Kapitel 3: Der Befehl

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Es war beschämend. Nicht einmal selbst laufen konnte sie. Es half auch nichts, wenn sie sich an der Schulter des Menschen oder des Elben festhielt – nein, ihr Körper hatte beschlossen, sie auf das Schlimmste zu demütigen: sie musste getragen werden – sie, die Prinzessin, die doch sonst auch alles allein schaffte und von niemandem bevormundet werden musste, sie, die noch nie um Hilfe gebettelt hatte, musste getragen werden. Entsprechend schlecht war ihre Laune, während sich der kleine Trupp immer weiter in Richtung des Herzen des Waldes und damit zum Elbenpalast bewegte.

Während des gesamten Weges schwieg sie. Zwar hatten die drei Männer, besonders der Zwerg, das ein oder andere Mal versucht, ein Gespräch mit ihr zu beginnen, allerdings hatte sie als Antwort dann nur stur geradeaus geschaut. Sie wollte nicht reden. Von ihrem Bein und ihrem Hinterkopf gingen höllische Schmerzen aus, sobald der Elb, der sie trug, auftrat und Anion, ihr bester Freund, war tot. Wahrlich, sie hatte andere Probleme.

Erst als sie auf den nächsten Wachposten zukamen, kam wieder Leben in sie und sie unterbrach ihr stumpfsinniges Starren ins Nichts. Nun wanderte ihr Blick aufmerksam durch die Bäume.

Tatsächlich dauerte es gar nicht lange, bis sich ihnen vier Elbenkrieger in den Weg stellten. Sie hatten ihre Waffen gezückt, mussten sie doch davon ausgehen, dass ihre Prinzessin nicht zwingend freiwillig die Gesellschaft der drei Männer gesucht hatte.

„Was führt euch hierher?", fragte der eine schroff. Es war Elanor, mit dem sie bereits viele Male auf dem Übungsplatz gestanden hatte.

„Diese Dame hatte Probleme mit Uruk-hai", begann der Zwerg,doch sie unterbrach ihn.

„Ich kämpfte gegen Uruk-hai, die an der Grenze zu Rohan in unser Gebiet einzudringen versuchten. Dabei wurde ich verletzt. Diese Männer haben die Kreaturen besiegt. Unser Dank gebührt ihnen."

Sie machte eine Pause, ehe sie erneut ansetzte.

„Arminas und Anion sind tot. Schickt Krieger aus um ihre Körper zu bergen und besetzt den Posten neu für den Fall, dass der weiße Zauberer noch weitere Ungeheuer ausgesandt hat."

Elanor nickte. Er hatte verstanden, was zu tun war. Mit einer Handbewegung delegierte er die Aufgabe an einen anderen Elb, Geldarion, weiter.

„Erlaubt, dass ich euch nach Hause bringe", sagte er.

Sie genehmigte es mit einem Nicken.

Elanor übernahm sie aus den Händen des fremden Elben. Währender schon losging, konnte sie hinter sich noch Arela, eine andere Elbe des Wachtrupps, mit den drei Fremden sprechen hören.

„Verzeiht, doch leider muss ich euch zu unserer Königin bringen."

Der Zwerg begann sich zu echauffieren und auch der Mensch versuchte - allerdings mit ruhigen Worten - zu erklären, dass sie eigentlich weiter müssten, doch Arela gab ihnen zu verstehen, dass dies keine Einladung, sondern ein Befehl war – und zwar einer von ganz oben.

„Die Zeiten sind unsicher. Die Königin wünscht zu erfahren, wer ihr Reich betritt. Sie behält sich vor, selbst darüber zu entscheiden, wer Freund und wer Feind ist."





„Wir hätten einfach weiterreiten sollen", beschwerte sich Gimli und erntete dafür einen tadelnden Blick von Aragorn.

„So finden wir Merry und Pippin nie."

Ganz unrecht hatte der Zwerg damit nicht. Die Hobbits waren auf sich allein gestellt. Sie mussten sie finden.

„Wir sollten tatsächlich nicht allzu lange hier verweilen", stimmte Legolas ihm zu.

Sternenlicht - Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt