8. Kapitel

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Im Eiltempo rannte Suga in sein Zimmer, griff sich etwas zum anziehen und verschwand ins Badezimmer. Nachdem er sich innerhalb von einer Viertelstunde fertig geduscht und angezogen hatte, eilte er auch schon nach draußen. Er war schon einige Meter gelaufen als er furchtbar anfing zu zittern. Verwundert blieb er stehen. Suga schaute an sich runter. Hatte er ernsthaft seine Jacke vergessen?

Zähneklappernd machte er kehrt und rannte wieder in sein Zimmer, in dem seine Winterjacke lag. Diese warf er sich über. Ihm war immernoch ziemlich kalt, weshalb er beschloss sich kurz aufzuwärmen. Währenddessen zückte er sein Handy und warf einen Blick auf die Uhrzeit. Er hatte noch genug Zeit. Mit einem Lächeln auf den Lippen schaltete er sein Handy wieder aus und ließ es in seine Jackentasche gleiten. Gleich würde er Daichi sehen. Wie lange er wohl dort bleiben durfte? Immernoch leicht bibbernd verließ er sein Zimmer wieder als ihm etwas wichtiges einfiel. »Mist.«, fluchte er leise vor sich hin und ging erneut in sein Zimmer. Daichi hatte ihm gesagt, er solle seine Schulsachen mitnehmen. Mit einigen Materialien bepackt verließ er diesmal endgültig das Haus und machte sich auf den Weg.

Vor dem Haus der Sawamuras angekommen blieb er stehen und überlegte. Wenn er klingelte würde er vermutlich Daichis Eltern wecken und das wollte er eigentlich nicht. Schließlich war es kurz nach 8:00 Uhr morgens und manchen Leuten war der Samstag einfach heilig. Er bezweifelte zwar, dass die Sawamuras so waren, aber Vorsicht ging vor. Also fischte er nach seinem Handy, um Daichi anzuschreiben, damit er ihn reinließ und versuchte mit der anderen Hand bestmöglich alle Materialien zu balancieren, was natürlich nicht klappte. Genau in dem Moment, als er sein Smartphone zu fassen bekam rutschte ihm alles aus der Hand und verteilte sich auf dem Boden.

Perplex starrte er nach unten. Ob das jemand gehört hatte? Normalerweise würde er sich einfach bücken und mit einem Seufzen oder mit einem 'Mist' alles aufheben, aber so war es in jedem billigen Kitschroman. Jemandem fallen seine Papiere runter und dann wird ihm oder ihr von der Liebe ihres Lebens beim Aufheben geholfen. Und darauf konnte Suga gepflegt verzichten. Er mochte diese Klischees nicht besonders, auch wenn er an sich nichts gegen Liebesfilme hatte. Aber die Sachen konnte er auch nicht einfach am Boden liegen lassen.

Also begann er sie vorsichtig mit seinen Füßen zusammen zu kehren. Als alles wieder beieinander lag bückte er sich schnell, um alles hochzuheben. Zufrieden machte er einen Schritt auf die Haustür zu und blieb stehen. Toll. Jetzt hatte er sein Handy wieder in seiner Jacke verstaut. Entnervt plusterte er seine Backen auf. Gerade als er einen neuen Versuch starten wollte, öffnete sich die Haustür.

»Daichi, ich bin weg, ja?«
Verdutzt schaute Mrs. Sawamura Suga an und begann dann zu lächeln. »Lernt ihr?« Sie deutete auf den ungeordneten Stapel in Sugas Armen und trat nach draußen. Deshalb wich er ein Stück zur Seite, um ihr Platz zu machen. »Ähm, ja.«, lachte der grauhaarige verlegen und hätte er nicht beide Hände voll gehabt, hätte er sich vermutlich am Hinterkopf gekratzt. »Das ist gut. Daichi kann Hilfe gebrauchen. Zumal du, wenn ich mich nicht ganz irre, immer gute Noten schreibst.«, immernoch lächelnd schaute sie Suga an. Der lachte leicht und nickte einmal »Na dann, er ist glaub ich in seinem Zimmer, du weißt ja wo.« Mit diesen Worten und einem kurzen Winken verabschiedete sich Daichis Mutter.

Froh darüber, dass die Tür nun offen war betrat Suga das Haus und legte seine Schulsachen auf dem kleinen Schrank im Eingangsbereich ab. Dann streifte er sich seine Schuhe ab und hing seine Jacke an den dafür vorgesehenen Platz. Etwas unsicher griff er wieder nach dem Stapel und nahm ihn unter seinen linken Arm, so hatte er diesmal eine Hand frei. Bepackt tapste er die Treppenstufen nach oben, bis er vor dem Raum seines besten Freundes angekommen war. Sollte er klopfen? Dreimal prochte er an der dunklen Zimmertür und hörte kurz darauf, wie jemand auf die selbe zukam.

»Hey, Suga da bist du ja.«, wurde er begrüßt. »Hey.«, erwiderte er und bemerkte, wie sein Gesicht warm wurde. Daichi schloss die Tür hinter ihm und ging wieder an seinen Schreibtisch, an dem er wohl bis gerade gesessen haben musste. »Ich hab schonmal angefangen... Naja ich hab's zumindest probiert.« begann der schwarzhaarige und räumte seine Sachen auf eine Seite des Schreibtischs, sodass auf der anderen Seite genug Platz für seinen Lernpartner war. Der legte sogleich seinen Stapel ab und atmete durch.

»Ganz schön schwer.«, beklagte sich Suga und streckte sich ein wenig. »Ja, ich krieg' die Übungsaufgaben einfach nicht gelöst.«, stimmte Daichi zu, der anscheinend nicht verstanden hatte, dass Suga von dem Stapel und nicht von den Aufgaben redete. »Wofür muss ich eigentlich wissen, was x ist?« Frustriert legte er den Stift, den er in der Hand hielt, neben das Buch über dem er hing und schaute auf zu dem grauhaarigen, der neben ihm stand.

Der zuckte nur mit den Schultern und wusste nicht, was er sagen sollte. Dann entschied er sich aber seinem besten Freund zu helfen, schließlich war er deshalb hier, mehr oder weniger. Also beugte er sich über Daichis Schulter und fixierte die Aufgaben. Sein ganzer Körper begann wieder zu kribbeln, da er so nah bei dem Größeren war, allerdings versuchte er das so gut es ging zu ignorieren.

»Ich glaube x ist gleich 2,5.«, überlegte er laut, nahm den Stift, den Daichi zuvor abgelegt hatte, in die Hand und begann seinen Rechenweg aufzuschreiben. Zufrieden stellte er fest, dass er Recht hatte und richtete sich wieder auf. »Ich versteh es trotzdem nicht.«, murmelte Daichi und kratzte sich am Kopf. Leise lachte Suga und legte eine Hand auf Daichis Schulter. Wieder wurde ihm warm. »Es ist ganz leicht, wenn man es einmal verstanden hat. Ich kann es dir gerne erklären.«

Gesagt, getan. Nach einer Stunde hatte Daichi mittlerweile alle Übungsaufgaben bearbeitet und endlich verstanden, wie man rechnen musste. Komplett fertig mit den Nerven lehnte sich der schwarzhaarige in seinem Schreibtischstuhl zurück und stöhnte. »Danke für deine Hilfe. Du bist echt ein Engel. Ich weiß nicht, ob ich das ohne dich jemals verstanden hätte.«
Daichi stand auf, ging zu seinem Fenster und öffnete es, während Suga dunkelrot im Gesicht wurde. Ein Engel also, dachte er und musste grinsen. Wenn er ein Engel war , was war dann Daichi?

»Hey, warum grinst du?«, fragte sein Gegenüber verwundert und setzte sich wieder an den Schreibtisch, direkt neben Suga. »Ach nichts.«, gab dieser als Antwort und mied den Augenkontakt mit dem Größeren. »Ach komm schon. Was ist so lustig, ich möchte auch was zum grinsen haben.«, hakte dieser lachend nach. »Du bist doch schon am lachen.«, stimmte Suga mit ein.

Plötzlich verstummte Daichi allerdings und starrte auf das Mathebuch, welches immernoch aufgeschlagen vor ihm lag. »Suga?«, fragte er, ohne seinen Blick abzuwenden. »Ja? Was ist, Daichi?«, gab der Kleinere zurück und fühlte sich auf einmal ziemlich Unwohl. Die Stimmung war von einer Sekunde auf die andere angespannt und nicht mehr locker oder ausgelassen.

»Ich will echt nicht die Stimmung zerstören, aber... Ich hab immernoch das Gefühl, dass irgendwas los ist. Ich weiß, du willst es mir eigentlich nicht sagen, aber ich merke durchgehend, dass sich etwas geändert hat. Auch jetzt gerade eben. Du machst es denke ich nicht absichtlich, aber ich merke es halt. Ich weiß, ich verhalte mich in letzter Zeit auch nicht unbedingt normal, aber wenn irgendwas los ist oder du einfach Mal reden willst... Letztendlich sind wir beste Freunde und mit besten Freunden kann man über alles reden.«

Stille. Suga schwieg. Er hatte keine Ahnung, was er dazu sagen sollte. Stattdessen kratzte er sich verlegen am Arm und starrte auf seinen Schoß. War das der Grund wieso Daichi ihn angerufen hatte? Weil er gestern nicht die Gelegenheit bekommen hatte ihm das alles zu sagen? Selbst wenn. Dieser Vortrag änderte nichts an seiner Ansicht, dass er Daichi nicht die Wahrheit sagen konnte. Im Gegenteil.

Letztendlich sind wir beste Freunde. Ja. Beste Freunde und nicht mehr. Und das würde sich auch vermutlich niemals ändern. Traurig wandte Suga seinen Blick zur Seite, um Daichi nicht ins Gesicht schauen zu müssen. Was sollte er jetzt antworten?

»Tut mir leid.«, seufzte Daichi und stand erneut auf, diesmal um das Fenster zu schließen, denn es wurde so langsam kalt in seinem Zimmer. »Schon okay...«, flüsterte der grauhaarige, was sein bester Freund allerdings nicht hörte. Anschließend stand er auf und ging in Richtung Tür. »Ich geh kurz auf Toilette.« Und schon war er durch die Tür. Er wusste nicht genau was er jetzt tun sollte, also beschloss er dieser Situation zu entfliehen. Wie erbärmlich, beschimpfte sich Suga innerlich und öffnete die Tür zum Badezimmer.

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Wow, ich hab's mal wieder geschafft etwas schneller zu updaten XD
Naja, hoffe es hat euch gefallen.
Feedback und Verbesserungsvorschläge sind wie immer erwünscht <3
Bis dann 😊👋

Daisuga &lt;3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt