𝓬𝓲𝓷𝓬𝓸 𝓶𝓲𝓷𝓾𝓽𝓸𝓼 𝓪𝓷𝓽𝓮𝓼

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Martín und ich wechselten beunruhigte Blicke. Wir waren auf uns alleine gestellt, ohne den Professor, der für uns alles beobachtet hatte.

"Alle in die Bibliothek! Sofort!", schrie er in sein Walkie-Talkie und nickte mir zu, damit ich ihm folgte, doch als ich vor lauter Schock nicht reagierte, nahm er mich an die Hand und zog mich mit ihm.

"Palermo, was ist los?", fragte Stockholm beunruhigt, als wir in die Bibliothek gestürmt kamen.

"Gandía hat die Kameras getrennt. Der Professor hat keine Sicht mehr in der Bank. Wir sind alleine."

"Was?", fragte jetzt auch Helsinki, der gerade zusammen mit Río, Nairobi, Bogotá und Matías zu uns gekommen war.

"Wir müssen uns aufteilen. Er muss hier irgendwo eine Art Panikraum oder zumindest einen verstecken Waffenschrank haben."

"Aber warum? Er bewacht ja nicht irgendeinen Minister, sondern nur den Gobernador", zweifelte Denver.

"Und der kümmert sich um alle Staatsgeheimnisse, du Idiot. Natürlich wird er so stark bewacht!", entgegnete Palermo und brachte Denver zum Schweigen.

Tokio lachte verächtlich aus der Ecke, in der sie gefesselt war, auf, aber wir ignorierten sie alle.

"Denver, Río, kontrolliert den zweiten Stock und haltet die Augen nach irgendwelchen möglichen Verstecken auf. Helsinki, Stockholm, ihr bleibt bei Aires und mir. Bogotá und Nairobi: Geht nach unten, erreichtet eine Barrikade und schmelzt weiter. Je früher wir hier rauskommen, desto besser."

Sobald jeder seine Aufgabe bekommen hatte, rüsteten wir uns mit genügend Monition und Schutzwesten aus.

Ich war fast zwei Jahre beim spanischen Militär gewesen, und kurze Zeit, bis ich entlassen wurde, auch bei einer Spezialeinheit. Wenn Martín recht hatte und Gandía jahrelang auf Missionen im nahen Osten gewesen war, dann war er wohl ein professioneller Killer und wir verloren, denn auch wenn er nur alleine war, konnte er es schaffen, uns einen nach dem anderen hinzurichten.

Und eine Frage war auch noch offen: Wie hatte er es überhaupt geschafft, zu entkommen?

Aber das würden wir wohl klären, wenn wir ihn hoffentlich geschnappt hatten.

Ich versuchte, ruhig zu bleiben und die verängstigten Blicke der Geiseln zu ignorieren, also schaute ich zu meinem Verlobten, der gerade seine Schutzweste festzog.

"Was ist los?", fragte er, sobald er meinen Blick bemerkte.

"Ich ... ich habe gerade ein ganz schlechtes Gefühl", meinte ich nur. "Gandía hat zu mir gesagt, dass er mich als erstes fertig macht, wenn er frei ist."

"Hör mir zu, Alba: ich werde nicht zulassen, dass er dich anfasst."

Er strich mir über die Wange. "Wir finden ihn, bevor er uns finden kann-"

Eine Explosion unterbrach ihn.

Etwas Staub bröckelte von der Decke und ein paar Geiseln schrien erschrocken auf, doch soweit ging es uns gut.

"Bogotá, Nairobi: Wo seid ihr? Geht es euch gut?", schrie Palermo in sein Walkie-Talkie.

"Wir sind im Aufzug nach unten, uns geht es gut. Was ist mit Denver und Río?", antwortete Bogotá.

"Denver? Río? Hört ihr mich?", fragte Palermo.

Niemand antwortete.

"Hallo? Denver!"

Und als wieder niemand etwas entgegnete, wurde unser Anführer panisch.

"Helsinki, Stockholm, bleibt hier."

Schnell griff ich nach meiner M16 und rannte dann hinter Martín her, über die Treppe herauf in den zweiten Stock.

Es war vollkommen leer hier, doch sofort fiel uns der Rauch, der aus dem Aufzug kam, auf.

"Schnell!", rief Palermo und begann bereits, die schwere Türe aufzudrücken, was er dann auch mit meiner Hilfe schaffte.

Der Rauch verflog rasch und gab die Sicht auf Río und Denver frei, die beide völlig entkräftet am Boden lagen, doch immerhin waren sie am Leben.

Ich stützte Río und versuchte ihm aufzuhelfen, während Palermo sich um Denver kümmerte.

"Gandía ... er hat Granaten ... Waffen", keuchte Río, als ich ihm eine leichte Ohrfeige gegeben und ihn so zurück in die Wirklichkeit gerissen hatte.

Gerade wollte ich zu Martín schauen, als plötzlich auf uns geschossen wurde.

Sofort gingen wir in Deckung, doch wir schienen beide zu wissen, dass es nicht viel bringen würde, wenn wir uns nicht verteidigten, also griff ich zu meiner M16 und schoss zurück, doch Gandía war im Vorteil, weshalb ich es von meiner Position aus kaum schaffen würde, ihn zu treffen, auch wenn er ungeschützt den Gang entlang auf uns zu lief.

"Helsinki, Stockholm! Zweiter Stock!", hörte ich Palermos Stimme über die lauten Schüsse hinweg.

Dann versuchte auch er, zu schießen, doch wie gesagt: wir waren beide in einer äußerst schlechten Lage.

Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die anderen beiden endlich kamen, doch irgendwann wurde für einen kurzen Moment das Feuer auf uns beide eingestellt, und in der kurzen Pause, in der ich schnell das Magazin wechselte, hörte ich, wie einer der Kronleuchter mit voller Wucht auf den Boden krachte und dort zersplitterte, bevor ein Gewhr weggeworfen und anschließend wieder geschossen wurde.

Endlich war er wieder so abgelenkt, dass jetzt auch Palermo und ich halb aus der Deckung kommen konnten.

Gandía, jetzt ganz in schwarz gekleidet, stand in der Mitte des langen Gangs, mit inzwischen zwei Pistolen in den Händen, uns schoss auf Stockholm und Helsinki, sowie auf Martín und mich gleichzeitig.

Plötzlich kam mir eine Idee: Es brachte nicht viel, wenn wir einfach so herumschossen und einfach nur hofften, dass einer von uns irgendwann vielleicht einen Glückstreffer haben würde, aber ich musste es versuchen.

Um genau zu sein hatte ich seit der Armee nicht mehr viel geschossen, nur ab und zu einmal wir früher auf dem Jahrmarkt, denn mach Andrés' Tod hatte ich mir eigentlich geschworen, nie wieder eine Waffe in die Hand zu nehmen, doch jetzt zeilte ich den wunden Punkt an Gandías Oberschenkel, der von nichts geschützt wurde, und als ich mir sicher war, dass ich mein Ziel richtig angepeilt hatte, schoss ich.

Gandía schrie kurz auf, doch mit letzter Kraft stürzte er sich ins Büro des Gobernadors, wo er verschwand.

Als ich sah, wie Stockholm und Helsinki beide hinterher liefen, atmete ich beruhigt durch und ließ meine M16 sinken.

Ich wandte mich wieder Río zu und half ihm auf, und während wir zurück in die Bibliothek liefen, dachte ich nur an eine Sache.

Ich hatte Gandía getroffen.
Er war verletzt und hoffentlich durch den starken Blutverlust geschwächt, und wenn wir Glück hatten, dann würde er nicht mehr lange frei sein.

Aber merkt euch bitte eine Sache:

Solltet ihr jemals die Bank von Spanien überfallen, dann nennt euch bitte nicht wie ich Buenos Aires.

Denn bei diesem Namen sind Chaos und Unglück schon vorprogrammiert.


hey, ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen🥰

Ab jetzt weicht die FF etwas von der Serie ab (schonmal Spoiler: Nairobi stirbt nicht), aber ich hoffe, ihr mögt es trotzdem.

Wenn ihr wollt könnt ihr gerne auch bei meiner neuen FF (para siempre) reinschauen, das ist ne FF über Berlín, Palermo und Tatiana (pls don't kill me ich weiß selber nicht was ich da genommen hatte, als ich das geschrieben habe🙃)







𝘽𝙪𝙚𝙣𝙤𝙨 𝘼𝙞𝙧𝙚𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt