Kapitel 18

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Collin

"Und dann hat er einfach ihren Arsch angefasst." kreischte ein rothaariges Mädchen mit Korkenzieherlocken gut hörbar auf.
"Was?!" entgegnete die fette brünette.
"Ja! Ohne zu fragen!"
"So eine Bitch."

Ich musste nur den Schulflur betreten und mir flogen Gesprächsfetzen um die Ohren, die mich an jeglicher Intelligenz meiner Mitschüler zweifeln ließen.

"Collin!!" kicherte zwei blonde Achtklässlerinnen, die schnell an uns vorbei flitzten.

"Alter, wie ich das hasse..." säufste ich kaum hörbar.

"Hast du die Boobs der Blonden gesehen?" fragte mein Kumpel Cody und drehte sich nochmal um.
"Und den Hintern..."
Er konnte es einfach nicht lassen.

"Die waren beide blond."

"Die eine hatte aber hellere Haare."
Echt jetzt?

"Kann ja sein...aber es sind Achtklässler. "

"Ja und?"

Es juckte ihn einfach nicht.

"Cody, das ist nicht nur illegal, sondern auch extrem unangebracht."

"Weißt du was unangebracht ist? "

Ich ging nicht auf seine Anspielung an.
Denn es konnte nur um das Eine gehen.
Jenny.

"Wenn du sie nicht flachlegen willst, dann gib sie endlich frei."
Cody heulte mir schon seid Tagen die Ohren voll, wie geil er Jenny fand.
Er stand auf sie.
Das war klar.
Aber etwas anderes war auch klar.
Ich tat es nicht.

"Sie ist kein Objekt, mit dem man machen kann,  was man will, Cody."
sagte jetzt Marten, der ohne dass ich es bemerkt hatte, an unserer Seite erschienen war.

"Was machst du denn hier?" fragte Cody belustigt.
"Wohl verschlafen, Bruder?"
Er lachte über seine eigenen Worte und auch ich musste Marten grinsend ansehen.

"Ja, kommt Leute, im Gegensatz zu euch bin ich immer pünktlich da."

"Du nimmst das Football Training ganz schön ernst..." säufste ich nachdenklich, wobei ich an meine nicht gerade ehrlich verdiente Position als Kapitän denken musste.

Ich könnte Jenny jetzt noch dafür zur Schnecke machen.
Dieses Mädchen machte einfach alles falsch, was man nur falsch machen konnte.
Wie sie überhaupt in die Schülerredaktion gekommen war...

"Is so. Du solltest mal wieder mehr mit uns abhängen anstatt den ganzen Tag zu trainieren."

"Ich kann nicht..."
Marten viel es schwer das zu sagen.
Er hatte sich schon so oft zwischen uns und dem Sport entscheiden müssen.
Beides war ihm extrem wichtig.

Dazu muss man sagen, dass er 30 Kilo abgenommen und dann extrem Masse aufgebaut hatte.
Jetzt sah er einfach so unfassbar gut aus.
Jedenfalls sagten das Jennys Freundinnen.

Wir bogen in den Biologieraum ein und ich war ein bisschen verwundert, dass Mrs. Geissen schon so früh da war.
Doch das war es nicht, was mich letzten Endes aus der Fassung brachte.
Neben ihr stand meine Tante.

Was machte sie denn hier?!

"Eleanor?" rutschte es mir raus und sie drehte ihren Kopf zu mir.
"Was machst du hier?"

Sie sah uns alle drei für einen Moment an. Dann deutete sie auf unsere Sitzplätze.

Wir waren die letzten.
Sogar Tim und Tristan saßen schon auf ihren Plätzen.

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"Guten Morgen Klasse." sagte unsere Klassenlehrerin mit einem leeren Ausdruck im Gesicht.

So müde wie sie aussah fühlte ich mich gerade.

Doch die Neugierde über die Anwesenheit meiner Tante weckte andere Gefühle in mir,
machte mich wacher.

"Guten Morgen Mrs. Geissen."

Ohje...
Das klang nicht nur so, als hätten wir schon lange nicht mehr in einer Einheit Guten Morgen gesagt, sondern es war einfach nur die halbe Klasse, die überhaupt grüßte.

Ein paar nuschelten so hart, dass es sich eher wie Mrs. Greifen oder Mrs. Gusseisen anhörte.

Hatten sie echt den Namen ihrer Klassenlehrerin vergessen?
Idioten.

Eleanor sah unsere Lehrerin mitleidig an, bevor sie "kein Wunder" säufste und sich wieder der Klasse zuwandt.

"Ihr folgt uns jetzt in die..."

"UNABHÄNGIGKEIT!" unterbrach Tim laut brüllend meine Tante.

Ich sah verständnislos zu ihm hinüber.

Jap, genau das waren meine Freunde.

"Nein, in die Aula, Tim!" fing Eleanor streng an. "Denk nicht, dass ich dich nicht mehr kenne. Damals hast du noch in die Windel gekackt!"
ergänzte sie und die ganze Klasse musste laut auflachen.
Das waren noch Zeiten.

Tim lachte jetzt nicht mehr.

"Na wird es bald? Hier müssen dringend neue Seiten aufgezogen werden..." bemerkte Eleanor.

"Ja...unbedingt Mrs. Mc.Ayer."
Mrs. Geisen schob sich beschämt die Brille auf die Nase zurück.

Ein paar Schüler drehten sich zu uns um.
Besser gesagt zu mir.
Soviel zur Diskretion.

"Los, hop hop. Aufstehen! Der Schulleiter hat nicht ewig Zeit."

Und sofort sprangen alle auf.

Denn eines war klar.
Wenn mein Dad zu den Schülern sprechen würde, hatte es nichts Gutes zu bedeuten.
Absolut nichts Gutes.

Mr. AnonymWo Geschichten leben. Entdecke jetzt