Mr. Anonym

Kapitel 13

Collin

Ich war nicht nur total gerädert, sondern auch komplett überfordert mit den lauten Kiddos, die hier überall rum rannten.
Gerade noch so wich ich einem kreischenden Mädchen aus, was von einem etwas moppeligen Jungen brutal an den Haaren hinter sich hergezogen wurde.
Siebtklässler...

"Alter..." stöhnte ich und schob mich zur Treppe hinauf zum Eingang des Hauptgebäudes.
Da stand zum Glück noch kein Lehrer mit Kontrollscanner.
Ich vergas zu oft meine Schüler ID.
Die Dinger (Kontrollscanner) waren quasi unhackbar...Jedenfalls stand das überall...

"McAyer, Warte!"
Marten tauchte neben mir auf.
Er sah so munter aus, wie ich mich an dieser Schule noch nie gefühlt hatte.
Morgensport war das Zauberwort.

"Du schon so früh hier?"
Er grinste mich sichtlich belustigt an.
Hahaha.
Ich würde jetzt liebend gerne im Bett liegen und noch eine Stunde weiterpennen.
Aber das war Wunschdenken.
Ich hatte eine Aufgabe.
Und ich musste mich beeilen.

"Ja, Bro, denkst du, ich will nochmal von der Nonne zu meinem Vater geschickt werden?"
Ich hatte schon Info verpasst
Ups...

"Die Alte hat dich ganz schön bloßgestellt, nh?"

"Erinner mich nicht dran." säufste ich.

"Hat dein Vater...?"
Ich wusste was er sagen wollte, doch ich schüttelte mit dem Kopf.

Wir liefen durch die große Eingangshalle auf die Treppe, die in den 1. Stock führte, zu.
Doch da wollte ich eigentlich nicht hin.
Noch nicht.
Also ging ich straight daran vorbei zur Treppe, die woanders hinführte.
Nämlich in den Technikkeller.

"Wo willst du hin? Zum Deutschraum geht's hier entlang..."
Er betrachtete mich nachdenklich.

"Ich habe...meine Sportsachen das letzte mal vergessen. " sagte ich schnell.

"Im Schulkeller?"
Sein Blick war voller Fragen.
Es hätte förmlich ein Fragezeichen über seinem Kopf auftauchen können, so verwirrt schaute er mich an.

"Im Schulkeller..." wiederholte ich verlegen.
"Ja..."
Oh gott...überhaupt nicht auffällig.

"Dann komme ich mit. Ich habe eh keinen Bock auf die alte Schreckschraube."
Dieser Spitzname traf es nichtmal im geringsten.
Warte mal...was?

"Nein..."

"Ich meine...das geht schnell. Ich weiß, wo die Tasche liegt...geh doch schon mal vor."

"O-kay?"
Ganz kurz zögerte er, doch dann sprang er mit seinem athletisch Körper die Treppe nach oben.

Ich sah mich nochmal schnell ganz unauffällig um.
Aber hier waren nur ein paar beschäftigte Neuntklässer, sonst nicht wirklich jemand, der mir hätte jetzt im Weg stehen können.

Also beeilte ich mich, in den Keller zu kommen.

Die Tür war wie immer mit einer Hochsicherheitsanlage geschützt, was mich aber nicht davon abhielt, sie wie immer mit meiner Hackdichdurch App zu öffnen.

Als das Klicken ertönte und als sich die Tür öffnete, schlüpfte ich vorsichtig hindurch und zog sie hinter mir zu.

Der Haupt PC war mit allen Bildschirmen der Schule verbunden.
Wie dumm konnte man eigentlich sein...
Eigentlich hätte hier jeder Hacker ein leichtes Spiel gehabt.
Idioten hatte mein Vater da eingestellt.
Und das betraf nicht nur die Sicherheitsleute.

Ich brauchte nur den Bildschirm vom Deutschraum.
Für die anderen Bildschirme hatte ich schon etwas über Hack24 geplant gehabt.
Ganz easy.

Ich steckte den schwerzurückverfolgbaren, schwarzen Masterstick in den PC und übertrug die Daten aus dem sich öffnenden Fenster auf die Bildschirme.
Perfekt.
Nur noch der Timer...

Den stellte ich auch und zum Schluss sendete ich eine WhatsApp Nachricht in eine ganz besondere Gruppe.
15 Minuten!

Als ich alles soweit vorbereitet hatte, griff ich meinen schwarzen Rucksack und machte mich auf den Weg zum Deutschraum.

Heute würde die Nonne ihr blaues Wunder erleben.
Buchstäblich.

Was wird wohl passieren?