35 | Es klingelte.

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(das hier ist das Telefonat, das im letzten Kapitel schon erwähnt wurde. also is' das hier quasi davor passiert. ich hoffe das war jetzt nicht verwirrend oder so, lel.)

Viola POV:

Es klingelte. Und klingelte. Und klingelte. Immer und immer wieder. Kurz bevor sich wieder die Stimme meldete, die mir mitteilen wollte, dass er nicht erreichbar war, wurde der Hörer abgenommen und ich erwischte mich dabei, wie ich unwillkürlich zusammenzuckte.

"Andre?", fragte ich überrascht. - Ich hatte ihn schon ein paar Mal angerufen, aber nie eine Reaktion bekommen. Aber das hatte mich auch nicht sonderlich gewundert. Wäre ich in seiner Situation gewesen, hätte ich mich, mit hoher Wahrscheinlichkeit, auch so verhalten.

"Nein, hier ist Sarah.", antwortete eine sanfte, weibliche Stimme am anderen Ende. "Die Jungs haben gerade einen Auftritt, tut mir leid."

Ich schloss kurz die Augen. Natürlich. Er wäre doch auch nicht rangegangen.

"Oh.", murmelte ich beschämt. "Dann... sorry. Dass ich dich gestört hab' und so. Ich lass dich mal wieder in Ruhe. Also- tschau." Meine Stimme klang so zittrig, shit. Ich musste echt versuchen meine Stimme und Tonlage besser kontrollieren zu können. Das war ja schrecklich. - Ich klang, als ob ich kurz vor einem Zusammenbruch gewesen wäre.

"Nein, warte mal bitte!", rief Sarah, was mich innehalten ließ.

"Hm?", machte ich halbherzig.

"Ich weiß, dass die Frage ziemlich dumm kommt, aber geht's dir gut?"

Ob es mir gut ging? Hm. Mal schauen:

Mein Herz tat weh, weil es in kleine Stücke zersprungen war.

Mein Kopf tat weh, weil ich so viel über ihn, über alles nachdachte.

Ich fühlte mich schlapp, weil ich wusste, dass es ihm schlecht ging.

"Den Umständen entsprechend.", sagte ich, nach kurzem Nachdenken, seufzend. Dann zwang ich mich, über meinen Schatten zu springen und sie nach ihm zu fragen. Es war mir egal, wie schlimm die Antwort, oder wir dumm die Frage war, ich konnte nicht anders. "Wie geht's... du weißt schon. Andre?" Ich musste einfach wissen, wie es um ihn stand. Was er machte. Ich musste nur irgendetwas von ihm hören, egal was.

"Naja... ich weiß nicht, wie ich das beschreiben soll.", erwiderte sie. "Er ist... keine Ahnung, aggressiv? Aggressiv, wenn jemand beginnt von dir zu sprechen." Sie hielt kurz inne, als ob sie dachte, dass ich etwas dazu sagen wollte. - Aber ich hielt den Mund.

"Und er ist nicht nicht richtig bei der Sache.", fuhr sie fort. "Ich meine, er ist zwar hier, singt und macht was er machen muss, aber er ist geistig abwesend."

Ich seufzte. - Das klang so gar nicht nach dem Andre, den ich kannte. Nein. Nein, nein, nein.

Das klang nach einer Version von ihm, die es nur wegen mir gab. Ach, shit.

"Willst du vielleicht mal über die ganze Sache reden? Ich kann ziemlich gut zuhören, wenn es sein muss.", bot sie mir an. Hach. Sie war echt nett. Ich hatte mich vielleicht ein paar Mal mit Sarah unterhalten und sie war bereits so freundlich und hilfsbereit zu mir. Ich meine, ich kannte sie doch praktisch kaum. - Sie war echt zu gut für diese Welt.

Trotzdem lehnte ich ab. Ich konnte nicht. "Nein, danke. Is' schon gut."

Mein Blick wanderte reflexartig zur Tür, die knarrend geöffnet wurde und durch die Em und Felix kamen. Ich deutete auf das Handy in meiner Hand, um ihnen zu signalisieren, dass ich telefonierte. Aber nicht mehr lange. Ich entschloss ich mich nämlich dazu, mich so langsam von Sarah zu verabschieden. Ich hatte ihr ohnehin nichts mehr zu sagen.

"Du, ich sollte dann mal... auflegen... aber danke, dass du mit mir geredet hast."

"Ist doch selbstverständlich." Ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie auf der anderen Leitung, im Bus, oder wo auch immer sie war, lächelte. "Tschau."

Kurz bevor sie endgültig weg war, versuchte ich ein letztes Mal sie aufzuhalten. Mir war noch ein Gedanke gekommen, den ich unbedingt aussprechen wollte. "He, nein, warte mal!... könntest du ihm vielleicht sagen... du weißt schon. Dass ich angerufen habe?"

"Klar, mach' ich."

"Okay.", hauchte ich. "Danke. Echt." Dann legten wir beide auf und ich positionierte mein Handy dicht neben mir. - Nur für den Fall der Fälle.

"War das Andre?", wollte Em wissen. "Habt ihr miteinander gesprochen?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nein, er war's nicht."

Sie presste die Lippen fest aufeinander und Felix, neben ihr, sah mich mitleidig an. Es war vielleicht nett gemeint, aber Mitleid brauchte ich nicht auch noch.

Klang vielleicht egoistisch, weil ich es nicht verdient hatte, aber ich brauchte ihn.

Ich brauchte das Wissen, dass alles wieder gut werden würde.

"Aber rate mal, was ich habe!!", trällerte Em dann, um mich abzulenken.

"Weiß nicht." Ich zuckte mit den Schultern, während sie in ihrer Tasche wühlte und auf mich zu kam. Sie zog einen weißen Umschlag hervor, aus dem sie zwei blaue Karten holte. Sie drückte mir beide in die Hand. "Bin ich gut, oder bin ich gut?", kicherte sie, während ich die Aufschrift las und nicht glauben konnte, dass das wirklich echt war.

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lasst doch ein Vote oder einen Kommi hier. c:

Leute, ich muss euch sagen, dass das hier bald zu Ende sein wird. ich werde die ff diese, oder spätestens nächste, Woche noch beenden. :3

wrong choice | andre schiebler ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt