3 | Eifersuchtspläne.

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Als meine Schicht endlich zu Ende war, trottete ich lustlos in der Dunkelheit nach Hause. Ich hatte keine große Lust gehabt auf den Bus zu warten, auch wenn ich so den ganzen Weg zu Fuß gehen musste. Aber hey: ich hatte jetzt ja genügend Zeit für sowas, weil ich von meinem ach so tollen Freund versetzt worden war. - Und zwar schon wieder.

Für Februar war es auch gar nicht so kalt, also kam ich ohne kalte Füße bei der WG an. Drinnen zog ich mir schnell Schuhe und Jacke aus, dann stampfte ich in unser kleines Wohnzimmer. Emily saß, mit ihrem Laptop auf den Beinen, auf dem Sofa.

"Hey.", begrüßte ich sie geistesabwesend, während ich mir aus unserer Obstschale einen roten Apfel herausfischte und dann hineinbiss.

Em sah von ihrem Laptop auf und musterte mich kritisch. "Viola. Warum bist du hier?", fragte sie mit hochgezogenen Augenbrauen. - Erst war ich verwirrt wegen ihrer Frage, aber dann verstand ich: ich hatte ihr vor ein paar Tagen gesagt, dass ich den Abend mit Leon verbringen wollte, also hatte sie nicht mit mir gerechnet. Aber, tja, das war ja gelaufen.

"Ich wohne hier.", konterte ich schulterzuckend.

Sie legte den Kopf schief und durchlöcherte mich mit ihrem Blick. "Hat er dich wieder versetzt?", wollte sie wissen. - Wow. Es war also schon so offensichtlich. 

Ich schluckte das Apfelstück hinunter. "Jap." Sie stöhnte auf und klappte ihren Laptop mit voller Wucht zu. "Oh Man. Jetzt reicht es aber langsam mal, findest du nicht?! Das kannst du dir doch nicht gefallen lassen! Das ist jetzt das wievielte Mal? In dieser Woche bestimmt schon das zwanzigste Mal, von davor brauchen wir gar nicht erst anzufangen."

Ich verdrehte die Augen. "Komm, jetzt übertreib halt. Ich bin auch mehr als sauer auf ihn, glaub' mir. Aber, ganz ehrlich, was soll ich denn dagegen machen?"

"Schluss machen.", meinte sie ruhig und voller Ernst. "Wegen sowas macht man doch nicht gleich Schluss. Anderer Vorschlag?" Ich sah sie erwartungsvoll an.

"Doch macht man.", nuschelte sie kaum hörbar. 

Ich wollte widersprechen, aber sie deutete mir still zu sein. "Warte.", meinte sie etwas lauter.

Sie kniff die Augen zusammen und begann über meine Frage nachzudenken. - Das merkte ich an ihrem abwesenden Blick, der mir sagte, dass ich sie nicht stören sollte. - Ich kannte diesen Blick nur zu gut. - Nach einer Weile der Stille klatschte sie begeistert in die Hände und ich zuckte vor Schreck leicht zusammen. "Okay, ich hab's. Du musst du ihm so richtig eins auswischen. Du musst ihm zeigen, was er an dir hat und was er verpasst."

Ich runzelte die Stirn. "Was? Wie meinst du das?", fragte ich. 

Neugierig setzte ich mich neben sie auf das Sofa und löcherte sie mit meinen Blicken. "Also gut. Er hat keine Zeit mehr und interessiert sich nicht mehr für dich.", begann sie. Ich zuckte leicht zusammen. - Irgendwie hatte Em Recht. Seit einer gefühlten Ewigkeit hatten wir uns nicht mehr getroffen, weil ihm andere Dinge wichtiger waren als ich. - Mit anderen Worten: Er interessierte sich nicht mehr für mich. Und dieser Fakt tat unheimlich weh.

"Also machen wir dich wieder interessanter für ihn.", fuhr sie fort. "Und wie macht man das am besten? Na?" Sie sah mich fordernd an, als ob ich die Antwort kennen müsste. Ich kratze mich leicht am Hinterkopf und verzog gleichzeitig die Lippen. "Öhm, keine Ahnung. Ich... hab' einen Unfall, sodass er sich um mich kümmern muss?", witzelte ich.

"Das is' zwar auch nicht schlecht, aber nein."

"Also?", fragte ich interessiert.

"Du machst ihn eifersüchtig.", grinste sie triumphierend.

"Hä?", machte ich irritiert. "Wie denn?"

Emily schlug sich die Hand vor den Kopf. "Gott, bist du schwer von Begriff!! Das is' doch ganz einfach. Du suchst dir irgendeinen beliebigen Typen und triffst dich mit ihm. Leon wird das 'ganz zufällig' sehen und schwups - er wird eifersüchtig, sieht ein, wie scheiße er sich dir gegenüber verhält und verbringt wieder Zeit mit dir. Problem gelöst.", erklärte sie.

Das bezeichnete sie als einfach? Das war das komplette Gegenteil von einfach. 

"Das würde doch kein Typ machen, wenn ich ihn darum bitten würde. Ich kann doch nicht zu jemanden hingehen und fragen, ob er so tun will, als ob wir ein Date hätten.", meinte ich.

"Dann sag einfach nichts. Triff dich mit jemanden, der denkt es wäre echt."

"Is' das nicht... 'n bisschen asozial?", fragte ich skeptisch. 

Sie winkte ab. "Ach, Quatsch. Es dient 'ner guten Sache. Außerdem musst du ja nicht gleich mit ihm ins Bett steigen. Ein Treffen würde bestimmt schon reichen." Em redete ohne Punkt und Komma weiter und erklärte mir wie idiotensicher und genial diese Idee doch war.

Und wisst ihr was? Je mehr sie redete, desto überzeugter wurde ich von der ganzen Sache. Denn eigentlich hatte sie sogar Recht. - Was hatte ich denn zu verlieren? Genau, nichts. Dafür konnte ich aber Leons Aufmerksamkeit zurückgewinnen und ihm gleichzeitig eine kleine Lektion erteilen. Das war Anreiz genug.  - Ich konnte also nur gewinnen, nicht verlieren. Ich sah nur mehr ein einziges Problem dabei. Leider aber ein ziemlich großes Problem.

"Mit wem soll ich diese Show denn nun abziehen?", wollte ich wissen. 

"Flo?", entgegnete sie grinsend. - Flo war nicht nur mein Kollege, sondern auch das einzige männliche Wesen, mit dem ich irgendwie befreundet war.

Ich schüttelte jedoch den Kopf. "Erstens könnte ich Flo nicht so belügen und zweitens kennt Leon Flo. Das geht also schon mal nicht." Früher, als Leon und ich uns noch regelmäßig gesehen hatten, hatte er mich oft im Fitnessstudio besucht und dort auch Flo kennengelernt. Also konnte ich diese Möglichkeit getrost vergessen. War aber vielleicht auch besser so. Ich wollte unsere Freundschaft nicht wegen sowas auf's Spiel setzten. 

"Hmm, frag einfach mal irgendeinen Typ, ob er Lust hat mit dir einen Kaffee oder so trinken zu gehen.", witzelte sie. "Is' doch bestimmt nicht so schwer."

Kaffee trinken. Kaffee trinken. - Da kam mir der Typ vom Fitnessstudio wieder in den Sinn. Er wollte doch sogar etwas mit mir machen, also warum nicht? Wenn ich das durchzog, bekam er sein Treffen, und ich meine kleine Rache an Leon. Das war doch perfekt. Es zwar nicht die feine englische Art, dass ich ihn da hineinziehen und benutzen wollte, aber, andererseits, was bedeutete mir dieser Typ? Ich hatte gerade mal fünf Worte mit ihm gewechselt.

Dabei kam er ziemlich nervig und arrogant rüber. - Wie der größte Aufreißer, der jede Frau anmachte. Er bot sich quasi an, ihn für diese kleine Aktion zu benutzen.

"Weißt du was? Genau das mach' ich.", grinste ich.

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wrong choice | andre schiebler ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt