Cassiopeia
„... müssen am Samstag auf jeden Fall alle voll fokussiert sein. Die Rattles sind starke Gegner und wir können uns nicht noch mehr schlechte Spiele erlauben", seufzte Tyrone und stützte sein Gesicht auf seine Hände.
Ich spürte, wie Diego sich neben mir versteifte. „Das werden wir. Wir werden die abziehen, keine Frage." Er mochte es nicht gerne hören, dass unser Footballteam im Moment nicht in Topform war, schon gar nicht von seinen eigenen Kollegen. Doch die letzten Siege waren immer nur knapp gewesen und es hatte an der Dynamik zwischen den Spielern gefehlt, das wusste auch Diego.
Er und seine Freunde diskutierten schon die ganze Mittagspause über das bevorstehende Spiel am Wochenende und ich hatte zwischendurch einfach auf Durchzug geschaltet. Ich gab mir zwar Mühe, mich für den Sport meines Freundes zu interessieren, aber das reichte nicht, um bei ihren Fachdiskussionen mitzureden. Stattdessen gruselte ich mich vor der gleich bevorstehenden zweiten Nachhilfestunde mit Emilio.
Nachdem wir uns letzten Freitag auf der Belle Isle so nahgekommen waren, hatte ich mir die ganzen letzten Tage überlegt, wie ich ihm erklären konnte, dass das ein Fehler gewesen war, ohne ihn zu verletzen. Dabei hatte es sich nicht nach einem Fehler angefühlt, sondern so richtig. Ich wollte ihn nicht schon wieder von mir wegstoßen, schließlich war es meine eigene Schuld, dass ich ihn überhaupt so nah an mich herangelassen hatte, aber ich wusste nicht, was ich sonst machen sollte.
Diegos Arm lag schwer über meiner Schulter und erinnerte mich daran, zu wem ich gehörte, aber noch schwerer wog mein schlechtes Gewissen. Ich fühlte mich, als würde ich ihn betrügen, dabei war ich Emilio nicht näher als diese eine Umarmung gekommen. Aber ich hatte dabei etwas gespürt, ein aufgeregtes Kribbeln und das war Diego gegenüber nicht fair. Gerade, wo er sich doch so Mühe gab, mir zu zeigen, dass er sich bessern konnte.
Heute hatte er mir meine Lieblingsdonuts von Dunkin' Donuts mitgebracht, die immer noch unangerührt vor mir auf dem Tisch standen. Zögernd griff ich nach einem und biss ab, doch vor Aufregung und Anspannung konnte ich fast nichts runterkriegen.
Die Jungs hatten ihr Gespräch über Football offensichtlich abgeschlossen, denn nun richtete Diego seine Aufmerksamkeit wieder auf mich. „Kann ich dich heute nach deinem Nachhilfeunterricht von der Schule abholen? Wir könnten Pizza holen und uns damit ans Wasser setzen, wenn du möchtest", schlug er vor und sah mich aus seinen braunen Augen mit einer Sanftheit an, von der ich schon oft befürchtet hatte, dass sie gänzlich verlorengegangen war.
Ja, ich musste Emilio unbedingt sagen, dass so etwas wie am Strand nie wieder zwischen uns passieren würde. Ich konnte dieses Doppelspiel nicht spielen.
„Das klingt toll", antwortete ich Diego und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Ich bin um 17 Uhr fertig."
„Dann warte ich am Parkplatz auf dich."
Ich nickte und zwang mich zu einem sorglosen Lächeln, dabei wuchs die Anspannung in meinem Inneren mit jeder Minute, mit der wir uns dem Ende der Mittagspause näherten. Und es waren nicht mehr viele übrig.
„Sag mal, isst du die ganzen Donuts noch?" Jim, der mir gegenübersaß, war einen sehsüchtigen Blick auf das Gebäck vor mir.
„Mir reicht dieser hier. Außerdem muss ich ja noch ein bisschen Platz für die Pizza in meinem Bauch lassen", meinte ich lachend und schob die Box in die Mitte des Tisches. „Bedient euch."
Die Jungs stürzten sich wie die Geier auf die Donuts, sodass die Box schneller leer war, als ich blinzeln konnte.
„Als hättet ihr nicht gerade Mittag gegessen", murmelte Diego augenverdrehend, doch auch auf seinen Lippen zeichnete sich ein Schmunzeln ab.
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Dark Nights in Detroit
Ficção Adolescente》Und in den Glasscherben der zerschmetterten Bierflasche spiegelten sich all unsere zerbrochenen Träume und Hoffnungen wider, während die dunkle Nacht schonungslos über uns hereinbrach. Kein einziger Stern war zu sehen, als hätte selbst der Himmel a...