Cassiopeia
„Cassie? Hörst du mir überhaupt zu?", drang Kadeems Stimme in mein Bewusstsein vor und holte mich aus meinen Gedanken zurück. Ich blinzelte ein paar mal, dann war ich wieder vollkommen zurück in der realen Welt.
„Sorry, Kay, ich war gerade etwas abwesend", entschuldigte mich bei meinem besten Freund, der mir mit seiner Hand wie verrückt vorm Gesicht herumwedelte.
Doch Kadeem schien mir nicht böse zu sein, denn er lächelte mich breit an. „Das habe ich gesehen. Aber ich nehme es dir nicht übel, wenn du bei meinem Gelaber über Football einfach irgendwann abgeschaltet hast", winkte er ab. „Mich würde es nur interessieren, woran du gedacht hast. Du sahst echt sehr nachdenklich aus."
Ich seufzte. Kadeem war schon immer furchtbar neugierig gewesen, es war klar, dass er nachhakte. „Ich glaube, ich habe Scheiße gebaut, Kay. Ich habe vor ein paar Tagen einen jungen Mann davor gerettet, von einem Auto angefahren zu werden. Er hat mich daraufhin zu einem Kaffee eingeladen, aber ich habe natürlich abgelehnt, aber dann sind wir uns zufällig nochmal in einem Café begegnet und haben uns dann doch unterhalten. Heute ist er dann plötzlich in meinem Englischkurs aufgetaucht und ich habe ihn nicht davon abgehalten, sich neben mich zu setzen", erklärte ich schließlich und sah meinen besten Freund verzweifelt an.
Ich wusste selber nicht, was mich in diesem Moment geritten hatte, aber ich hatte kaum gezögert Ja zu sagen, auch wenn ich wusste, dass ich mich so nur noch tiefer in die Scheiße ritt. Als ich Emilio plötzlich vor meinem Tisch stehen gesehen hatte, war mir vor Schock das Herz stehen geblieben, so sehr, dass mir sogar mein Buch heruntergefallen war. Trotzdem konnte ich es nicht leugnen, dass ein kleiner Teil von mir sich gefreut hatte, ihn wiederzusehen. Schon bei unserer anderen beiden Begegnung war Emilio sehr charmant und lustig gewesen und unsere Gespräch über den Unterschied von Stephen King hatte mir das abermals gezeigt. Für ihn musste es wahnsinnig verwirrend sein, dass ich ihn immer wieder an mich heranließ, nur um ihn dann wieder davon zu stoßen und ich fühlte mich schrecklich dabei.
Eben hatte ich mich schon wieder unüberlegt von meinen Emotionen leiten lassen, aber es machte einfach Spaß, sich mit Emilio zu unterhalten, auch wenn ich wusste, was das für Konsequenzen für mich mit sich ziehen konnte. Wenn Diego davon Wind bekam, wäre er bestimmt nicht begeistert. Er konnte extrem schnell eifersüchtig werden und sah alle Jungs um mich herum als potentielle Bedrohung. Kadeem war der einzige männliche Freund von mir, den er mehr oder weniger akzeptierte, aber auch nur, weil Kadeem und ich schon seit dem Kindergarten miteinander befreundet waren und es kaum zu übersehen war, dass Kadeem über beide Ohren in Ranielle verliebt war. Selbst wenn Emilio sich mir nur auf rein freundschaftlicher Basis nähern würde, wusste ich deshalb, dass Diego das auf keinen Fall akzeptieren würde.
„Du kannst neben wem auch immer du willst sitzen, Diego hat dir nicht zu befehlen! Du hast nichts falsch gemacht, da musst du kein schlechtes Gewissen haben."
Kadeem sah mich aus seinen dunklen Augen eindringlich an, doch ich schüttelte nur leicht den Kopf. Aus Diegos Sicht wäre es eindeutig ein Fehler, einen fremden Jungen neben mir sitzen zu lassen. Außerdem war ich bei unserem zufälligen Treffen im Café wirklich zu weit gegangen, indem ich sogar mit Emilio geflirtet hatte. Ich hatte genau genommen so einiges falsch gemacht, dabei wollte ich echt keinen unnötigen Streit mit Diego eingehen. Ich brauchte ihn, da konnte ich unsere Beziehung nicht durch solche unüberlegten Handlungen gefährden. Ein Jahr lang musste ich es noch aushalten, all meine Widerworte einfach herunterzuschlucken, dann würde alles anders werden.
„Es ist schon okay, Kadeem", versuchte ich meinen besten Freund zu beruhigen. Er schaute mich jedoch gar nicht mehr richtig an, sondern starrte hinter mich und nickte mit dem Kinn in dir Richtung. Verwirrt runzelte ich die Stirn, doch redete einfach weiter. „Ich will einfach nicht, dass Diego wütend", murmelte ich, als mir plötzlich jemand seine Hände auf die Schultern legte. Erschrocken zuckte ich zusammen und drehte mich zu der Person um.
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Dark Nights in Detroit
Teen Fiction》Und in den Glasscherben der zerschmetterten Bierflasche spiegelten sich all unsere zerbrochenen Träume und Hoffnungen wider, während die dunkle Nacht schonungslos über uns hereinbrach. Kein einziger Stern war zu sehen, als hätte selbst der Himmel a...