"Emma? Bitte hilf mir! Ich weiß echt nicht, was ich falsch gemacht habe!", ruft mir Zayn ängstlich zu.
Aus irgendeinem Grund ist nichts mehr von dem kühlen, harten Bad Boy da, für den ich ihn immer gehalten habe. Seufzend hole ich tief Luft und trabe neben ihm, nehme ihm die Zügel ab und halte seine Stute an, damit er sich in Ruhe richtig herum drehen kann. Ich schätze mal, dass bei den anderen alles gut ist, ich höre nur das normale Gejammer.
Nachdem Zayn wieder richtig herum sitzt lächelt er mir dankend zu. Ich nicke angespannt und drehe mich wieder nach vorne. Vor mir erstrecken sich die blühenden Wiesen meiner Heimat. In einer kleinen Gruppe reiten wir alle zusammen herum. Die Jungs stellen sich immer besser an, und auch nicht mehr so gänzlich ungeschickt. Ich reite neben Niall und Louis, vorne die anderen Drei, die sich über irgendwas unterhalten.
"Die Landschaft sieht hier so wunderschön aus. Wirklich krass. Das hätte ich von Deutschland nicht erwartet", staunt Niall bewundert und schaut sich weiter um. Bei jedem Schritt, dass sein Pferd macht rutscht er vor und zurück. Mich wundert es, dass ihm seine Eier nicht schon total schmerzen.
"Alter! Ich quetsche doch so mega meine Eier ein!", hat Harry im Gegensatz gesagt. Ich hab' diese Probleme ja zum Glück nicht. Louis hat auch angefangen sich umzuschauen.
"Jap, ist wirklich schön hier", stimmt er zu. Ich zwinkere beiden zu.
"Ich weiß zwar nicht wirklich, was ihr von meinem Land gehalten habt, aber ja, es ist wirklich sehr schön hier."
Ich sehe aus dem Augenwinkel, wie Niall nickt und irgendwas vor sich hin murmelt. Er will etwas sagen, aber ein lauter Schlag hindert ihn daran. Erschrocken schaue ich nach vorne, wie so ziemlich jeder von uns, und beginne schallend loszulachen. Es ist einfach zu witzig zu sehen, wie Harry da auf dem Boden mit seinem Sattel liegt, der sich endgütlig gelöst hat. Ich spüre schon die ersten Tränen, die ich weine, weil ich so schallend lachen muss. Harry steht griesgrämig auf und klopft sich den Staub von den Beinen, ehe er sich den Sattel schnappt und ihn wieder aufsattelt. Ich versuche wirklich nicht mehr zu lachen, aber irgendwie funktioniert es einfach nicht.
"Ja ja, sehr witzig, ich lach mich tot", murmelt er schlecht gelaunt. Ich grinse weiter und reiche ihm die Hand um ihn auf sein Pferd zu helfen, aber er starrt sie nur an und läuft an ihr vorbei. Etwas verwirrt nehme ich sie wieder zurück und wische mir über den Oberschenkel.
"Emma, wo reiten wir eigentlich genau hin?", fragt Liam mich. Ich lächele ihn an, was er mit einem Hochziehen seiner Augenbraue kommentiert und trabe langsam los, hin zu einem Wald. Ich höre, dass sie hinter mir hinterher kommen, sie versuchen es zumindest. Ich bringe mein Pferd zum stehen und drehe mich zu ihnen.
"Na ja, ihr habt mal nach meinem Leben gefragt, keine Ahnung ob ihr das noch wisst. Aber ich habe ziemlich blöd darauf reagiert und ich würde euch eine kleine Führung durch meine Erinnerungen und meine kranken Gedanken zur Verfügung stellen", erkläre ich lächelnd.
"Ich will eigentlich garnicht wirklich wissen, was dir so durch den Kopf geht", meint Zayn mürrisch.
Ich verdrehe meine Augen. "Na los, wir sind gleich am ersten Punkt, den ich am meisten mit meinem Leben hier verbinde."
Nach zehn Minuten im Gallop (Zayn ist vom Pferd gefallen, bla bla bla) erreichen wir eine kleine Lichtung, auf der fünf Bäume stehen. In der Mitte eine riesige Eiche, darum vier weitere, etwas kleinere. Das Blätterdach bedeckt fast den ganzen Himmel, es ist fast wie in einer Haube.
Die Jungs staunen nicht schlecht, als ich ihnen meinen Lieblingsort präsentiere.
"Wow", haucht Niall und schaut sich bewundernd um. Ich muss leicht lächeln und steige vom Pferd, das sowieso mit Fressen beschäftigt ist. Die Jungs gehen auch von ihren Tieren und wir setzen uns unter den Schatten der alten Eiche. Sie schauen mich erwartend an, ich schaue mit einer Grimasse im Gesicht zurück.
"Echt krass hier", meint auch Zayn und nickt mit seinem Kopf, "ich könnte mir mega gut vorstellen, dass ich hier etwas zeichne oder so. Das ist ein inspirierender Ort für einen Zeichner", scherzt er und breitet die Hände vor dem Gesicht aus, dann beginnt er leicht zu lachen, genau wie ich, genau wie die anderen vier.
"Warum wir hier sind ist eigentlich ganz einfach. Mein Nachbar hatte früher einen kleinen Hund, und seine Tochter, die bei ihm gewohnt hat hatte auch welche. Ich weiß nicht wie alt genau ich damals war, als wir diesen Ort entdeckt haben, ich schätze einfach mal als ich circa elf Jahre alt war. Meine Nachbarn und ich haben damals mit den Hunden die Gegend erkundet, sind ein bisschen herumgesprungen, herumgerannt, haben uns in Maisfeldern versteckt, hatten Angst dass ein Traktor kommt und uns ummäht, und irgendwann wurde uns unser Gebiet zu klein. Wir sind weiters weg gelaufen, meistens waren wir den ganzen Tag in den Ferien weg, haben gelacht und gespielt, wie Kinder das eben so machen. Und dann sind wir auf das hier gestoßen. Wir staunten wirklich nicht schlecht, und aus irgendeinem Grund sind wir immer öfters gekommen, haben fast unsere komplette Teenager Zeit hier verbracht, waren hier und redeten wenn es einem nicht gerade gut ging, was wirklich ziemlich oft der Fall war. Wir waren hier frei."
Sehnsüchtig starre ich einen kurzen Moment auf den Boden, dann grinse ich sie an und zeige auf die Rinde. Die Jungs schauen interessiert hin. Ich stehe auf und kratze ein bisschen Dreck weg, der sich mit der Zeit dort gesammelt hat. Wie aus dem Nichts kommen drei Buchstaben zu vorschein, ein E, ein C und ein L. für mich und meine Freundinnen. Harry fährt interessiert über das eingeritzte. Ihm scheint dieser Ort genauso zu gefallen, wie mir.
"Wie lange ist das denn schon da?", fragt Niall lächelnd. Ich zucke mit den Schultern und sage "Vielleicht acht Jahre oder so was in der Art."
Wie in einer Rückblende passiert alles in meinem Kopf revú. Es ist fast ein bisschen Schade, dass die Zeit, die ich so geliebt habe, von Sorgen und Kummer verdrängt wurde. Aber ich kann es nicht rückgängig machen.
"Emma?", höre ich Louis fragen. Ich drehe mich zu ihm und schaue ihn fragend an.
"Können wir hier ein Foto machen? So als Andenken?"
"Als Andenken als was?"
"An unsere gemeinsame Zeit", meint er lachend, was mir schließlich auch ein Lachen entlockt. Ich hole mein Handy raus und aus irgendeinem Grund machen wir die bescheuertsten Bilder, die ich je in meinem Leben gemacht habe.
"Ich habe ne Kamera dabei! Da können wir den Selbstauslöser nehmen und alle so hinstehen, wisst ihr was ich meine?", sagt Niall. Ich ziehe meine Augenbraue hoch.
"Woher hast du bitte eine Kamera?"
"Ja Gut, weißt du ich will auch was von diesem Urlaub un Erinnerung behalten." "Urlaub?", frage ich ironisch nach, aber er hat schon die Kamera auf einen Baumstamm gestellt und macht irgendwas daran.
"Stellt euch schon mal richtig hin", ruft er uns zu. Ich quetsche mich neben Louis und Harry. Harry legt mir eine Hand um die Hüfte, die ich versuche wieder empört wegzuschlagen, wobei ich Louis ausversehen ins Schienbein trete, der so schwankt, dass er Zayn fast mit zu Boden reißt. Niall brüllt irgendwas von fünf Sekunden und rast auf uns zu, dann springt er uns fast um und in unserem Gezanke vergessen wir völlig den Auslöser. Niall geht wieder zu seinem Aparat und lacht schallend los. Ich hetze als erste hin und schaue mir das Bild an. Es ist genauso, wie wir sind: chaotisch und völlig unharmonisch. Aber irgendwie gefällt es mir trotzdem. Es ist eben mal etwas anderes. Anders ist gut, anders gefällt mir.
"Machen wir noch eins wo wir lächeln?", fragt Niall lachend. Ich nicke grinsend.
"Wie soll dieser Teufel denn bitte Lächeln?", fragt Harry grinsend an mich gerichtet, wobei seine Grübchen, die mir irgendwie noch nie so richtig aufgefallen sind, richtig extrem hinausstechen. Ich boxe ihm grob gegen die Schulter und schüttele meinen Kopf lachend.
"Ich schicke dich zu meinem Boss dem Teufel, der soll dich bitte bei lebendigem Leibe verbrennen", meine ich während wir zu unserem Fotoplatz gehen und uns dort aufstellen. Zayn und Louis sind in der ersten Reihe und knien, Harry, ich, Liam und auch Niall stehen dann hinten und grinsen wie ein Grinsemonster. Niall sprintet wieder zu uns und stellt sich in Pose. Ich spüre, wie mir jemand in die Seite sticht und fange schallend an zu lachen. Ich weiß nicht was diese Kohlköpfe mit mir anstellen. Das ist doch verrückt.
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Village Trouble (One Direction)
FanfictionSommerferien! - Was gibt es besseres? So einiges! Das denkt sich zumindest die siebzehn-jährige Emma aus einem kleinen Kuhkaff im Herzen Deutschlands. Zwischen Kühen, lauten Traktoren und krähenden Hähnen soll sie tatsächlich alleine sechs komplett...