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Taehyung

Mit schnellen Schritten und rasendem Herzen bahnten wir uns unseren Weg  durch den Wald. Mittlerweile brannten die Lungen in meiner Brust und ich  musste trotz der Energie, die ich die ganze Zeit über wie eine prickelnde Kraftreserve in mir spürte, mehrmals nach Luft schnappen. Jungkook hingegen schien immer noch kein Problem damit zu haben, dass wir in diesem rasenden Tempo durch die Wälder rannten. Er zog mich nur kräftig an meiner Hand hinter sich her und stolperte mit mir über  mehrere Wurzeln und Äste.
Schließlich erkannte ich das leuchtende Schimmern, zwischen den beiden  stämmigen Bäumen, auf das Jungkook auch geradewegs zuhielt. Plötzlich  gesellte sich mit jedem Meter den wir rannten, ein schmerzliches Ziehen in meine Brust, denn ich wusste genau, was mich auf der anderen Seite des Tores erwarten würde.

Gerade als Jungkook durch das Schimmern springen wollte, zog ich ihn  kurz zurück und stoppte ihn nur wenige Zentimeter vor dem goldenen Leuchten. Abrupt hielt der dunkelhaarige Junge an und musterte mich mit großen Augen. „Ist alles okay?", kam es ihm sanft über die Lippen und sofort legte sich Sorge in seine Miene. Doch ich wollte nicht, dass er sich Sorgen machte, denn eigentlich war es doch ich, der sich hier um ihn sorgen sollte.

Er würde seine Welt verlassen, schon wieder. Doch irgendwie fühlte es sich diesmal anders an, beinahe so, als ob es ein endgültiger Schritt wäre. Er hatte seinen Vater verlassen...ihn sogar in seinem Zimmer eingesperrt. Es hatte sich beinahe so angehört, als ob die beiden sich niemals mehr wiedersehen wollten, als ob Jungkook sich gänzlich von ihm  gelöst hätte.

Ein kalter Schauer wanderte meinen Rücken hinab, als mir klar wurde, dass das alles meine Schuld war. Ich allein war daran Schuld, dass dieser liebenswerte Junge nun mit seinem Vater zerstritten war und er drauf und dran war, in eine Welt zu fliehen, die vor dem Ende stand.

„Jungkook du bist dumm, wenn du glaubst, dass du dort drüben überleben  kannst!" – die letzten Worte seines Vaters wollten mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Tief in mir drinnen, wusste ich dass er Recht hatte und diese Worte der Wahrheit entsprachen. Doch am liebsten hätte ich die Wahrheit so weit von mir geschoben, dass sie nur noch ein winziger Fleck in einem Meer aus Hoffnung und Liebe sein würde.

Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass wir erneut einen Fehler begehen würden. Jungkook mit in meine Welt zu nehmen, würde neue Probleme bedeuten, da war ich mir sicher. Aber hatten wir eine andere Wahl? Er würde bestimmt nicht zurück nach Hause wollen und ich musste immer noch irgendeinen Weg finden, die Mondwelt zu retten. Immerhin waren wir schon so weit gekommen.

Wir zusammen. Alleine hätte ich das niemals geschafft.

„Tae?", riss mich plötzlich seine Stimme wieder aus meinen Gedanken und ich sah hastig zu ihm auf, „ist alles okay?" Ein warmes Kribbeln durchströmte meinen Körper, als ich in seine dunklen Iriden schaute und mein Herz nahm einiges an Fahrt auf. Ich würde es nicht schaffen... nicht ohne ihn.
Plötzlich spürte ich das sanfte Streicheln seines Daumens über meinem  Handrücken so viel stärker und es ließ ein weiteres Mal den Funken Hoffnung in meiner Brust aufflammen. Vielleicht würden wir eine Lösung finden. Vielleicht würde es eine Lösung für uns beide geben, irgendeinen Weg, dass alles gut werden würde.

Tapfer schluckte ich den Kloß, der sich in meinem Hals gebildet hatte herunter bevor ich dem Jungen vor mir knapp zunickte. „I-ich dachte n-nur...", begann ich zu erzählen, doch verwarf den Gedanken sofort wieder, „...ach, ist auch egal. Lass uns gehen."

Für einen kurzen Moment lagen die Iriden des Dunkelhaarigen noch besorgt  auf mir und ich dachte schon er würde doch noch nachhaken, ob wirklich alles gut war. Aber zum Glück schenkte er mir nur ein liebevolles Lächeln und drückte danach einmal meine Hand. „Dann lass uns gehen", beschloss er und trat näher an das Tor heran. Ich folgte ihm stumm, mich innerlich darauf vorbereitend, was mich in wenigen Sekunden erwarten  würde.

Moonchild {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt