Jungkook
Mit brennender Lunge rannte ich die Straßen entlang aus der Stadt heraus, während mir meine Kapuze tief ins Gesicht hing. Alles um mich herum drohte zusammenzubrechen. Wieder einmal irrte ich durch die Mondwelt... alleine und zurückgewiesen. Verdammt Taehyung... verstand er denn nicht, was ich seinetwegen alles zurückgelassen hatte?! Wo sollte ich denn jetzt hin? Das klügste wäre, mich erstmal im Wald zu verstecken, aber dort konnte ich ja auch nicht ewig bleiben. Sollte ich wieder zurück in die Sonnenwelt? Aber dort hatte ich ebenfalls nichts mehr. Für Taehyung und die Mondwelt hatte ich alles zurückgelassen, was bedeutete, dass ich jetzt komplett auf mich alleine gestellt war.
Wut baute sich in mir auf... nicht auf Taehyung, sondern viel mehr auf mich selbst, weil ich dem Hellhaarigen ein weiteres Mal vertraut hatte. Und obwohl ich mich verraten fühlen müsste, machte ich mir dennoch pausenlos Sorgen um das Mondkind. Ich hatte ihn so schwach und am Boden zerstört zurückgelassen... in so einem Zustand sollte man nicht alleine sein und schon gar nicht er, der ohnehin ständig zusammenbrach. In Fetzen schossen mir seine Worte wieder durch den Kopf.
„Du wirst mich auch verlassen, weil du geblendet bist. Du bist geblendet, wegen der Bindung die uns verbindet. Es heißt Solnoctem und das ist der Grund, warum du noch hier bist."
Von was für einer verdammten Bindung hatte Tae da gesprochen und warum hatte er mir erst jetzt davon erzählt? Ich hatte ja nichtmal eine Ahnung, dass solche Bindungen überhaupt existierten, aber wenn ich mich genauer umsah, hatte ich von alledem hier keine Ahnung gehabt. Überraschten mich da solche Bindungen überhaupt noch?
Hatte ich diese starken Gefühle denn tatsächlich nur wegen dieser Solnoctem Bindung entwickelt? Ich war mir doch immer sicher gewesen, dass ich mich niemals verlieben wollte. Die Liebe war etwas für Menschen, die bereit waren, diese über ihren Lebenswillen zu stellen und zu riskieren, eines Tages alleine und verlassen dazustehen. Und obwohl ich mir so häufig eingetrichtert hatte, dass mir so etwas nicht passieren würde, hatte ich mich in Taehyung verliebt. Aber war das denn überhaupt echt? Hatte Tae vielleicht recht mit dem, dass ich geblendet war? Waren das vielleicht doch nur Gefühle, die ich mir aufgrund dieser Bindung einbildete? Verdammt ich hatte doch überhaupt keine Ahnung, wie so ein Solnoctem funktionierte! Wie sollte ich irgendwelche klaren Antworten finden, wenn all das komplett neu für mich war? Ich hatte das Gefühl, als ob sich immer mehr Informationen in meinen Kopf quetschten und diesem allmählich zum explodieren brachten...
Zwischen Taehyung und mir bestand eine Art schicksalhafte Bindung... das war es, was ich verstanden hatte. Und das würde ja irgendwie schon erklären, warum diese Gefühle für den Hellhaarigen so plötzlich und stürmisch kamen, aber waren diese deswegen nicht echt?
Verdattert blickte ich mich um und bemerkte, dass mich meine Füße direkt zum Taufgarten geführt hatten. Mit großen Augen sah ich auf den Mond, der sich dort vor mir auf dem großen Tor abbildete und kniff nachdenklich die Augen zusammen, als sich plötzlich ein eigenartig flutendes Gefühl in mir breit machte. Überrascht zuckte ich zusammen und bemerkte, wie ich wieder diese Stimme in mir hörte, die mir bereits einige Male zugeflüstert hatte. Es fühlte sich fast so an, als verlange sie von mir, dass ich in den Taufgarten ginge, aber das konnte ich doch nicht machen. Ich gehörte nicht hierher und wie lange würde es dauern, bis sie mich dort drinnen entdecken würden? Besonders jetzt, wo die Regierung der Mondwelt vermutlich schon nach mir suchte...
Wiederwillig drehte ich den Toren des Taufgartens den Rücken zu und lief weiter in den Wald, der an den Rand der Stadt grenzte. Das Leuchten der Bäume umstrahlte mich und doch konnte ich ihren Anblick gerade einfach nicht ertragen. Es machte mir nur noch mehr bewusst wie verdammt erbärmlich meine ganze Situation gerade war. Stattdessen dachte ich lieber weiter über diese Stimme in mir nach, die ich das letzte Mal gehört hatte, als ich diese Worte am Fluss aufgesagt hatte, die Tae letztendlich sogar mitgesprochen hatte.
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Moonchild {VKOOK}
Fanfiction[ABGESCHLOSSEN] Die Menschen seien in der Regel Meister darin, zwei grundlegende Dinge zu unterschätzen: Wie groß der Raum ist, der sie umgibt - und wie viel sie davon tatsächlich begreifen können. Jungkook war sich sicher, dass nach all den Naturka...