Kapitel 27 - Teil I

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Emilio

Heißer Atem brannte in meiner Lunge und mein Puls ging auf hundertachtzig. Das war jedoch nicht allein der Anstrengung durch das Spiel geschuldet, sondern auch der unfassbaren Wut, die sich mit jeder Sekunde, die ich auf dem Feld stand, mehr in mir aufstaute. Der Trainer hatte uns als Übung in zwei Mannschaften eingeteilt und ließ uns ein Probespiel machen. Dass das Verliererteam im Anschluss die Duschen putzen musste, steigerte unsere aller Motivation dabei enorm. Doch mittlerweile würde ich die Führung sogar aufgeben, wenn ich dafür Diego nur einmal richtig fett in die Fresse schlagen dürfte. Okay, vielleicht würde es nicht bei einem Mal bleiben.

Diego spielte im gegnerischen Team und hatte es heute besonders auf mich abgesehen. Es war kein Geheimnis, dass er mich nicht mochte, auch wenn er das normalerweise gut überspielen konnte, aber jetzt nutzte er jede Möglichkeit, um mich zu foulen, wenn Coach nicht hinschaute. Ich musste noch nicht mal den Football haben, damit Diego seitlich in mich reinrannte oder mir ein Bein stellte. Natürlich könnte ich das dem Trainer melden, doch diese Genugtuung würde ich Diego nicht geben. Stattdessen versuchte ich all meinen Frust in mein eigenes Spiel zu legen.

Ich wusste noch nicht mal, wieso Diego so aggressiv gegen mich anging. Weder hatte ich ihn wissentlich provoziert, noch konnte er eifersüchtig auf mich sein. Cassiopeia hatte mich in den letzten Tagen keines Blickes gewürdigt und ich war mir sicher, dass sie das auch nie wieder tun würde, nachdem ich sie im Physikunterricht vor der ganzen Klasse bloßgestellt hatte.

Schon wieder waren meine Emotionen mit mir durchgegangen und ich hatte sie verletzt. Ich war ein Arschloch, ein verdammtes, riesengroßes Arschloch und ich konnte Cassiopeia noch nicht mal einen Vorwurf daraus machen, wenn sie mich nun den Rest unserer gemeinsamen Schulzeit ignorierte. Als ich sie und Diego leidenschaftlich rummachen gesehen hatte, nachdem ich ihnen rausgefolgt war, voller Sorge, dass Diego sie schlagen würde, war etwas in mir zerbrochen. Kein physischer Schmerz, mit dem konnte ich umgehen, sondern ein Ziehen in meinem Inneren, dem ich irgendwie Raum verschaffen musste. Und das hatte ich auf die dümmste Weise getan.

Ich musste mich unbedingt bei Cassiopeia entschuldigen, doch ich würde ihr nicht weiter hinterherlaufen. So sehr sie mir auch den Kopf verdreht hatte, durch sie konnte ich nicht klar denken und das konnte ich mir im Moment auf keinen Fall erlauben. Wenn Cassiopeia sich für Diego entschieden hatte, würde ich aufhören, um sie zu kämpfen. Auch wenn ich wusste, dass es da etwas zwischen uns gab – einen Funken, den nicht nur ich spürte. Auch wenn ich wusste, dass Cassie mit Diego unglücklich war. Ich würde lernen müssen, zu akzeptieren, dass ich nicht jeden retten konnte.

Mit einem Krachen rumste etwas in meine Seite und ich nächsten Moment hatte ich den Mund voll Dreck. Ich hatte gar nicht so schnell reagieren und meine Arme ausstrecken können, wie ich schon zu Boden gegangen war. Über mir wandte sich Diego mit einem hämischen Grinsen ab. Er hatte meinen Moment der Unachtsamkeit ausgenutzt und mich mit voller Absicht weggetackelt. Wenn ich nicht vorher schon innerlich gekocht hatte, dann tat ich es spätestens jetzt. Ich würde Diego zeigen, dass er sich mit dem Falschen angelegt hatte!

Eine andere Person erschien in meinem Blickfeld und streckte mir eine Hand entgegen, doch ich ergriff sie nicht, sondern rappelte mich selbst auf. Ich wollte Diego nachsetzen, doch wurde von eben dieser Hand an der Schulter zurückgehalten.

„Er ist es nicht wert, Milo", vernahm ich die Stimme von meinem besten Freund hinter mir.

Ich wirbelte zu ihm herum und schüttelte seine Hand ab. „Hast du nicht gesehen, wie er mich gefoult hat?", fauchte ich Sid an. „Jetzt werde ich dafür sorgen, dass er auch Gras frisst!"

„Ja, ich habe das genau gesehen, aber lass dich nicht von ihm provozieren, das ist doch genau das, was er will. Ich weiß auch nicht, was sein beschissenes Problem ist, aber unsere Mission ist es, Diego in den Arsch zu kriegen, egal was kommt. Wir haben immer noch keine Ahnung, was die Devils planen und wenn du jetzt auf Diego losgehst, wirft uns das nochmal um drei Schritte zurück." Sid blickte mir fest in die Augen. Sein Körper stand unter Spannung, um sich im Notfall auf mich zu stürzen, falls ich beschloss, Diego hinterherzujagen.

Dark Nights in DetroitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt