Kapitel 13 - Fame und so

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Ich erreichte Volkan an diesem Abend nicht mehr, schrieb ihm aber eine Nachricht, in der ich mich entschuldigte. Den Sonntag Vormittag verbrachte ich mit Lernen, was ich bitter nötig hatte. In letzter Zeit hatte ich die Uni schleifen lassen. Volkan und ich tauschten noch ein paar Nachrichten, aber ich konnte aus ihnen nicht deuten, ob er immer noch sauer war. Am Nachmittag hielt ich es dann nicht mehr aus. Ich nahm den Bus und fuhr einfach zu ihm nach Hause und hoffte, dass er da war. Ich hatte Glück. 

  "Ich bin's", rief ich in die Gegensprechanlage. Es dauerte einen Moment, bis er mir die Tür öffnete. Ich wurde schon wieder wütend. War es wirklich nötig, mich so zu behandeln? Konnte es ihm nicht lieber sein, wenn ich ein wenig zu eifersüchtig war, als wenn es mir völlig egal wäre?

Oben angekommen erwartete er mich bereits. Er trug nur ein weißes Unterhemd und eine ebenfalls weiße, enge Unterhose. Seine Haare waren noch leicht feucht vom Duschen und fielen ihm auf die Schultern. Mein Ärger verrauchte sofort, als ich ihn so sah. Ich biss mir auf die Unterlippe. Ich stellte mich dicht vor ihn, legte den Kopf in den Nacken und reckte mich, so weit es meine geringe Körpergröße zuließ, nach oben. Es nervte, dass ich ihn nie küssen konnte, wenn er sich nicht zu mir herunterbeugte. Es gab ihm eine Art Macht über mich. Obwohl, irgendwie war es auch reizvoll. 

  "Hi, Babe. Komme ich ungelegen?"

  "Du kommst immer ungelegen", knurrte er, doch seine Augen blitzten verschmitzt, und ich lächelte. Wenn er mich schon neckte, konnte er nicht mehr allzu sauer auf mich sein. 

Er gab mir nicht die Chance, ihn zu küssen, sondern hielt mir nur lang genug die Tür auf, damit ich nach drinnen kommen konnte und ließ mich dann im Flur stehen. Ich zog mir Schuhe und Jacke aus und folgte ihm in sein Wohnzimmer. Volkan schaltete den Fernseher an und zappte durch die Kanäle. "Wie war dein Tag?", fragte er mit desinteressierter Stimme, ohne mich anzusehen. Ich ließ mich davon nicht aus der Ruhe bringen. 

  "Gut. Du, es tut mir leid, dass wir uns gestritten haben. Ich würde es gern wiedergutmachen." Ich schlang die Arme um seinen Hals und freute mich, dass er mich nicht wegstieß. Stattdessen drehte er sein Gesicht zu mir und grinste. "Wiedergutmachen?", sagte er und zuckte zweimal mit den Brauen nach oben. 

  Ich verdrehte die Augen. "Nicht so! Ich meinte, ich lade dich zum Essen ein. Jetzt?"

  "Okay. Ich zieh mir was an."

  "Musst du nicht", sagte ich schwach mit Blick auf seinen Schritt, als er aufstand und sich dicht zwischen Couch und Sofatisch an mir vorbei presste. 

  Er wuschelte mir durch die Haare. "Lustmolch", sagte er mit einem Lächeln in der Stimme. 

* * *

Eine gute halbe Stunde später saßen wir im Dönerladen und hielten uns die vollen Bäuche. Volkan hatte seine Sonnenbrille auf, aber ich machte mir gar nicht erst die Mühe, ihn zu bitten, sie abzunehmen. 

  "Bock auf Nachtisch?", fragte ich und er sah mich ungläubig über den Rand der Brille hinweg an. 

  "Du hast noch Hunger?"

  "Für Süßes ist immer noch Platz."

Kopfschüttelnd stand er auf und nahm meine Hand. Wir verließen das Restaurant und schlenderten die Straße entlang. 

  "Woran hast du gedacht?" 

Ich deutete auf ein Eiscafé auf der anderen Straßenseite und zog Volkan hinter mir her. Er lachte, als er sah, wo ich hinwollte. "Bei den Temperaturen fällt auch nur dir ein, Eis zu essen", sagte er belustigt. Das Fenster, durch das sie normalerweise Waffeleis zum Mitnehmen verkauften, war für die Winter-Saison geschlossen, doch drinnen konnte man trotzdem welches bestellen. Ich las mir kurz das Angebot durch und entschied mich für eine Kugel Erdbeereis. "Schoko", sagte Volkan dem Verkäufer und legte ein paar Münzen in die Geldschale. Ich funkelte ihn an. Ich hatte schon den Döner nicht bezahlen dürfen. Der Schuldenberg, den ich bei ihm hatte, häufte sich langsam auf. Mir war egal, ob er mehr hatte als ich - es war mir unangenehm, dass er immer für mich bezahlte, und er wusste das. Ich ließ es ihm trotzdem ohne zu Murren durchgehen. Irgendwann würde ich ihm einfach einen 100er ins Portemonnaie schmuggeln, und wir wären quitt.

Bitte, Baby, brich mir nicht das HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt