𝓵𝓪 𝓫𝓮𝓵𝓵𝓪 𝓯𝓵𝓸𝓻

454 23 18
                                    

Irgendwo in Spanien
2 Jahre zuvor

Es war ein kalter, grauer Wintermorgen, an dem man eigentlich, wenn man konnte, zuhause bleiben wollte, aber ich trotzdem war ich gekommen.

Hierher, zu dem Friedhof in den Bergen, der vom Rest der Menschheit vergessen worden zu sein schien.

Es dauerte nicht lange, bis ich sein Grab gefunden hatte: Vor fast einem Jahr, kurz nach der Beerdigung, hatte ich einen Rosenstrauch gepflanzt. Ich dachte, es würde ihm so gefallen, denn wenn er schon nicht am Strand hatte sterben dürfen, dann sollte er wenigstens das haben.

Así la gente quando la vea, se dirá que bella flor.

Ja, das passte zu ihm.

Ich legte eine weiße Rose auf das Grab, denn jetzt, im Winter, blühten die Blumen nicht, also war ich kurz zu einer Blumenhandlung gefahren und hatte eine frische besorgt.

"Hallo, Andrés", sagte ich und kniete mich vor das Grab.

Der Wind raschelte durch den Strauch vor mir, fast so, als wäre es eine Antwort des Verstorbenen.

"Ich glaube, es ist gerade das letzte Mal, dass ich dich vorerst besuchen werde. Ich werde weggehen. Nach Buenos Aires. Weißt du, ich habe es geschafft, diesen Juwelier ab der Gran Vía zu überfallen. Ganz Spanien sucht nach nach mir. Ich weiß, dass du wolltest, dass ich ein normales Leben führe, aber nach dem Rauswurf will mich keiner. Vielleicht schaffe ich es ja in Argentinien."

Ich lächelte.

"Ich war ewig nicht mehr da."

Ich zog meinen Mantel enger an mich, als ein kalter Wind durch meine Haare wehte.

"Da unten ist jetzt Sommer. Ich habe mir etwas vorgenommen. Ich will wieder glücklich sein. Am besten so wie damals in Kopenhagen, weißt du noch?"

🤍

"Martín!"

Glücklich ließ ich mich in seine Arme fallen.

"Martín ... ", flüsterte ich und begann vor Freude zu weinen.

"Hör mir zu."

Ich löste mich aus der Umarmung.

"Tatiana wird demnächst in der Bank auftauchen. Über den Lüftungsschacht. Stockholm und du werdet heute Abend zuerst rausgehen. Ich möchte nicht, dass, wenn die Polizei hier je eindringen sollte, du festgenommen wirst. Ich möchte, dass mein Kind in Freiheit aufwächst, selbst wenn nur du für es sorgen kannst."

"Sag sowas nicht, Martín. Wir haben zuviel hier zusammen durchgemacht. Wir werden zusammen rauskommen."

"Ja, aber-"

"Kein Aber mehr. Du sollst glücklich sein und nicht wie Andrés in einem anonymen Grab liegen. Glaubst du, ich will dich dort besuchen und unserem Kind erklären, dass da sein Vater liegt, weil er versucht hat, den Helden zu spielen? Wir haben ja gesehen, was passiert, wenn einer von uns das versucht. Bitte versprich mir, dass wir beide hier rauskommen. Und zwar lebend."

"Versprochen."

Er gab mir einen Kuss auf die Stirn.

"Palermo? Aires? Hört einer von euch mich?", wollte Bogotá wissen.

𝘽𝙪𝙚𝙣𝙤𝙨 𝘼𝙞𝙧𝙚𝙨Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt