Kapitel 15

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Gardner

"Collin?!" rief ich verwundert.

"Collin..." kam es auch von Kimi, die jedoch eher positiv überrascht klang.
Fast schon schwärmerisch.
Fehlte nur noch die Sabber...
Ich boxte ihr hart in die Seite.

"Aua!"

Collin schien das nicht mitbekommen zu haben,  denn er lief weiter geradeaus, seine Hand um meinen Unterarm gelegt.

Statt zu antworten zog er uns durch die aufgebrachte Menge, bis wir an der Treppe nach unten zur Eingangshalle ankamen.

Ich blieb stehen.
Und Kimi rannte direkt in mich hinein.

"Autsch, was machst du denn da?"

"Ich bleibe hier."

"Was? Collin will uns aber gerade irgendwo hinbringen."
Genau das war ja das Beunruhigende.
Ich ließ mich doch nicht einfach von COLLIN irgendwo hinbringen, nur weil er das so wollte.
War ich sein Dienstmädchen?

"Ich bleibe jedenfalls nicht hier an diesem grässlichen Ort..." sagte sie entschlossen und sprang die Stufen hinunter wie ein aufgescheuchtes Huhn.
Typisch.
Wenn es ums Schule schwänzen ging, war sie ganz vorne mit dabei.

Collin hielt mich noch immer fest.
Statt etwas zu sagen sah er mir tief in die Augen.
Sehr tief.
Denn ich versank förmlich darin.

Schnell schüttelte ich den Kopf.

Ein paar Siebtklässler kamen uns entgegen gesprintet.
Warscheinlich hatten sie von der Prügelei gehört und wollten jetzt auch mitmachen.

"Hey Gardner!" mein Bruder winkte mir grinsend entgegen.

"Hey Helmut! Pass auf, da oben..."

Warte WAS?!

"Helmut?!" fragte ich perplex.

"Helmut?"
Collin klang noch entgeisterter als ich.

"Wer nennt denn sein Kind Helmut?"
Ich ignorierte Kimis Bemerkung, denn vor mir stand Helmut...mein 13 Jähriger Bruder.

Huh?
Was machte er denn hier?

Schnell griff ich nach seinem Arm und zog ihn zu mir.

Es musste dezent merkwürdig aussehen, wie wir jetzt alle drei auf der Treppe standen.

"Was zum Geier hast du hier zu suchen?!"
Ich klang fordernd und leicht aggressiv.
Das lag aber daran, dass mein Brüderchen meistens nur Müll im Kopf hatte und ich mich fragte, wie um alles in der Welt er hier her gekommen war.

Seine dunkelbraunen Haare waren total verwuschelt und er hatte ein paar Schrammen auf seiner zarten Haut.
An seinem Schirt hingen außerdem noch ein paar Stöckchen.
Dieser Junge...

"Waren das die Kinder dort?"
Ich zeigte auf die anderen Kinder die stehen geblieben waren und mich blöd anglubschten.

"Nein, das sind meine Freunde!" bluffte Helmut sichtlich beleidigt.

Ich musterte die fünf Jungs argwöhnisch.
Als ich sie ansah, stürmten sie die Treppe weiter nach oben.
Ein Junge blieb zwar kurz an der letzten Stufe hängen, doch seine Kumpels zogen ihn mit sich.

"Hey! Wartet doch mal!"
rief Helmut aber sie waren schon in der Masse verschwunden.

"Schätzelein, das waren mal deine Freunde."
lachte Larissa.
Helmut sah sie verständnislos an.

"Lass mich los Gardner!"
Jetzt fing der Zwerg auch noch an zu zappeln.
Meine Güte.

"Nein!"

"Doch!"

"Komm jetzt mit. Da wirst du nur windelweich geschlagen!"

"Na und?"

"Nicht na und! Soll ich etwa Mum erzählen, dass du dich prügelst?"

Er sah mich bockig an.

"Du bist scheiße Gardner!"

"Nicht in dem Ton, Helmut!"

Doch dieser riss sich einfach los und rannte weg.

"Helmut!"
Es war zu spät.
Er verschwand in der Menge.

"Ich hol ihn." sagte Collin plötzlich, den ich schon wieder komplett vergessen hatte.
"Was?"
"Ich hole ihn jetzt zurück. Da wird er wirklich nicht unbeschadet wieder raus kommen."
Oh ja.
Das war auch typisch für Helmut.
Kein Wunder, dass er so war, wie er war.

Als kleiner Junge ist er von unserem Baumhaus gesprungen und musste ins Krankenhaus geliefert werden.
Als er dann nach vier Wochen wieder Zuhause war, war er nicht wirklich klüger geworden.
Im Gegenteil...

Collin war schon längst losgelaufen.
Also ging ich zu Kimi runter, die die ganze Zeit gewartet hatte.

"Wer war das bitte?"

"Meinst du meinen Bruder?"

"Du hast einen Bruder?! Heilige Scheiße der ist ja wie du!" gluckste Kimi los.
Ich boxte ihr erneut in die Seite.

"Sag mal liegt dieses Aggressionsproblem bei euch in der Familie? "
Natürlich.
Das musste Kimi ja gerade sagen.

"Wer vermöbelt denn hier seine Schwester mit einem fucking Sitzsack?!"

"Das ist Nichts im Vergleich zu einer Mutter, die ihr Kind Helmut nennt!"

"Hallo?!"

Ihr Lachen wurde lauter und erinnerte mich eher an ein quiken.
Ich war kurz davor auch zu lachen, aber hielt mich gerade noch so zurück, als Collin mit Helmut oben auf der Treppe auftauchte.

"Er ist immer noch mein Bruder, okay?"
Auch, wenn ich den kleinen Scheißer hasste. Familie war Familie.

"Lass mich los du Spasti!"

"Rede nicht so mit ihm!" rief ich Helmut zu, der von Collin die Treppe runter gezerrt wurde.

Darf ich vorstellen? Helmut Luis

•Siebtklässler
•sehr aufmüpfig
•clever
•listig
•durchtrieben
•mag es seine große Schwester zu ärgern
•Mamakind

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Mr. AnonymWo Geschichten leben. Entdecke jetzt