Kapitel 24: "Ich will, dass das niemals endet."

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Es war ihr, als befinde sie sich in einem Traum, aus dem sie nie wieder erwachen wollte. Ihr war warm, so unendlich warm. Energie floss durch ihren Körper. Sie spürte überdeutlich die Stellen, an denen sie ihn berührte.

Atemlos löste sie sich von ihm. Ja, das hatte sie schon eine ganze Weile machen wollen, gestand sie sich ein. Was auch immer vor wenigen Momenten in ihrem Kopf dafür gesorgt hatte, dass sie diesem Verlangen, das sie seit einiger Zeit artig in sich zurückhielt, an die Oberfläche gespült und übermächtig geworden war, sie liebte es.

Sie sah in an, sah in seine blauen Augen. Was sollte sie jetzt sagen? Konnte sie überhaupt etwas sagen? Noch immer fühlte sie sich gefangen in ihrem Traum aus Wohlgefühl, auch wenn bereits langsam das Zwitschern der Vögel wieder in ihr Bewusstsein trat.

„Ich...", versuchte sie es, brach jedoch schnell wieder ab. Ihre Stimme fühlte sich kratzig und rau an, als hätte sie sie über einen langen Zeitraum hinweg nicht benutzt.

Sie setzte erneut an.

„Ich glaube, das war eines der schönsten Dinge, die ich je getan habe", sagte sie und ärgerte sich selbst ein bisschen über die Blöße, die sie sich damit gab. Allerdings hatte sie sich ihm schon etwas mehr offenbart. Es hätte sie also nicht verunsichern dürfen, oder doch?

„Ich glaube auch, dass ich noch nie etwas so Schönes getan habe", sagte er und wischte alle Zweifel und Ängste, die sich in ihrem Kopf eingenistet hatten, mit diesem einen Satz fort.

Ein Lächeln trat auf ihre Lippen. Sie war so glücklich wie sie es noch nie in ihrem Leben gewesen war. Mitten in diesem Krieg hatte sie einen friedlichen, glücklichen Ort gefunden. Wie gern würde sie ihn nie wieder verlassen und alle Glückseligkeit, die in diesem Moment durch ihren Körper floss, zwischen den Zweigen des Buschwerkes, das sie umgab, festhalten, damit sie sie niemals verlieren konnte.

„Küss mich", forderte sie ihn auf.

Ein Lächeln umspielte seine Lippen.

„War dir der erste Kuss nicht genug?", fragte er mit einem neckenden Unterton in der Stimme.

„Ich muss wissen, dass es wahr ist und kein Traum."

Seine warmen, weichen Lippen berührten die ihren. Sie spürte seinen warmen Atem und die Zärtlichkeit in seinen Bewegungen, nahm seinen Geruch in sich auf.

„Ich will, dass das niemals endet", sagte sie, als sie wieder zu Atem kam.

Doch es hatte ein Ende und das wusste sie. Sie wusste, dass sie spätestens am nächsten Tag in Edoras zurückerwartet wurden. Doch ihre Ankunft dort zögerten sie so lange wie möglich hinaus.

Sie ließen den Tag verstreichen, plauderten und küssten sich und saßen stillschweigend nebeneinander, die Finger in denen des anderen verschränkt, als der Himmel erst rot und dann tiefblau, fast schwarz wurde und die ersten Sterne ihr kühles Licht auf sie hinabscheinen ließen.

Die Nacht war klar und kalt und ein leichter Wind fuhr durch das Blätterwerk. In Edoras zog Aragorn, der noch immer den Horizont beobachtete, seinen Mantel enger um sich, aber zu Ivriniel und Legolas drang die Kälte kaum durch. Sie hatten sich auf dem Boden ihre Schlafstätte zurechtgemacht und sahen, eng nebeneinander liegend, in den weiten Himmel hinauf, an dem die Sterne ihre Bahnen zogen.

Als mit den ersten Sonnenstrahlen die Vögel den neuen Tag begrüßten, blieben sie liegen und standen erst auf, als die Sonne bereits ihren höchsten Stand überschritten hatte. Dann stiegen sie auf ihre Pferde und ritten zurück nach Edoras.

„Prinzlein und Prinzesschen. Das passt ja gut", grinste Gimli, als er sie beim Abendessen nebeneinander sitzen und miteinander flüstern sah. Aragorn hingegen enthielt sich eines Kommentars.

Sie hatten darauf geachtet, dass die neue Verbindung zwischen ihnen vor den Menschen nicht sichtbar wurde, da sie immerhin ein stolzes Volk vertraten, das seine Gefühle anderen Völkern nicht offenbart, doch weshalb hätten sie sich vor Gimli und Aragorn verstecken sollen, immerhin waren die als Teil der Gemeinschaft mehr als nur Vertreter ihrer Völker, sondern Freunde – für Legolas etwas mehr, für Ivriniel etwas weniger.

Sternenlicht - Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt