Die Tür fiel mit einem lauten Knall ins Schloss. "zurückhaltender, in sich eingefallener..." Sie konnte an nichts anderes mehr denken. Noriks Worte, auf die Frage, wie sie denn früher gewesen sei, hatten sie tief geschockt. Auch wenn er seinen Satz nicht vollständig beenden konnte, war sie sich nun ziemlich sicher, was es mit Zuni auf sich hatte. Sie hatte nur noch nicht genug Zeit gehabt, sich darauf einzustellen.
Zuni sah sich, immer noch gedankenverloren, im Raum um. Genauso wie beim ersten Blick, konnte sie auf dem Boden, wie an den Wänden, helle, weiß glänzende Steine erkennen. Zu ihrer Linken befand sich ein strahlend sauberes, weißes Waschbecken und darüber ein hochkantiger, viereckiger Spiegel. Sie hatte mittlerweile gelernt mit diesen neuen Designs klarzukommen, aber ganz daran gewöhnen, konnte sie sich noch immer nicht. Neben dem Waschbecken stand zusätzlich eine große...Badewanne mit einem gelben Vorhang - dass sie sich diesen Luxus leisten konnten... - und gegenüber eine große...Schüssel? Sie zählte noch einmal still auf was, nach ihrem Wissen, in ein Badezimmer gehörte. Und nach einem kurzen Moment, fand sie die Lösung: Toilette? War das dort wirklich die Toilette?! Zuni schaute misstrauisch zu dieser großen weißen Schüssel mitten in der Ecke.
Dann wandte sie sich wieder dem Waschbecken zu, neben dem viele bunte Tücher mit unterschiedlichen Motiven hangen. Sie legte den Kopf in den Nacken, atmete noch einmal tief durch, ließ die frische Luft vom Fenster am anderen Ende des Raumes, in ihre Atemwege gleiten und sie kühlen. Es verging einige Zeit, bevor sie vor den Spiegel trat.
Und sogleich erschrak. Sie hatte sich tatsächlich nicht getäuscht. Sie...Zuni, war dieselbe Person wie sie, in diesem anderen Leben. Sie hatte Recht gehabt, das kürzere, dunkelbraune schulterlange Haar, war ihres. Ihre Stimme, war ihre. Die kraftvollen braunen Augen, ihre. Nur die Nase war ihr unbekannt. So wie ihr Bruder und ihre Mutter, hatte sie eine Stupsnase. Sie war bei ihr sogar noch stärker ausgeprägt, als bei ihren übrigen, bisher bekannten Familienmitgliedern. Und mit dieser großen schwarzen Brille, hatte Norik dieses Ding genannt, darauf... Sie sah schon etwas albern aus. Und auch diese großen fülligen Lippen, machten das Ganze nicht besser. Ebenso wie der große violett-blaue Fleck auf ihrer Wange welcher, als sie das Gesicht verzog, höllisch schmerzte. Diese Prügelei, musste wohl doch härter ausgefallen sein, als sie am Anfang angenommen hatte. Aber trotz dieser kleinen Makel, würde sie Zuni noch immer als schön bezeichnen. Jung und jugendlich schön. Nach ihrem Gesicht, zierlichen Körper und Stimme zu urteilen, war sie nämlich nicht viel älter als Norik, höchstens 16. Groß war sie, im Gegensatz zu ihm, überhaupt nicht. Es war kaum zu glauben, dass Norik, ihr kleiner Bruder, schon so riesig gewachsen war.
Sie stemmte ihre Hände auf den Beckenrand und begann wieder tief ein- und auszuatmen. Wenigstens etwas, was an Zuhause erinnerte, wenn auch nur entfernt. Sie fühlte sich so unwohl hier, in ihrer Haut, so fremd. Als wäre sie wirklich gar nicht für diesen Körper geschaffen worden. Dieses Gefühl, der nur schulterlangen Haare, dieses Ding auf ihrer Nase, dieses blauen Fleckes... Gefühle, die sie zuvor nie verspürt hatte. Schmerz, den sie nie gefühlt hatte.
Bei diesem Gedanken stieß sie sich vom Becken ab und taumelte zurück. Schmerz. Sie hatte noch nie Schmerz gespürt.
Natürlich hatte sie sich mal an einem Messer geschnitten, oder war hingefallen. Aber sie hatte dabei nie einen wirklichen Schmerz verspürt. Sie hatte gewusst, dass es ihn gab. Wenn ihre Kinder einige Male, mit Tränen in den Augen und blutigen Knien vom Spielen zurückgekommen waren, hatte sie gewusst, dass sie Schmerz empfanden und sie getröstet. Wenn sie aus dem Fenster ihres Hauses gesehen hatte, wie sich eine Katze auf einen dösenden Vogel auf dem Zaun stürzte, er mit den Flügeln schlug und versuchte sich irgendwie aus den Krallen seines Jägers zu befreien, hatte sie gewusst, dass er litt und war nach draußen gerannt, um die Katze zu verjagen, um mit einem schweren Stein, dem Vogel seine Qualen zu ersparen und ihn stattdessen kurz und schmerzlos zu erlösen.
Sie hatte ihn gesehen. Den Schmerz. Aber ihn noch nie gespürt. Woher wusste sie dann, wie er sich anfühlte?
Hey, Leute! Heute mal wieder etwas kürzer ... Bitte nicht böse sein. ;-) Wie hat euch heute dieses Kapitel gefallen?
Ach ja und wie findet ihr eigentlich Zunis Aussehen?
Wenn ihr wollt, könnt ihr gerne einen Vote dalassen und mir Feedback in den Kommentaren geben. :-)
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Der Traum des Lebens | PAUSIERT
ParanormalHast du schonmal darüber nachgedacht, wie es wäre, wenn dein ganzes Leben, in das du geboren wurdest, was du gelebt und aufgebaut hast, in dem du gelacht, geweint und geflucht hast, wo du geliebt und gehasst hast, nur ein Traum gewesen wäre? Zuni ha...