Epilog

484 52 15
                                    

Jungkook

Zufrieden sah ich die beiden großen Baumstämme vor mir aufragen, von denen ich wusste, dass sie der Eingang zu meiner zweiten Welt waren. Es war nun zwei Wochen her, dass Taehyung und ich das Tor geschlossen hatten und heute war der erste Tag gewesen, an dem ich der Sonnenwelt einen Besuch abgestattet hatte. Inzwischen war die Dämmerung eingetreten und somit die Zeit gekommen, wieder zurückzukehren. Mit vor Aufregung kitzelnden Fingerspitzen, streckte ich meine Hand aus und trat schließlich durch die beiden Stämme hindurch, als ich schon das viele Funkeln der Pflanzen erkennen konnte.

Ehe ich mich versah, befand ich mich nicht länger in der Sonnenwelt sondern im Wald der Mondwelt, welcher mir inzwischen so vertraut war. Grinsend fiel mein Blick auf die Gestalt, die ein paar Meter entfernt im Gras hockte und mich in diesem Moment entdeckte.
„Kookie", rief der Hellhaarige und sprang auf, woraufhin ich ihn mit offenen Armen empfing. Augenblicklich umgab mich sein sanfter Geruch, der mich ihn noch fester halten ließ.
„Ich hab doch gesagt, du brauchst mich nicht abholen", raunte ich in seine Halsbeuge und schloss für einen Moment die Augen.

Es war fast schon erschreckend, wie schnell ich ihn vermisste. Schließlich war ich nur einen Tag weg gewesen. „Ja, aber ich konnte den gesamten Tag über nicht schlafen", jammerte er und zog seinen Kopf zurück. „Das Bett war viel zu leer ohne dich."
„Dann können wir den Schlaf ja heute gemeinsam nachholen", schmunzelte ich, woraufhin er zufrieden nickte. Es erleichterte mich so sehr, ihn schon viel energiegeladener zu sehen. In meinen Augen war er von vorneherein unglaublich verzaubernd und hübsch gewesen. Doch jetzt, wo er nicht länger unter diesem extremen Energieverlust litt, konnte man richtig sehen, wie er förmlich aufblühte und sein Körper sich regenerierte.

Er war längst nicht mehr so mager, seine Haut nicht mehr so blass und seine Haare viel leuchtender. Und das, was mir am besten gefiel - sanft streckte ich die Hand nach ihm aus und fuhr liebevoll über seine Wange - er war endlich nicht mehr so kalt. „Ich bin froh wieder hier zu sein", seufzte ich lächelnd, welches er erwiderte.
„Willkommen Zuhause", schmunzelte er, „wie war's denn dort drüben?"

Seufzend griff ich nach seiner Hand und setzte mich in Richtung Zuhause in Bewegung. Den gesamten Tag war ich unterwegs gewesen, obwohl ich mich inzwischen an den Schlafrhythmus der Mondkinder gewöhnt hatte und so konnte ich es kaum erwarten, mich endlich mit dem Hellhaarigen unter der warmen Decke zu verkriechen.
„Mein Vater hat mir alles erzählt", erklärte ich zögernd, „nach dem Verlust von Acritudo ist erstmal eine große Panik ausgebrochen. Mein Vater hat nach uns jedoch ebenfalls den aufgerissenen Taufgarten entdeckt und realisiert, dass es sich bei Verbindung zur Sonne doch um Sonnenenergie handeln muss. Daraufhin hat er die Regierung von Omelas aufgesucht und von seiner Entdeckung erzählt. Erst haben sie ihm natürlich nicht geglaubt, doch mein Vater war für seine Arbeit bei Energy-Lodge schon immer sehr angesehen gewesen und ich glaube, der Rat war einfach verzweifelt, weswegen sie ihm dann doch glaubten."

„Und jetzt?", hakte Tae neugierig nach. „Haben sie endlich die Verbindung zur Sonne wiedergefunden?"
Lachend schüttelte ich den Kopf: „So weit sind sie noch nicht, aber ich denke, sie bewegen sich in eine gute Richtung. Die Nachricht von einer anderen Energieform hat Hoffnung unters Volk gebracht, dennoch sind alle sehr verwirrt von den neuen Zuständen und tasten sich erstmal langsam an die Gegebenheiten heran. Aber die Regierung hat ein Team zusammen gestellt, welches sich mit der vergangenen Geschichte der Sonnenkinder auseinandersetzt und versucht mehr herauszufinden. Energy-Lodge steht erstmal still. Der Keller... also der Sonnengarten wird genauestens unter die Lupe genommen und in dem Gestein konnten bereits einige Schriftzüge entdeckt werden."

Freudig drehte ich mich dem Hellhaarigen zu: „Tae, ich wünschte du hättest es selbst sehen können, aber sie haben den Boden weiter aufgerissen, sodass der Garten nun komplett frei liegt. Er ist wie ein Amphitheater in die Erde eingelassen und im Schein des Sonnenlichts einfach nur wunderschön."

Moonchild {VKOOK}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt