KAPITEL 14

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Cassiopeia

Die Gedanken in meinem Kopf wirbelten wie ein Tornado, während sich Diegos Zunge ihren Weg in meinen Mund bahnte und er mit seinen Händen meinen Po umfasste. Er küsste mich oft sehr stürmisch, manchmal fast schon grob, aber dieses Mal hatte ich das Gefühl, dass er eine Show abziehen wollte. Und ich wusste auch für wen...

Als er und Emilio zusammen den Footballplatz betreten hatten, war mir beinahe das Herz vor Schock stehengeblieben. Das konnte nicht gut gehen, die beiden hassten sich gegenseitig und ich war der Grund dafür. Doch überraschenderweise blieben beide das ganze Training über friedlich, ausgenommen ihre ruppigen Zweikämpfe, bei denen mir ganz Angst und Bange geworden war. Wahrscheinlich lag das nur daran, dass Diego niemals einen Verweis von seinem Trainer kassieren würde, denn die bösen Blicke, die er Emilio immer wieder zuwarf, bewiesen mir, dass die beiden nicht plötzlich Freunde waren.

Gerade deshalb verwirrte es mich, dass Emilio und sein blonder Freund bei dem Footballtraining der Raiders aufgetaucht waren. Sie mussten doch wissen, dass Diego sie nicht mit offenen Armen willkommen heißen würde. Außerdem hätte ich beide nicht so eingeschätzt, als dass sie Interesse an Football hätten, aber anscheinend hatte ich mich da getäuscht. Oder gab es einen anderen Grund, weshalb die beiden plötzlich in der Footballmannschaft meines Freundes auftauchten?

Bei diesem Gedanken begann mein Puls sich etwas zu erhöhen. Konnte es sein, dass Emilio sich darüber mir nähern wollte? Doch dann fiel mir brühend heiß wieder ein, wie wir uns gestern gestritten hatten, nachdem ich ihn abermals von mir weggestoßen hatte und dieses Mal war er es gewesen, der gegangen war. Außerdem hatte ich mir eben noch geschworen, ihn endgültig aus meinen Gedanken zu verbannen, doch das war offensichtlich schwerer als gedacht.

Ein leichtes Zupfen an meiner Unterlippe riss mich zurück in die Realität und erinnerte mich daran, dass ich in diesem Moment eigentlich nur an Diego denken sollte. Meinen Freund.

Ich legte meine Hände in seine Haare und presste meinen Körper noch stärker gegen seinen, wie um meine Gedanken von eben zu entschuldigen, obwohl ich wusste, dass es unverzeihlich war, in einer Beziehung ständig an einen anderen Typen zu denken. Dabei kannten Emilio und ich uns noch nicht mal wirklich, doch trotzdem fühlte ich mich zu ihm hingezogen auf eine ganz andere Art als zu Diego. Ich musste schleunigst damit aufhören, sonst würde das für alle Beteiligten ein böses Ende nehmen.

Genau in diesem Moment vernahm ich eine wohlbekannte Stimme direkt neben uns. „Schönen Abend noch und bis morgen." Emilio. Seine Stimme klang betont ungezwungen und neutral, doch ich konnte trotzdem ein leichtes Beben aus ihr heraushören.

Ich fühlte mich schrecklich, dass er Diego und mir schon wieder beim Rumknutschen zusehen musste, gleichzeitig war mir es mir sofort klar gewesen, weshalb Diego mich direkt vor den Umkleidekabinen abgefangen hatte und aus dem harmlosen Begrüßungskuss ein definitiv nicht mehr jugendfreier wurde.

Ich traute mich kaum einen Blick in Emilios Richtung zu werfen, um nicht den verletzten Blick auf seinem Gesicht zu sehen, doch als ich es schließlich doch tat, hatte er uns bereits den Rücken zugekehrt und schlenderte zum Parkplatz.

Plötzlich überkamen mich Zweifel, ob ich mir das Beben in seiner Stimme eben vielleicht nur eingebildet hatte, denn jetzt wirkte er so, als würde es ihn in keiner Weise gestört haben, dass Diego und ich uns vor seinen Augen geküsst hatten. Vielleicht hatte ich ihn gestern Abend wirklich endgültig vergrault. Das würde die Situation für uns beide deutlich einfach machen, doch trotzdem verspürte ich nun einen Hauch an Wehmut, der mich traf wie eine kalte Windbrise.

„Und wie fandest du mich heute beim Training?", fragte mich Diego mit einem selbstgefälligen Grinsen auf den Lippen und ich wandte mich wieder ihm zu. Hoffentlich hatte ich Emilio nicht zu lange hinterher gestarrt.

Dark Nights in DetroitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt