𝓹𝓪𝓼𝓸 𝓭𝓸𝓫𝓵𝓮

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"Bist du dir sicher?", fragte ich ihn nochmal.

"Ja, du bist perfekt", entgegnete Andrés und schob mich vom Parkplatz gegenüber sanft in Richtung Bank. "Und vergiss nicht: Du sollst dich nur umsehen und keinen neuen Job bekommen, das wäre zu gefährlich für dich."

"Ja", zischte ich und riss mich los."Ihr seid einfach nur verrückt."

Langsam überquerte ich die Straße und betrat zum allerersten Mal die Bank von Spanien.

"Hallo", sagte ich zu den Mitarbeitern am Eingang und legte meine Handtasche durch die Kontrolle, während auch ich selbst überprüft wurde.

Natürlich fanden sie keine Kameras oder Mikrofone.

Lächelnd ging ich zum Empfang, während ich möglichst unauffällig die Kameras in der Eingangshalle überprüfte.

"Sofía Gomez. Ich habe einen Termin beim Gobernador. Ich bewerbe mich auf die Stelle als Sekretärin."

Schnell holte ich Ausweis und Bewerbungsunterlagen aus meiner Tasche und reichte sie der Frau, die mich nochmals überprüfte.

"Bitte gehen Sie hinauf in den zweiten Stock und warten Sie vor dem Büro, man wird Sie hinein holen."

"Danke", entgegnete ich lächelnd und drehte mich einmal in der Bank als würde ich nicht wissen, wo ich hingehen solle, wobei ich allerdings nochmal alle Eingänge überprüfte.

Es war voll hier. Die ganzen Mitarbeiter schwirrten bereits am frühen Morgen in der Bank herum, die Guardia Civil, die hier eingesetzt war, schien unaufmerksam zu sein und der private Sicherheitsdienst bewachte offenbar nur den Gobernador.

Ich lief schnell die Haupttreppe hinauf zum Büro.

Gerade, als ich mich auf die Sitzgelegenheiten vor im Vorzimmer setzten wollte, wurde jedoch die Tür geöffnet und eine Frau mit Brille verließ das Büro, dicht gefolgt von einem älteren Mann, der, laut den Abzeichen auf seinem Jackett, der Gobernador sein musste.

"Vielen Dank, Amanda", verabschiedete er die Frau, bevor er sich mir zuwandte. "Señorita Sofía Gomez, nehme ich an."

"Ja", antwortete ich und schüttelte seine Hand. "Danke, dass sie mich eingeladen haben, Señor."

"Ihre Unterlagen sind ausgezeichnet, wie viele Sprachen sprechen Sie fließend? 3? 4?"

"5", meinte ich, während er mich in sein Büro ließ und mir den Platz vor seinem Schreibtisch anbot.

"5? Sie sprechen ja mehr als der Premierminister!", meinte er lachend.

"Ich habe früher oft in anderen Ländern gewohnt. Brasilien, Deutschland, später Italien..."

"Sie kommen aus Argentinien, nicht wahr? Sie haben noch einen leichten Akzent", stellte er plötzlich fest.

"Ich wurde in Buenos Aires geboren, aber seit ich klein bin lebe ich in Spanien."

"Buenos Aires, eine wunderschöne Stadt, aber kommen wir zur Sache: Warum haben Sie sich hier beworben?"

Natürlich würde früher oder später diese Frage kommen, doch um ehrlich zu sein hatte ich mich kein bisschen auf dieses Bewerbungsgespräch vorbereitet.

Was sollte ich sagen?

Weil ich hier spionieren soll für ein paar Diebe, die gerne das Gold in ihrem Tresor klauen würden?

"Ich habe früher schon immer einen wichtigen Job gewollt. Nicht, dass ihre Sekretärin zu sein wichtig wäre, aber es fühlt sich einfach gut an, für eine so wichtige Institution wie die Bank von Spanien zu arbeiten, Señor."

Wieder lächelte er.

Er war ein netter, alter Mann. Sicherlich würde er alles tun, um seine Beamten hier sicher rauszuholen, also um so besser für Andrés und seinen Plan.

"Als was haben Sie vorher gearbeitet?"

"Als Übersetzerin. In Florenz. Es war keine besonders gute Arbeit, deshalb bin ich wieder zurück nach Spanien", log ich, denn schließlich konnte ich ihm ja nicht so einfach erzählen, dass ich erst vor knapp einem Jahr aus dem Militär unehrenhaft entlassen worden war und seither mein Geld mit kleineren Überfällen auf Juweliere verdiente.

Ich lächelte, als er sich eine Notiz schrieb.

Ich zuckte heftig zusammen, als plötzlich die Tür geöffnet wurde.

"Daran müssten sie sich hier wohl oder übel gewöhnen. Das ist César Gandía, mein Sicherheitschef."

Ich drehte mich um.

Er nickte mir kurz abweisend zu, bevor einen Schrank am anderen Ende des Raumes öffnete, um neue Patronen für eine Pistole in seinen Gürtel zu stecken.

"Haben Sie noch mehr? Leibwächter?", fragte ich, in der Hoffnung, möglichst uninteressant zu klingen.

"Noch 4 andere."

Ich nickte und wandte mich dann wieder dem Gespräch zu.

Es schien noch eine Ewigkeit zu dauern, bis ich endlich entlassen wurde.

Der Gobernador verabschiedete sich herzlich von mir, bevor ich entlassen wurde.

Gandía öffnete mir die Tür, doch bevor ich das Büro endgültig verlassen konnte, flüsterte er mir etwas zu.

"Hoffentlich wirst du es, Latina. Dann hätten wir wenigstens mal wieder was anzuschauen bei der Arbeit."

Am liebsten hätte ich ihm sofort eine Ohrfeige verpasst, aber dann hätte der Gobernador mich für vollkommen verrückt gehalten, also drückte ich mich einfach an ihm vorbei, ohne ein Wort zu sagen.

Ich war froh, endlich wieder dieses Gebäude zu verlassen, und sobald ich wieder am Parkplatz gegenüber Andrés entdeckte, zog ich meine High Heels aus und lief barfuß auf ihn zu.

"Die Kameras sind überall, wo du es gesagt hast. Aber an eurer Stelle würde ich auf diesen Gandía aufpassen. Sie haben außerdem Waffen im Büro", meinte ich und wechselte meine Schuhe zu normalen Turnschuhen."und sei beruhigt: Ich denke er wird mir den Job nicht geben, weil ich aus
Argentinien komme."

Andrés nickte und notierte sich kurz, was ich ihm erklärt hatte. Ich bemerkte natürlich sein Zittern. 3 Jahre noch, dann würde ich ihn nie wieder sehen oder seine dummen Sprüche hören.

"Kommst du noch mit uns mit, wir gehen vielleicht noch in eine Bar?", wollte Andrés wissen und deutete in Richtung eines Autos, indem Sergio und ein anderer Mann, den ich nicht kannte, warteten.

"Nein", antwortete ich. "Kennst du den Juwelier an der Gran Vía?"

Er lächelte kurz.

"Deine Schwester war auch so ehrgeizig wie du", meinte er abwesend und ich sah, wie sich seine Augen leicht mit Tränen füllten.

"Alba, versprich mir eines: Wenn du mein Geld hast, dann lass dich nie wieder in einen Überfall verwickeln, ja?"


Eigentlich wollte ich nur ein kurzes Flashback schreiben, aber es ist jetzt doch ein ganzes Kapitel geworden💁🏻‍♀️

Mögt ihr Berlín lieber in Staffel 1&2 oder Staffel 3&4?🥰

Ich mag ihn in den neueren Staffeln lieber, weil er mir einfach in den ersten Staffeln zu creepy war😂

𝘽𝙪𝙚𝙣𝙤𝙨 𝘼𝙞𝙧𝙚𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt