Kapitel 24 - Das hast du nicht mehr verdient

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V O L K A N

  "Wollen wir uns eigentlich was zu Weihnachten schenken?", fragte Lisa plötzlich. 

Ich schaute erschrocken auf. War das einer dieser Momente, wo sie eigentlich wollte, dass ich ja  sage? Ich hatte keine Ahnung, was ich ihr schenken sollte. Für ihren Geburtstag hatte ich bereits etwas in Planung, aber das würde ich bis Weihnachten nicht auf die Ketten bekommen. "Willst du?", fragte ich ausweichend. 

  "Eigentlich nicht", sagte sie und ich sackte erleichtert zusammen. "Ich wüsste gar nicht  wirklich, was ich dir schenken soll."

Ich grinste. Wir passten ziemlich gut zusammen.

Gestern hätte ich ihr in meiner Wut beinahe an den Kopf geworfen, was in der einen Nacht im Hotelzimmer passiert war. Zum Glück hatte ich mich zusammengerissen. Ich war mir ziemlich sicher, dass Schluss wäre, wenn sie das herausfand. Sie durfte es nie, nie erfahren. Und ich würde so eine Scheiße garantiert nie, nie wieder machen.

Ich ließ mir noch einmal ihre Anschuldigungen durch den Kopf gehen. Kämpfte ich wirklich zu wenig um sie? Irgendwie stimmte es schon; ich könnte mir wirklich mehr Mühe geben. Ich konnte jetzt eben nicht mehr immer nur machen, was ich wollte, sondern musste auch mal versuchen, mitzubekommen, was sie wollte. Aber das bekam ich schon hin. Es war nur ungewohnt. 

  "Wollen wir heute einen Filmabend machen?", fragte ich unschuldig. So könnte ich den Streit von gestern vielleicht wiedergutmachen. Ich hatte heute extra den Jungs abgesagt. Sie wurden langsam schon stinkig, weil ich ja gestern auch nicht mehr gekommen war. Daran mussten sie sich auch gewöhnen - ich hatte jetzt eben nicht mehr immer Zeit für sie.

  Liz warf mir einen genervten Blick zu, lächelte aber. "Hab keine richtige Lust. Wollen wir stattdessen was zusammen kochen? Bei dir?"

  "Okay, was denn?" Meine Kochkünste hielten sich eher in Grenzen. Ihre allerdings auch. Nicht, dass ich ihr das jemals sagen würde. 

  "Hakan hatte doch letztens sowas leckeres Türkisches für uns gemacht, als wir bei ihm waren - weißt du noch, kurz bevor wir zu meinen Eltern gefahren sind? Kannst ihn ja mal nach dem Rezept fragen. Und hey, lad ihn doch gleich ein." Sie klang betont beiläufig, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie das Essen nur als Vorwand nutzte, und es ihr eigentlich darum ging, Hakan zu sehen. Ich hakte nicht weiter nach - vielleicht wollte sie das mit den Weihnachtsgeschenken doch durchziehen und ihn ausfragen, was sie mir schenken konnte. Ich nahm mir vor, demnächst vorsichtshalber ein Geschenk kaufen zu gehen. Wenn sie mir etwas schenkte, und ich ohne dastand, wäre ich sonst wieder der Arsch. Oder, Moment-

Ein Lächeln umspielte meine Lippen. Oh doch, ich wusste das perfekte Geschenk. Dass mir das nicht schon eher eingefallen war...

* * *

  "Wo hast du deine Frau gelassen?", fragte ich meinen Bruder bei der Begrüßung. 

  "Arbeit", lachte Hakan. "Hey, Kleine", begrüßte er Lisa und umarmte sie fest. "Wollen wir?", fragte er und hob die Einkaufstüten hoch, die wahrscheinlich mit Zutaten fürs Kochen gefüllt waren. 

Ich hielt mich aus der Kocherei weitestgehend raus. Hakan, der alte Küchenchef, hatte das ganz gut im Griff. 

  "Was geht so bei dir, kleiner Bruder?", fragte Hakan. Ich zuckte nur mit den Schultern.

  "Er spielt am Wochenende auf der Weihnachtsshow von Sido", erzählte Lisa für mich. Sie klang bemerkbar stolz, was mir schon wieder ein Grinsen entlockte. Sie war so süß.

Bitte, Baby, brich mir nicht das HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt