Kapitel 17 - Backstage

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Volkan und ich betraten gerade die Lobby des Hotels, als sein Handy klingelte. "Julian", informierte er mich und nahm dann ab. 

  "Bro?"

Ich hörte Julians Stimme aus dem Hörer dröhnen, konnte aber nicht verstehen, was er sagte.

  "Wir sind schon im Hotel, wollen aber eigentlich lieber ins Bett - ja Mann, ich weiß, aber müssen wir wirkli- Alter, das geht echt nicht, doch nicht wenn sie  dabei ist - ja gut, ich frage sie." Er legte auf, ohne sich zu verabschieden, und sah mich mit großen Hundeaugen an. "Babe, ich muss eigentlich noch zur Aftershow-Party... ist das okay für dich? Wir können auch hoch gehen." 

  "Was meintest du mit 'nicht wenn sie dabei ist'?", fragte ich mit zusammengekniffenen Augen. 

  "Oh, ähm. Naja, bei uns im Backstage wird's manchmal etwas... wild." Ich sah ihn weiter herausfordernd an. Er zuckte mit den Schultern. "Weiber, Drogen, du weißt schon. Eigentlich nichts Krasses, aber dir wird das nicht gefallen."

  "Nutten?"

  Er grinste. "Wenn ich da bin kommen die Frauen freiwillig, da brauchen wir keine zu bestellen."

Ich stieß ihm meinen Ellenbogen in die Seite, vielleicht ein wenig zu hart. Er mochte es als Witz meinen, aber ich glaubte, in seinen Worten steckte mehr Wahrheit, als er wusste. Zu viel Wahrheit für meinen Geschmack.

Ich hatte absolut keinen Bock auf diese Party. Ich war einfach müde. Allerdings schien Volkan dort hin zu wollen, und ich würde lügen, wenn ich behaupten würde, dass ich nicht neugierig war, wie so eine Rapper-Party aussah. So schnell würde ich vielleicht nicht wieder die Gelegenheit bekommen, bei einer dabei zu sein.

  "Komm, wir gehen da hin", sagte ich und stieß die schwere Eingangstür des Hotels wieder auf.

* * *

  "Hola, Chica", begrüßte mich Bausa. Ich wischte mir unauffällig mit dem Ärmel über die Wange, wo sein feuchter Kuss einen nassen Fleck hinterlassen hatte. "Nimm erst mal einen Drink, schöne Frau, du sollst uns hier nicht verdursten. Was willst du, Jacky Cola? Vodka? Bier?"

  "Ähm", sagte ich und überlegte, ob es sich lohnen würde, zu sagen, dass ich nichts trinken wollte. Das hier schien mir nicht die Art Veranstaltung zu sein, auf der solche Aussagen akzeptiert wurden. 

Der Raum war groß genug, um etwa 20 Leuten genug Platz zu geben, sich auf die zahlreichen Sitzmöglichkeiten zu verteilen. Die Sofas, Sitzsäcke und Stehtische passten allesamt nicht zueinander und vermittelten auf kuriose Weise gleichzeitig den Eindruck, als wäre man sowohl in einer schicken Bar als auch im Wohnzimmer einer Studenten-WG. Der Raum war fensterlos und die Decken niedrig, und dennoch kam in dem schummrigen Halbdunkel, das von versteckten Lichtquellen erzeugt wurde, kein Gefühl von Enge auf. Ich konnte nicht erkennen, wozu dieser Ort eigentlich genutzt wurde, wenn nicht gerade Backstage-Partys stattfanden. Vielleicht war aber auch genau das seine Funktion.

Dass es keine Fenster gab störte zwar nicht das Ambiente, meine Nase sehnte sich allerdings schon nach wenigen Sekunden nach frischem Sauerstoff. Den Leuten war der Weg die Treppe rauf nach draußen wohl zu weit, um sich eine Zigarette anzuzünden, und ich konnte schwören, dass irgendwo eine Nebelmaschine stand, so dicht war der Dunst. Der Geruch nach Cannabis war noch der angenehmste von allen. 

  "Sie trinkt nur Gin Tonic", antwortete Volkan für mich. 

  "Ham wa nich", sagte Julian und verschwand ohne ein weiteres Wort in die hintere Hälfte des Raumes, wo ein Bar-Tresen aufgebaut war. Auf dem Weg dahin kam er an einer großgewachsenen Blondine im Minikleid vorbei und gab ihr im Vorbeigehen einen Klaps auf den Po. Sie drehte sich mit einem Lächeln zu ihm um, bevor sie sich wieder ihrem Gesprächspartner zuwandte, der gerade an einem Joint zog. Ich musste an Lilly denken. Ich hoffte für sie, dass sie nicht wirklich von Bausa schwanger war.

Bitte, Baby, brich mir nicht das HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt