9. Kapitel

2.7K 146 20
                                    

Nachdenklich stand Suga im Badezimmer und betrachtete sein Spiegelbild. Vermutlich würde Daichi das Thema fallen lassen, sobald er wieder zurück kam. Jedoch schien es ihn ziemlich zu beschäftigen. Wieso sonst sollte er schon wieder damit anfangen. Hatte sich Suga so anders verhalten? Oder lag es einfach daran, dass Daichi ihn zu gut kannte. Letztendlich sind wir beste Freunde, wiederholte der grauhaarige in seinen Gedanken und seufzte. So war es. Genau so und nicht anders. Wieso konnte er damit nicht klar kommen?

Er öffnete den Wasserhahn und spritzte sich etwas kaltes Wasser ins Gesicht. Anschließend griff er nach einem kleinen Gästehandtuch, welches für den Besuch war, und wischte sich das Wasser wieder aus dem Gesicht. Dann wandte er sich erneut seinem Spiegelbild zu, setzte ein Lächeln auf und entschied sich, wieder in Daichis Zimmer zu gehen.

»So, bin wieder da.«, sagte er extra fröhlich und schloss die Tür hinter sich. »Brauchst du noch Hilfe? Bei Englisch zum Beispiel?« Ohne zu zögern setzte sich Suga neben den schwarzhaarigen und begann alle seine Materialien wieder auf einen Stapel zu legen. Als er damit fertig war, lächelte er sein Gegenüber breit an. Der antwortete, verwirrt von Sugas plötzlich bester Laune: »Ja also, Englisch ist eigentlich kein Problem.« »Achso.« Und erneut brach ein unangenehmes Schweigen aus.

»Willst du irgendwas machen?«, brach Daichi nach einiger Zeit die Stille. Erleichtert, dass das Schweigen ein Ende hatte, überlegte Suga kurz. »Klar, was denn.« Nun war es Daichi der überlegte, kurz darauf aber eine Idee zu haben schien. »Komm mit!«, rief er plötzlich und griff nach Sugas Handgelenk, welches er zuvor auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Perplex stolperte er seinem besten Freund hinterher. Was war denn auf einmal in ihn gefahren? Es kam nur äußerst selten vor, dass Daichi wegen irgendetwas so enthusiastisch war. Meistens hatte es irgendetwas mit Volleyball zu tun. Wollte er etwa Volleyball spielen? Vermutlich nicht. Aber was dann?

Mittlerweile hatte der Größere Suga wieder losgelassen und lachte, als er Sugas verwirrten Blick sah. »Komm schon, hast du einen Geist gesehen oder was.« Verlegen griff Angesprochener nach seinen Schuhen und zog sie sich an. Das war überhaupt nicht typisch für den Kapitän. Normalerweise war Suga der enthusiastische von beiden. Obwohl, in letzter Zeit, war er schon lange nicht mehr so enthusiastisch gewesen. Daichi hielt ihm bereits die Jacke entgegen. Mit einem nicken nahm Suga sie entgegen und zog sie an. Dann folgte er dem Größeren.

Die Kälte war schneidend, aber trotzdem auf eine gewisse Wiese erfrischend. Daichi war wieder die Ruhe selbst und sagte kein Wort. »Also... wo gehen wir jetzt hin?«, fragte Suga zögernd und starrte geradeaus. »Wirst du gleich sehen.«, lachte Daichi leicht. Nach einer Weile bogen sie nach rechts ab. Aber anstatt der Straße zu folgen, ging Daichi auf ein kleines Stück Wald zu. Es war wirklich nicht besonders groß, man hätte es innerhalb von wenigen Minuten komplett umlaufen können. Zuvor hatte Suga nichteinmal gewusst, dass Daichi so einen Ort kannte, aber er lief zielstrebig auf den Rand des kleinen Waldes zu.

»Hier war ich manchmal als ich klein war.«, begann der schwarzhaarige und man hörte deutlich die Nostalgie heraus. »Einmal, hab ich mit einem Freund ein Baumhaus gebaut und rate Mal, was ich letztens wiedergefunden habe.« Grinsend wandte er den Kopf zu Suga. Daichi? Wirklich? Er und ein Baumhaus bauen? Niemals. Skeptisch legte Suga seinen Kopf leicht schief und erwiderte Daichis Blick. Augenblicklich wurde er wieder rot. Verdammt, alleine der Anblick von einem lächelnden Daichi ließ ihn rot werden. Das konnte doch keiner Ernst meinen. Schnell wandte er seinen Blick wieder nach vorne.

»Was? Ich war auch mal klein.«, kam es nun schulterzuckend von dem schwarzhaarigen. »Kann ich mir irgendwie nicht vorstellen.«, murmelte Suga mehr zu sich selbst, was seinen besten Freund zum schmunzeln brachte. Mittlerweile hatten die beiden den Rand des 'Waldes' erreicht. Die Sonne schien durch die kahlen Kronen der Laubbäume, weshalb man immerhin nicht im Dunkeln laufen musste. Unter jedem Schritt den sie machten knackste irgendein Ast unter ihnen. »Schau, da ist es.« Daichi blieb stehen und zeigte auf einen Baum etwas weiter von ihnen entfernt. Er stand so ziemlich am anderen Ende des gesamten Waldstückes und trug tatsächlich eine Art Baumhaus. Allerdings war das Holz, was mit einigen Seilen und Nägeln an dem Baum befestigt war, alt und vermodert. Man musste dazu schreiben, was das alles sein sollte, damit man es als Baumhaus identifizieren konnte.

»Ein wenig heruntergekommen.«, murmelte der Größere und näherte sich dem Konstrukt. Suga jedoch blieb stehen und beobachtete seinen besten Freund, wie er nun von Nahem das ehemalige Baumhaus musterte. Ein wenig? Dachte Suga und musste schmunzeln. Es war ein Wunder, dass es überhaupt noch Überreste gab. Wie lange es wohl her war, dass es gebaut wurde? »Lass uns zurück gehen.«, rief Daichi nach einiger Zeit und kam wieder zu seinem besten Freund. Nickend folgte dieser dem schwarzhaarigen, der gerade an ihm vorbei lief. Keiner von beiden sagte etwas ,wie so oft. Aber diesmal war es keine unangenehme Stille.

Ein Baumhaus also. Wieso eigentlich nicht? Daichi war ja schließlich nicht immer ein High schooler gewesen. Viele Kinder bauten Baumhäuser in ihrer Freizeit. Suga selber hatte damals darüber nachgedacht eines zu bauen, hatte es aber letztlich nie gemacht. Aber wieso zeigte Daichi ihm dieses alte Holz Konstrukt? Und wieso gingen sie nach ein paar Minuten wieder? Das ergab irgendwie keinen Sinn.

»Ähh, Daichi?« »Ja?« »Wieso... also, warum genau hast du mir das alte Baumhaus gezeigt?« »Oh, wieso denn nicht?« Ja, wieso eigentlich nicht? So hatten sie zumindest einen kleinen Spaziergang gemacht. Und wie es schien, hing Daichi sehr an dem Baumhaus, oder was davon noch übrig war. Also wieso sollte er es nicht seinem besten Freund zeigen wollen?

Als sie wieder bei den Sawamuras Zuhause ankamen war es Mittag. Die Sonne schien, aber trotzdem war es ziemlich kalt, was der Jahreszeit zuzuschreiben war. Daichi öffnete also die Tür und verschwand schnell ins Haus. Suga folgte ihm. Drinnen war es zwar nicht extrem warm, aber im Gegensatz zu draußen war die Temperatur angenehm.

»Da seid ihr ja.«, ertönte die sich nähernde Stimme von Daichis Mutter. »Wollt ihr was essen?« Essen? Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen, schließlich machte lernen hungrig, zumal Suga zum Frühstück nur einen Apfel gegessen hatte. Also folgten sie Mrs. Sawamura, die offensichtlich schon das Essen bereit gestellt hatte. »Guten Appetit.«, lächelnd verschwand sie und ließ die beiden Freunde zurück, die sich anschließend auf das Essen stürzten.

________________________________
________________________________

Hi, hoffe es hat euch einigermaßen gefallen. Bin irgendwie immernoch nicht 100%ig zufrieden, aber ja.
Bis dann 👋❤️

Daisuga <3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt