nicht, dass Aaron so etwas herausragend interessierte, wenn er gerade mit Logik beschäftigt war. Soll doch eine Neue kommen, die hätte sowieso kein Interesse an solch hoffnungslosen Nerds wie ihnen.

"Ich habe in Erfahrung bringen können, dass sie echt scharf sein soll. Du stehst doch auf Rothaarige, habe ich gehört?!", versuchte Lorenz ihn aufzuziehen.

"Echt?!" Aaron konzentrierte sich auf die nächste Aufgabe, in der es um Folgerungen aus dem Kompaktheitssatz der Aussagenlogik ging. Lorenz schien ihm da keine besondere Hilfe zu sein, denn der ging ihm proportional zur Zeit auf die Nerven. "Jayden, du bist doch unser Logikexperte. Hast du schon eine Idee, was die von uns wollen?"

Leider ließ Lorenz ihn nicht zu Wort kommen. "Und sie heißt Anna."

"Wusstest du, dass die Zeichenfolge 'Anna' ein Palindrom ist? Sie verändert sich rückwärts gelesen nicht.", stellte Jayden mit einem Blick auf den Übungszettel fest. Es fehlte nur noch eine Aufgabe, dann hatten sie den Zettel fertig. Dieses Mal sogar in Rekordzeit, statt sieben oder acht Stunden brauchten sie nur zwei.

"Das Problem, ob ein Wort ein Palindrom ist, ist entscheidbar. Das heißt, es gibt eine Turingmaschine, die dieses Problem lösen kann. Wer von euch hat heute Nachmittag Lust, eine solche Turingmaschine zu programmieren?", fragte Lorenz. "Dann kann ich euch auch endlich mal zeigen, wie leicht es ist, euch auf den Schulservern die ganzen Informationen zu beschaffen. Die IT-Infrastruktur von denen ist voll 1900, die verwenden noch Windows 2000 und sind stolz drauf."

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