Kapitel 16

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Collin

"Warum genau mussten wir da jetzt nochmal weg?" fragte Kimberly und pulte an ihren pinken Nägeln rum.
Wäre ich ein Mädchen und hätte solche Dinger, dann wäre ich schon längst irgendwo stecken geblieben und hätte sie mir früher oder später einfach abgerissen.

"Is so Gardner! Immer, wenn es anfängt Spaß zu machen, kommst du dazu..."
quängelte der kleine Junge, den ich vorhin gerade noch von den drei gewaltbereiten Neuntklässlern wegreißen konnte, bevor er eins drauf bekommen hätte.

Gardner schien es nicht zu interessieren.
Stattdessen schob sie ihm den Milchcappucino vor die Nase.
"Halt die Klappe und Trink."

Helmut griff augenrollend nach dem grünen Strohhalm und fing genüsslich an zu schlürfen.
Wie alt war er, dass er schon Kaffe trinken durfte?

Als der Kleine meinen Blick bemerkte, kniff er die Augen zusammen.
Dieses kleine Monster...

"Collin, was machen wir hier?" fragte jetzt auch Gardner.
Dabei viel ihr eine kurze braune Strähne ins Gesicht, die sie sich schnell hinters Ohr schob.
Keine Ahnung, warum mich das so perplex machte, aber der Tritt von Helmut unterm Tisch gegen mein Schienenbein verriet mir, dass ich zu lange gestarrt hatte.

Er grinste mich schelmisch an.

Ich Idiot.

"Also erstmal wart ihr in Gefahr. Ich kenne die Jungs aus der Paralelklasse und wenn es hart auf hart kommt, machen sie auch bei Mädchen keine Ausnahme."
Und das war die Wahrheit.
Jason hatte sich schon an so einigen Mädchen vergriffen, dieser arrogante Arsch.

"Und dann suchst du dir gerade uns zwei aus?"
hakte Gardner weiter nach.

"Naja..."

Ich wusste nicht, was ich jetzt sagen sollte.

"Er hat dich mitgenommen. Ich hing nur an deinem Arm."
Kimberly machte es nicht gerade besser.

"Ist das dein Freund?" fragte Helmut etwas zu neckisch.

"Was ist so schwer an Halt did Klappe zu verstehen?"
Gardner sah nicht nur extrem wütend, sondern auch noch total rot im Gesicht aus.
Lag das an ihrem Brüderchen oder vielleicht doch an etwas anderem...?

Kimi beantwortet ihm die Frage.
"Nein, sie hassen sich eigentlich. Also sie hasst ihn und sowas halt."

"Du hasst mich?"
Tat sie das wirklich?

"Au, mein Bein! Gardner...was soll der Scheiß?!"

"Dann erzähl sowas nicht."

"Du hast doch Gestern gesagt, dass Collin einer von diesen Typen ist, die du abgrundtief hasst."

"Ja und? Das musst du aber nicht gleich überall rumposaunen!"

Ich fühlte mich, als wäre ich unsichtbar, denn niemand außer Helmut schien meine Anwesenheit zu beachten.

Er sah mich entweder grimmig an, oder grinste sich einen ab

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Er sah mich entweder grimmig an, oder grinste sich einen ab.
Irgendwie erinnerte er mich an Cody, nur dass dieser manchmal einfach nur dämlich war.

"Jetzt komm mal runter! Der heißeste Boy der ganzen Schule hat uns gerettet und sitzt zur Abwechslung mal ohne seine Mitresse mit uns an diesem Tisch."

"Ich sitze neben euch und kann alles hören..."
machte ich mich bemerkbar.

Und außerdem...Jenny war nicht meine Mitresse?
Dachte Kimberly echt so von mir?

"Er hat uns nicht gerettet... er ist genauso ein feiges Arschgesicht wie Mr. Anonym, der sich hinter seinem Bildschirm versteckt und sich nicht traut öffentlich seine Meinung zu äußern. "

Autsch.
Das hatte gesessen.
Und wie das gesessen hatte.

Zum ersten Mal während meines ganzen Daseins als Mr. Anonym hatte jemand etwas nicht so prickelndes über mich gesagt.
Und dann war es ausgerechnet auch nach Gardner.

"Ohne Mr. Anonym hättest du vielleicht schon längst einen Stock im Gesicht gehabt..."
Kimberly verdrehte die Augen.

"Und außerdem haben wir Schulfrei durch ihn..."

Ich versuchte überzeugt zu klingen, doch Gardners Worte hatten mich echt getroffen.

"Ja, Collin hat Recht. Schau mal, wie oft du dadurch Mr. Mendes nicht gesehen hast."
Mr. Mendes?
Was war an ihm so schlimm?
Er war doch ganz putzig...

Gardner  erwiderte nichts darauf, sondern sah stattdessen zu mir.

"Danke, dass du uns helfen wolltest, aber wir kommen gut alleine zurecht." sagte Gardner und stand auf.

Ein bisschen perplex war ich immer noch.

"Willst du schon gehen? "
fragte Kimi etwas enttäuscht und als Gardner nicht antwortete, sondern zur Treppe nach unten lief,  zuckte sie nur mit den Schultern und nahm ihren Kaffee.

"Sie hasst dich nicht Collin." klopfte sie mir im vorbeigehen auf die Schulter und tapste dann schnell Gardner hinterher.

Helmut, der bis jetzt geschwiegen hatte, stand auch auf und sah mich ganz kurz schadenfroh an.
"Sie hasst dich."

Ich sah den dreien hinterher, wie sie das Kaffee verließen.
Jedenfalls versuchten sie es, denn eine Horde Siebtklässler bahnte sich den Weg nach drinnen und schien dabei keine Rücksicht auf Verluste zu nehmen.

Ich hatte mal wieder für Schulfrei gesorgt, auch wenn ich es nichtmal gewollt hatte.
Aber das war nicht das, was mich gerade so fertig machte.

Es waren Gardners Worte, die immer noch in meinem Kopf schwebten.

"...feiges Arschgesicht, dass sich nur hinterm Bildschirm versteckt und sich nicht traut öffentlich seine Meinung zu äußern..."

Ich versteckte mich nicht hinterm Bildschirm.
Nein...das tat ich definitiv nicht.
Hätte ich das alles nicht anonym gemacht, wäre ich jetzt ein toter Mann.

Ärger stieg in mir auf.

Gardner hatte ja keine Ahnung was es hieß, Mr. Anonym zu sein.

"...feiges Arschgesicht..."

Wenn es doch nur einen Weg geben würde, ihr das Gegenteil zu beweisen.

Tja, den gab es aber nicht.

Obwohl...?

Was Collin wohl plant?

Mr. AnonymWo Geschichten leben. Entdecke jetzt