𝓰𝓸𝓸𝓭𝓫𝔂𝓮

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"Palermo? Wir brauchen noch jemanden hier unten. Matías ist bei euch, aber wir schmelzen hier alle, falls er nach unten kommt, dann sind wir ausgeliefert", meldete sich Bogotá über das Walkie-Talkie, während wir beide in der Bibliothek Río und Denver verarzteten.

Ich schaute zu meinem Verlobten.

Stockholm und Helsinki suchten nach Gandía, die anderen beiden waren noch nicht ganz bei sich und Tokio saß auf den Befehl des Professors hin gefesselt bei den anderen Geiseln.

"Ich gehe", antwortete ich Bogotá, bevor Palermo sich das Walkie-Talkie schnappen konnte.

"Bleibe bei den Geiseln, mir passiert schon nichts", meinte ich, da er gerade äußerst zweifelnd anschaute, und gab ihm einen Kuss auf die Wange, schnappte meine M16 und verließ unter Martíns Protest die sichere Bibliothek.

Draußen auf den Fluren der Bank war es unheimlich still.
Nur von außen konnte ich entfernt die Schreie der Dalís vor dem Gebäude und die Sirenen der Polizei hören, doch hier Innen kam ich mir vor wie in einer Geisterbahn, wo jeden Moment eine gruselige Puppe mich erschrecken könnte, doch hier eben war es keine Atrape, sondern ein echter, gestörter Profikiller.

Ich vermied den Aufzug und lief lieber den langen Weg durch die Eingangshalle, anstatt direkt in den Keller zu fahren.

Ich schaffte es ohne aufgehalten zu werden in den Keller zum zweiten Aufzug, der zum Tresor führte.

Eigentlich hatten wir abgesprochen, dass Nairobi oder Bogotá den Aufzug gleich wieder nach oben schickte, sobald sie unten waren, damit wir im Notfall nicht viel Zeit verschwendeten, doch offensichtlich hatten sie es in der Eile vergessen, und so musste ich wohl oder übel oben warten.

Gerade, als der Aufzug sich mit einem lauten Pling ankündigte, spürte ich plötzlich eine kalte Hand an meinem Hals, die mir wieder die Luft abdrückte, während ich verzweifelt versuchte, mich gegen Gandía zu wehren, aber da ich vermutlich sonst erstickt wäre, ließ ich meine M16 fallen und versuchte, seinen Griff zu löse.

Der Sicherheitschef kickte mein Gewehr an das andere Ende des Raumes, und als ich schon fast das Bewusstsein verloren hatte, ließ er mich los und schuckte mich auf den Boden.

Ich begann zu husten, doch ich konnte nicht lange durchatmen, denn Gandía verpasste mir einen Tritt in den Bauch, bevor er mich in den Ostkeller zerrte. Oder war es doch der Westkeller? Ich hatte wohl vollkommen die Orientierung verloren.

Ich startete einen letzten Rettungsversuch, indem ich versuchte, aus meinem Gürtel das Walkie-Talkie zu lösen, aber er war schneller und zertrat es einfach.

"Palermo!", schrie ich entkräftet. "Palermo..."

Gandía lachte nur kurz und kniete sich dann vor mich hin.

"Süße, dich kann hier keiner hören. Das Dickerchen und deine kleine Freundin suchen im zweiten Stock nach mir, ein paar sitzen beim Tresor und der Rest traut sich ja offenbar nicht aus der Bibliothek, wenn sie eine depressive, schwache Latina schicken. Wie geht es deinem Baby?"

Wieder trat er mir heftig in den Bauch, sodass ich vor Schmerzen aufschrie.

"Weißt du was? Wenn du es nicht schon verloren hättest, dann wäre es wohl jetzt tot."

Brutal zog er mich auf die Beine und legte seine Hände wieder um meinen Hals, um mich zu würgen.

Ich spürte nur, wie mir die warmen Tränen über die Wangen liefen.

In Gedanken war ich bei Martín, der nichtsahnend oben in der Bibliothek auf mcih wartete. Bei Sergio, der voller Hoffnung war, dass Lissabon bald bei uns war. Und bei meinem Kind, dass ich nie in den Armen halten konnte.

"Hör auf zu weinen!", schrie er mich an und verpasste mir so eine starke Ohrfeige, dass ich auf den harten Boden knallte, wo ich auch liegen blieb.

Er drehte mich auf den Rücken und fixierte mich am Boden.

"Du erinnerst dich sicher daran, was ich deinem Freund versprochen habe, oder, Latina?", flüsterte er in mein Ohr.

Ich begann vor Wut zu schreien und versuchte, ihn zu treten, aber leider war er eben stärker als ich. Ich hatte keine Chance gegen ihn.

Er riss mir brutal den Overall auf, und das letztes, woran ich mich erinnerte, war an das, was ich die ganze Zeit flüsterte.
Nach Hilfe. Martíns Namen.

Doch niemand konnte mich hier unten hören, also blieb ich nach einer Weile schweigend liegen und ließ es über mich ergehen.

🧡

Ich wusste nicht, wie lange ich dort gelegen hatte. Alleine, wimmernd, entkräftet, geschockt.

Doch falls Gandía dachte, er hätte mich so fertig gemacht, dann täuschte er sich: Die Fehlgeburt und die Vergewaltigung gaben mir mehr Entschlossenheit, das ganze hier überleben zu wollen. Ich wollte wieder bei Martín sein. Ich wollte ihn wieder lachen hören, wie damals im Kloster. Ich wollte ihn nie mehr verlieren.

"Steh auf, Latina", zischte Gandía, nachdem er fertig war, und als ich nicht reagierte, zog er mich heftig auf die Beine, und dann den Gang entlang wieder zurück in die Eingangshalle.

Die ganze Zeit über spürte ich den Lauf seiner Pistole unter meinem Kinn, während er meinen Kopf an meinen Haaren nach hinten zog.

Kurz schoss er mehrmals in die Luft, um den Rest der Bande hierher zu locken, doch dann verfestigte sich wieder sein Griff.

Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie alle hier waren, und alle auf den Sicherheitschef zielten, aber sofort wusste ich, dass niemand abdrücken würde, denn die Gefahr, mich zu treffen, war einfach nich zu hoch.

"LASS SIE LOS!", rief Palermo.

"Schau mal wen wir hier haben, Latina. Dein Freund. Soll ich es ihm erzählen?"

Ich antwortete nicht.

"Sie hat fast die ganze Zeit deinen Namen gerufen. Palermo, Palermo, bitte hilf mir...", äffte er mich nach.

Ich sah, wie Helsinki schnell reagierte und ihn festhielt, bevor er sich auf Gandía hätte stürzen und dann erschossen werden würde.

"Nochmal: Lass. sie. Los!", rief jetzt auch Nairobi, die zusammen mit Bogotá aus dem Keller gekommen war.

Er war umzingelt. Entweder er tötete mich und würde dann auch tot sein, oder er ließ mich los und würde zurück zu anderen kommen.

"Weißt du was? Wenn wir hier draußen sind, dann schwöre ich dir, hast du keine Familie mehr, wenn du ihr etwas antust. Hast du nicht einen Sohn? Juanito? Richtig?
Wird er genauso deinen Namen schreien, wenn wir ihn töten? Papa, Papa, mach dass es aufhört", imitierte Nairobi eine kleine Jungenstimme.

Es half. Gandía lockerte zuerst seinen Griff, und ließ mich dann ganz los, sodass ich zu den anderen langsam gehen konnte.

Ich hatte fast schon die anderen erreicht, da dreht ich mich noch einmal um.

Gandía hatte inzwischen wieder seine Waffe auf mich gerichtet. Er lächelte gehässig.

"Das wars, Latina", sagte er.

Dann drückte Gandía ab.

the end






Nein Spaß, lasst euch überraschen wie es weiter gehen wird😂

𝘽𝙪𝙚𝙣𝙤𝙨 𝘼𝙞𝙧𝙚𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt