Kapitel 25: Die Leuchtfeuer brennen

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Sie setzte viel Vertrauen in Gandalf und seine Fähigkeiten und doch war sie überrascht, als am vierten Tag nach seiner Abreise Aragorn die Türen zur großen Halle aufstieß, hineinrannte und außer Atem verkündete: „Die Leuchtfeuer von Minas Tirith! Die Leuchtfeuer brennen!"

Wie alle anderen in der Halle schaute auch Ivriniel auf. Sie hatte mit Legolas über seine Heimat gesprochen. Das tat sie gern, denn auch wenn er dabei nicht immer von Positivem sprach, blitzte doch etwas in seinen Augen auf, in dem sie Sehnsucht erkannte. Mit seinen Worten ließ er den Düsterwald vor ihrem inneren Auge entstehen und etwas von dieser Sehnsucht sprang auch auf sie über. Sie wollte sehen, wo und wie er gelebt hatte, bevor er begann, Mittelerde zu durchstreifen. Sie wollte ihm noch näher kommen und ihn noch besser verstehen, indem sie seine Heimat kennenlernte, den Ort, der einen großen Teil seines Lebens bestimmt hatte.

Aragorns Stimme wurde ruhiger und fester, als er sagte: „Gondor ruft um Hilfe."

Stille breitete sich in der Halle aus und jeder der Anwesenden heftete seinen Blick auf Théoden.

Der König hatte sich von dem Tisch abgewandt, auf dem verschiedene Karten lagen und auf den gestützt er vor wenigen Augenblicken noch mit seinen wichtigsten Männern gesprochen hatte. Nun sah er zu Aragorn hinüber. Sein Gesicht verriet keine Regung. Es war nicht auszumachen, was er dachte.

Ivriniel war erleichtert, als Théoden seine Entscheidung verkündete: „Und Rohan wird antworten. Die Heerschau soll beginnen."

Geschäftigkeit trat ein und Ivriniel ging in Éowyns Gemächer, in denen sie während ihrer Zeit in Edoras hatte wohnen dürfen. Sie packte die wenigen Sachen zusammen, die sie auf ihre Reise mitgenommen hatte, und ging damit zu den Stallungen, wo sie ihr Bündel mit einigen Lederriemen auf ihrem Pferd drapierte.

Sie führte das Tier hinaus, wo sie Legolas und Aragorn entdeckte und sich zu ihnen gesellte. Viele Krieger Rohans waren ebenfalls bereits so weit, dass sie eigentlich nur noch auf das Zeichen des Königs warteten, das ihren Aufbruch signalisierte.

Nur wenig später bemerkte sie, dass Éowyn ihr Pferd ebenfalls zu ihnen lenkte. Die junge Frau stellte es neben das von Aragorn, der scheinbar nicht ganz erfreut darüber war.

„Reitet Ihr mit uns?", fragte er und etwas klang in seiner Stimme mit, das Ivriniel als Besorgnis ausmachte.

„Nur bis zum Feldlager. Es ist Brauch, dass die Frauen am Hof die Männer verabschieden." Ivriniel freute sich, die junge Frau noch eine Weile länger in ihrer Nähe zu wissen.

Aragorn hob das Tuch, das über dem Hals von Éowyns Pferd lag an und der fein gearbeitete Knauf eines am Sattel befestigten Schwertes, das davon bedeckt gewesen war, wurde sichtbar. Schnell zog die junge Frau das Tuch wieder an seinen ursprünglichen Platz zurück.

„Die Männer haben ihren Heerführer gefunden. Sie werden Euch folgen – selbst in den Tod. Ihr schenktet uns Hoffnung", sagte sie zu Aragorn.

Ivriniel war ein wenig stolz auf Éowyn, dass sie nicht angefangen hatte, sich zu rechtfertigen oder sich zu entschuldigen. Auch sie hieß es nicht gut, dass die junge Frau sich offenbar in die Gefahr einer Schlacht begeben wollte, aber wie hätte sie etwas dagegen sagen sollen, wenn sie selbst es auch tat? Éowyn wollte ihr Volk verteidigen und ihren Beitrag zur Verteidigung Mittelerdes gegen das Böse leisten. Was war daran so falsch? Ivriniel hatte selbst gesehen, dass die junge Frau mit ihrem Schwert umgehen konnte. Sie hatte einmal beobachtet, wie Éowyn in ihren Gemächern übte und sie stand den Männern in nur wenig nach, soweit sie das beurteilen konnte. Wenn sie mehr Übung hätte, da war Ivriniel sich sicher, wäre Éowyn bestimmt besser im Schwertkampf als der eine oder andere Mann.

Dann betrat der König den Platz, stieg auf und seine Männer und auch Ivriniel, Aragorn, Legolas, Gimli und Éowyn taten es ihm gleich. Überall wehten die Banner Rohans: das weiße Pferd auf grünem Grund, darüber eine strahlend gelbe Sonne. Einige Frauen verabschieden schon hier ihre Männer und Söhne und auch wenn die Szenerie Ivriniel unbehaglich an die Schlacht von Helms Klamm erinnerte, sah sie in den Gesichtern der Menschen mehr Hoffnung und Stolz als Angst und sie konnte kein weißes Haar und kein jungenhaftes Gesicht unter den Reitern ausmachen.

„Die Stunde ist gekommen, Reiter von Rohan. Eide habt ihr geschworen. Nun erfüllt sie alle. Für Herr und Land", tönte die Stimme von Eomer über die Reiterschar hinweg.

Théoden gab das Zeichen zum Aufbruch und sie verließen Edoras in Richtung Dunharg, wo die gesamte Armee Rohans sich versammeln würde, um Gondor in der Schlacht um Minas Tirith beizustehen.

Sternenlicht - Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt