Moonchild {VKOOK}

☼ 29 ☼

Jungkook

Ich konnte bereits seinen warmen Atem spüren, der sanft von meinen Lippen abprallte und diese verlangend prickeln ließen. Vorsichtig wanderte ich mit meiner Hand an seinen Hals und strich dort über die erhitzte Haut des Hellhaarigen, als dieser sich mir ebenfalls entgegenlehnte.

Gerade als ich meine Lippen endlich auf seine drücken und das wiederholen wollte, was wir bereits im Keller von Energy-Lodge getan hatten, hörte ich plötzlich ein dumpfes, dennoch kratzendes Geräusch hinter mir und zuckte zusammen. Ein plötzlicher Druck baute sich an meinem Rücken auf und verdattert stolperte ich nach vorne, während Tae sich mir schnell aus dem Weg schob. Perplex blinzelnd drehte ich mich um und erkannte, wie jemand die Tür öffnete.

Vor uns stand eine der Wachen im Türrahmen und hielt einen Moment inne, während Tae und ich wie angewurzelt in der Zelle standen. Ich spürte, wie sich bereits meine Fäuste ballten, als ich vermutete, dass sie uns nun wieder gewalttätig mit sich reißen wollte, doch da hob sie plötzlich die Hand und zog sich ihren Helm vom Kopf. Darunter kam das Gesicht einer jungen Frau zum Vorschein, die uns angespannt entgegen blickte. Mit ihren Augen huschte sie immer wieder zwischen dem Hellhaarigen und mir hin und her, als sie jedoch bei Tae hängenblieb.
„Kim Taehyung?", fragte sie, wobei sich ihre Stimme deutlich sanfter anhörte, als ihre Haltung vermuten ließ. Schluckend nickte er und sah verwirrt zu mir, doch ich konnte auch nicht mehr tun, als mit den Schultern zu zucken.

„Ich war gerade wieder oben und wie es aussieht, plant die Regierung einen Angriff auf die Sonnenwelt."
„Wieso erzählst du uns das?", fragte ich zögernd und kniff misstrauisch die Augen zusammen.

„Mein Name ist Min Yunha und ich habe vorhin mitbekommen, wie ihr mit der Regierung gesprochen habt", erklärte sie mit gedämpfter Stimme und blickte immer wieder hinter sich in den Flur als befürchte sie, dass jederzeit jemand kommen könnte. „Sie glauben euch vielleicht nicht, aber ich weiß, dass ihr die Wahrheit gesagt habt."
Hoffnungsvoll fing mein Herz an schneller zu schlagen, während ich jedoch verwirrt zu Tae herüberblickte. Wieso war sie sich so sicher, dass wir die Wahrheit sagten? Kannte sie Tae vielleicht? Aber wieso stellte sie sich dann vor und fragte nach seinem Namen? Die Fragen häuften sich in meinem Kopf, doch der Hellhaarige hingegen nahm ihre Aussage nur bedacht nickend zur Kenntnis, als würde ihn dies in keinster Weise verwirren.

„Vergangenes Jahr ist meine Schwester einfach so gestorben und nun wird auch mein Vater immer schwächer. Er ist nicht der Einzige... ich sehe, wie immer mehr Mondkinder krank werden. Ihr meintet, dass die Sonnenwelt unsere Energie stiehlt und jetzt wo ich das weiß, ergibt alles einen Sinn. Es hat sich langsam eingeschlichen, aber unser Volk wird immer schwächer. Wir sind schon längst nicht mehr die strahlenden Mondkinder, die wir einst waren", erklärte sie in einem schnellen und nervösen Tempo, sodass es fast schwer war, ihr zu folgen.
„Es sind schon so viele gestorben...", ihre Stimme verstummte kurz schmerzvoll, „wenn ihr irgendeine Möglichkeit findet, wie man all das verhindern kann, dann tut das! Bevor sich die Mondkinder in einen Krieg stürzen, den sie nicht gewinnen können."

Mit weit aufgerissenen Augen starrte Taehyung mich an.
„Die Mondkinder wollen die Sonnenkinder wirklich angreifen?", wiederholte er zitternd, als Yunha plötzlich ihren Arm hob und ihn wieder zum Schweigen brachte, während sie erneut in den Flur spähte.
„Ich muss euch hier rausholen, bevor wir keine Möglichkeit mehr dazu finden", erklärte sie mit ernster Miene und blickte in Richtung Ausgang. Schnell griff ich nach Taes Hand, der nach wie vor äußerst verwirrt aussah und zog ihn hinter mir her. Gemeinsam folgten wir Yunha, die uns mit eiligen Schritten durch den langen Flur zur einer Treppe führte. Es war nicht die Gleiche, über die wir hier runtergekommen waren, denn sie führte in eine andere Richtung, aber was blieb uns anderes als der jungen Frau zu vertrauen?