L I S A
Volkan ♥: bin gleich bei dir
Seit gut zehn Minuten starrte ich abwechselnd auf seine Nachricht, legte mein Handy weg, nahm es aber gleich wieder in die Hand und öffnete seine Nachricht erneut. Ebenso unentschlossen entschied ich mich alle paar Sekunden um, wie ich ihn begrüßen würde. Sollte ich ihn gleich damit konfrontieren, oder erstmal so tun, als wüsste ich von nichts und abwarten, ob er es mir von selbst sagte? Ich nahm mir vor, auf jeden Fall nicht loszuheulen. Ich würde hart bleiben. Ihn vielleicht auch ein bisschen anschreien.
Und wenn er sie gar nicht gevögelt hat? Ach, komm schon, wieso hätte er sie sonst mit zu sich nehmen sollen? Um ihr seine Videospiel-Sammlung zu zeigen?
Als es an der Tür klingelte stand ich wie in Trance auf und drückte auf den Knopf, ohne erst den Hörer abzunehmen. Ich stellte einen Schuh in den Türrahmen und setzte mich wieder auf mein ungemachtes Bett. Ich faltete meine Hände in meinem Schoß, um sie vom Zittern abzuhalten.
Aus dem Flur hörte ich das Klicken der zugehenden Tür. Volkan erschien. Er bückte sich wie immer leicht unter dem Rahmen durch, um nicht mit dem Kopf anzustoßen. Er lächelte breit und nahm seine Sonnenbrille ab, legte sie auf meine Schreibtisch und kam dann schnell zu mir herüber, um sich neben mich zu setzen. "Hey Babe", sagte er und begrüßte mich mit einem schnellen Kuss auf die Lippen, den ich nicht erwiderte. Sein Lächeln sah schuldbewusst aus, als er fragte: "Bist du sauer, weil ich gestern nicht mir dir nach Hause gefahren bin?"
"Nein, deshalb nicht", antwortete ich.
Er schien kurz zu überlegen, bis schließlich Verständnis in seinem Gesicht aufleuchtete. "Du weißt das mit Miri, oder?"
Ich keuchte ungläubig auf. Dass er dabei noch so ruhig bleiben konnte!
Er runzelte die Stirn. "Was genau denkst du, was passiert ist?"
"Na, was wohl!?" Ich sprang auf. Ein greller Schmerz zuckte angesichts der schnellen Bewegung durch meine Schläfen und mir wurde schwindelig, aber ich ignorierte den Kater und funkelte Volkan wütend an. "Dass du mich nicht nach Hause gebracht hast, nehm ich dir nicht übel, aber dann gleich eine andere mit zu dir zu nehmen, das ist wirklich zu viel, Volkan! Wie kannst du so was machen?" Ich schrie nun fast, auch, weil ich versuchte, das Zittern aus meiner Stimme fernzuhalten. "Wie war das noch mit deinem Versprechen, mir nicht wehzutun? Hast du ernsthaft geglaubt, ich finde das nicht heraus, oder ist es dir einfach egal?"
Zu meiner Überraschung verwandelte sich Volkans schuldbewusster Gesichtsausdruck nun ebenfalls in Wut.
"Ich habe sie nach Hause gefahren, damit sie nicht im Dunkeln alleine draußen rumrennt", schnauzte er. Seine Stimme klang vorwurfsvoll. "Sie hatte ihren Schlüssel vergessen. Oder hat das jedenfalls behauptet. Ich hab ihr angeboten, auf meiner Couch zu pennen, was sie dann auch gemacht hat. Ich wollte einfach nett sein. Ich hab sie nicht angefasst."
"Aha, Schlüssel vergessen", sagte ich zweifelnd, senkte nun aber meine Stimme.
"Was weiß ich. Glaubst du ernsthaft, ich würde das tun?" Er sprang auf. "Außerdem verstehe ich auch gar nicht, wie du mich deshalb so angehen kannst. Wer hat denn gestern seinen Arsch an zehn verschiedenen Schwänzen gerieben wie so eine billige Schlampe?"
"Ich- ich war betrunken", versuchte ich, mich zu rechtfertigen. "Und ich hab mich an gar niemandem gerieben..." Ich hatte ihn selten so sauer erlebt, und noch nie hatte er in diesem Ton mit mir gesprochen. Ich fragte mich, ob er wirklich so verletzt war durch meine Anschuldigungen, oder ob er sich jetzt nur als das Opfer darstellen wollte, um abzulenken. Ich fand seine Reaktion übertrieben. Ich meine, erst redet er den ganzen Abend mit ihr, dann gehen die beiden zusammen heim... was sollte ich denn da sonst denken? "Wäre ja nicht das erste Mal, dass du deine Freundin betrügst", argumentierte ich. Er und seine Ex-Freundin Corinna hatten sich getrennt, weil er fremdgegangen war. Das wusste ich von Sasan.

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Bitte, Baby, brich mir nicht das Herz
Fanfic"Was sich liebt, das neckt sich - also sag, wieso regst du dich auf?" (Fan-Fiction zu Apache 207 - Fortsetzung zu "Alles, was ich seh', bist du")