mühelos

friedlicher Mittwoch

7 Tage

,,Heute verlange ich aber von dir, dass du mit mir redest."

,,Ich hatte nichts anderes vor."

,,Sehr schön. Ist dir etwas eingefallen, das du gerne machen möchtest?"

,,Nein, ich bin planlos."

,,Dann lernen wir uns erstmal kennen und danach sehen wir weiter."

,,Stell mir einfach Fragen und ich antworte."

,,Gut. Wieso machst du das alles überhaupt?"

,,Ich bin hier, weil es meine Pflicht ist soetwas zu tun."

,,Bullshit! Niemand muss soetwas tun, weil er sich dazu verpflichtet fühlt. Du solltest das aus freien Stücken machen."

,,Das mache ich doch auch, aber so ist es nunmal Tradition in meiner Familie."

,,Traditionen sind da, um gebrochen zu werden. Wer seid ihr, dass ihr an alten und dämlichen Sachen engstirnig festhaltet? Soetwas kommt nur in Adelsfamilien vor."

,,Wie lustig du doch sein kannst, aber du verstehst das nicht. Das versteht niemand, wenn er nicht rein geboren wurde. Ich wurde fast mein ganzes Leben lang auf die Zeit hier vorbereitet. Ich hätte mir zwar vorstellen können, etwas anderes zu machen später, aber das hätte sich möglicherweise falsch angefühlt. Ich hatte immerhin eine Ahnung was auf mich zukommen würde und ich habe mich fast darauf gefreut, anfangs jedenfalls."

,,Das klingt nach einer tollen Kindheit."

,,Das war sie. Vielleicht war es falsch, dass ich deshalb viel Aufmerksamkeit bekommen habe, weil sie wussten, dass sie mich hier nicht besuchen dürfen, aber ich hatte alles was ich mir gewünscht habe und ich wusste, dass mein Platz und mein Verhalten hier meine Chance ist, ihnen dafür zu danken. Jedenfalls habe ich das früher so gesehen."

,,Und was ist mit Lita? Wer ist das überhaupt?"

,,Lita ist das kleine Mädchen, wegen dem ich hier bin..."

,,Ich verstehe nicht ganz."

,,Wie auch, wenn du mich unterbricht, wenn ich nach den passenden Wörtern suche?"

,,Gut, ich bin schon still."

,,Das hoffe ich für dich. Damit du das mit Lita verstehst, muss ich dir von unserer Tradition erzählen. Es betrifft immer die jüngste Tochter des ältesten Sohnes der Blutlinie. Meinen jüngeren Bruder konnte es nicht treffen, daher trifft es mich. Meine Aufgabe ist es, das zu tun, was richtig ist und anderen helfen kann. Lita wurde auch eingezogen, weil sie jünger als ich ist, aber sie hat keine Rolle hier, weil ich freiwillig geblieben bin. Ich hätte gehen können."

,,Du opferst dich für Lita, damit sie unbeschwert leben kann?"

,,Das klingt doch nicht so herzlos, wie du anfangs dachtest oder?"

,,Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Ich habe nicht gedacht, dass es für jemanden eine Ehre sein kann, hier mitzumachen."

,,Bei Vive war es auch so."

,,Interessant."

,,Hast du noch Fragen?"

,,Nein, gerade nicht."

,,Gut, gehst du dann bitte? Ich möchte mich hinlegen."

,,Geht es dir nicht so gut?"

,,Ich denke, dass die Pillen die Konzentration in meinem Blut jetzt erreicht haben, ab der man sie überhaupt bemerkt."

,,Ich werde mich schlau machen, ob es etwas Lindernes gibt."

,,Nicht nötig. So schlimm sollte das durch noch 6 Dosen nicht werden."

,,Schlaf gut."