Kapitel 15: Die Schlinge zieht sich zu

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Während Aragorn Théoden von den Massen, die Isengart verlassen hatten und geradewegs auf sie zumarschierten, berichtete, lief es ihr kalt den Rücken hinunter. Sie konnte sich eine derartig gewaltige Armee nicht einmal ausmalen. Sie würden zermalmt werden.

„Heerscharen sagt Ihr?", fragte Théoden.

„Ganz Isengart ist geräumt", bestätigte Aragorn.

Der König schien etwas blasser zu werden.

„Wie viele?"

„Zehntausend Kopf stark – mindestens"

Théoden fuhr entsetzt zu Aragorn herum.

„Zehntausend?"

Der Dunkelhaarige nickte.

„Es ist eine Armee, gezüchtet für einen einzigen Zweck." Er ließ eine Pause, als wolle er, dass der König die Antwort selbst erahnen würde. Als dieser jedoch keine Reaktion zeigte, fuhr er fort: „Die Welt der Menschen zu vernichten."

Schock war im Gesicht des Königs zu sehen.

„Bei Einbruch der Nacht sind sie hier", fügte Aragorn hinzu.

Théoden wandte sich ab und ging ein paar Schritte.

„Lasst sie kommen", entschied er dann mit fester Stimme. So stark, wie es auch klingen mochte, hörte Ivriniel aus diesen Worten nur eines: Der König war sich ihrer Niederlage schon jetzt bewusst. Ja, er würde höchstwahrscheinlich kämpfen – was sollte er auch sonst tun? Aber es war keine Hoffnung in seinen Worten, nur die bittere Erkenntnis, dass sie untergehen würden.

Sie folgten Théoden hinaus, wo er mit seinem Befehlshaber sprach.

„Es sei jeder Mann und jeder kräftige Knabe, der waffenfähig ist, bis Einbruch der Nacht kampfbereit", befahl er.

„Mein Gebieter." Der Mann verbeugte sich und eilte davon, der Anweisung Folge zu leisten.

Währenddessen begann der König mit der Inspizierung der Verteidigungsanlagen der Festung. Sie traten vor das Tor um sich einen besseren Eindruck zu verschaffen. So fest und stark, wie es ihr noch vor wenigen Stunden erschienen war, war es allerdings nicht, wie sie feststellen musste. Ja, die Holzbalken waren dick und massiv, aber sie würden wohl kaum eine ganze Armee daran hindern können, die Festung zu erstürmen. Théoden schien anderer Meinung zu sein oder gab es vor um sich oder seinen Männern Mut zu machen.

„Wir können den Dammweg und das Tor von oberhalb sichern. Keine Armee hat je den Klammwall durchbrochen oder einen Fuß gesetzt in die Hornburg", sagte er.

Gimli schien ihre Zweifel zu teilen.

„Das ist keine Bande hirnloser Orks. Das sind Uruk-hai. Ihre Rüstungen sind dick und ihre Schilde breit", erklärte er dem König.

Dieser schien überhaupt nicht davon erfreut zu sein, dass jemand seinen Traum ins Wanken brachte.

„Ich habe viele Kriege gefochten, Herr Zwerg. Ich weiß meine eigene Festung durchaus zu verteidigen", wies er Gimli zurecht und trat wieder ins Innere der Festung.

Aragorn, der ihm auf dem Fuß folgte, klopfte dem Zwerg im Vorbeigehen auf die Schulter und würdigte damit seinen Versuch. Ivriniel bekam langsam Angst. Das hätte sie natürlich niemals zugegeben, immerhin war sie eine stolze Elbin und eine Prinzessin noch dazu, aber sie konnte das beklemmende Gefühl nicht abschütteln, das ihr die Brust zuschnürte. Sie hatte bereits eine Konfrontation mit Sarumans Uruk-hai fast nicht überlebt und das waren deutlich weniger Ungetüme gewesen als jetzt auf dem Weg zu ihnen waren.

Der König setzte seine Inspizierung fort. Wohin sie auch gingen, sahen sie Menschen dicht an die Mauern gedrängt, die Augen auf den Stein zu ihren Füßen gerichtet. Sie sahen furchtbar aus. Ihre Kleider waren dreckig und zerrissen. Um so unglaubwürdiger klangen Théodens Worte.

Sternenlicht - Legolas FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt