Kapitel 4

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Das Frühstück war ganz anders, als wie sie es mit ihrer richtigen Familie gekannt hatte. Vor dem Essen reichten sie sich hier nicht die Hände und beteten zu den Göttern auf einen guten Tag oder Morgen, die Nahrung war ihr abgesehen von einem Ei, Käse, Wurst und Brot unbekannt und nach dem Mahl wurde schreiend gestritten, wer denn für den Abwasch verantwortlich sein sollte. Zu ersterem bedachte Norik sie das ganze weitere Frühstück lang misstrauisch, als sie versuchte, über den Tisch nach seiner Hand zu greifen. Er hatte sie ihr schnell entrissen und lauthals, "Lass das!", durch die ganze Küche gebrüllt. Dann eben kein Gebet... Ihre Mum hatte sie ebenso verwundert angesehen, wie sie Norik, hatte aber kein Wort darüber, über dieses noch bevorstehende Schulgespräch oder zu ihrem Vergehen verloren. Am Ende wurde Norik dazu auserkoren den Abwasch zu erledigen, was er grummelnd und mit verärgertem Gesichtsausdruck hingenommen hatte, anders als in ihrer Familie. Da hätten alle zusammen gearbeitet und das hätte ihnen sogar Spaß gemacht, sogar den Kindern. Sie hatten sich sogar meistens regelrecht darauf gefreut, ihren Eltern nach dem Essen dabei zu helfen...

Sie vermisste ihre Familie sehr. Wo war sie? Ging es ihnen gut? Vermissten sie, sie? Kümmerte sich ihr Mann um ihre Kinder und kamen sie zurecht? Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf und weder sie, noch irgendein anderer hier, konnte ihr diese Fragen beantworten.

"Willst du dich nicht fertigmachen?", rief ihr Norik vom Waschbecken aus zu. War das Wasser denn überhaupt nicht kalt? Er stand dort, in der einen Hand einen Topflappen, in der anderen einen Teller -sie konnte sich immer noch nicht ganz an das außergewöhnliche Luxus Design der Stücke gewöhnen- und hielt seine Hände unter einen Wasserhahn, während er mit dem Lappen über den Teller schrubbte. Sein Misstrauen und die Verärgerung hatten sich inzwischen wieder in dieses alltägliche freche Grinsen verwandelt.

Sie legte den Kopf schief. "Was ist denn jetzt schon wieder?", platzte Norik mit einem Kopfschütteln heraus. Sie überlegte, ja sie überlegte wirklich, diese Frage nun wirklich zu stellen, aber sie wollte mehr über diese Familie, diese Welt erfahren.

"Ist das Wasser denn gar nicht kalt? Meine Familie und ich haben immer das Regen- und Brunnenwasser, aus unserem Brunnen genutzt, das war wirklich nicht immer angenehm... Sich damit zu waschen, zu säubern...", entschied sie sich nun zu sagen. Ihre Mutter fuhr augenblicklich von dem weißen Schrank herum, wo sie vorher die Wurst und den Käse herausgezogen hatte. Als sie ihn aufgezogen hatte, hatten helle Lichter im inneren aufgeleuchtet und kühle Luft war ihr entgegengekommen. Vielleicht eine Maschine um Dinge abzukühlen und kühl zu halten?

Noriks Grinsen wurde noch breiter, als er den erschrockenen Gesichtsausdruck seiner Mutter ebenfalls vernahm. "Habe ich etwas falsches gesagt?", flüsterte sie zaghaft, ihre Stimme so leise, wie das plätschernde Wasser im Waschbecken.

"Nein, nein hast du nicht!", grinste Norik sie an, "Das Wasser ist nicht kalt. Wir benutzen kein Regen- oder Brunnenwasser und haben nicht mal einen Brunnen. Das ist Wasser frisch aus der Leitung!"

"Geh dich umziehen und hübsch machen, Zuni!", wandte Mum plötzlich ein. Sie war wieder auf einen ernsten Gesichtsausdruck umgestiegen und sah ihr nun fest in die Augen. Dann drehte sie sich zu Norik herum, bevor sie ihm riet: "Das gilt auch für dich, Norik! Ich mache das restliche Geschirr." Norik lachte triumphierend auf und lief lässig zu Zuni herüber. Dann hakte er sich nochmals bei ihr ein und zerrte sie aus der Küche.

"Was ist denn los mit mir?", platzte es ihr, während sie den Flur im Erdgeschoss durchkämmten, heraus

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"Was ist denn los mit mir?", platzte es ihr, während sie den Flur im Erdgeschoss durchkämmten, heraus. Warum bin ich denn gerade so merkwürdig? Was habe ich falsch gemacht? Bin ich denn sonst nicht so, wie ich bin? , stellte sie die unausgesprochenen Fragen. Vom einen auf den anderen Moment war Noriks Grinsen augenblicklich verschwunden. "Nein, normalerweise bist du anders...", sagte er ihr mit einem weicheren Ton als zuvor. Sein Grinsen kam abrupt zurück: "Und solche komischen Fragen und Aussagen stellst du sonst auch nicht." Das Grinsen wurde breiter, bis er anfing zu lachen: "Aber eigentlich gefällst du mir so ganz gut, besser!"

Zuni verdrehte die Augen und stieß ihn mit dem Ellenbogen an. Sowas hätte sie sich bei einem völlig Fremden, so wie er es ja eigentlich war, nie gewagt, aber sie spürte trotz allem eine gewisse Vertrautheit zu ihrem neuen Bruder.

"Wie war ich denn?", erkundigte sie sich neugierig. "Naja...", murmelte er mit einem bebendem Atemzug, "zurückhaltender, in sich eingefallener. Wenn du mal mit mir gesprochen hast, hast du..."

So schnell, dass Zuni es gar nicht kommen sehen konnte, blieb er stehen."Liebe Passagiere, in Kürze erreichen wir das Badezimmer", rief er aus, löste sich von ihr, packte sie an den Schultern und führte sie geradewegs auf eine Tür auf der linken Seite des Flurs zu. "Dort haben Sie Anschlusslinien zum Spiegel und Waschbecken, mit warmem Wasser." Als sie bei der Tür ankamen, beugte er sich über Zunis Schulter vor, um die Türklinke herunterzudrücken und einen hellen weiß glänzenden Raum dahinter freizugeben. "Wir wünschen Ihnen weiterhin noch einen guten Flug!" Damit verabschiedete er sich, stieß sie hinein und knallte die Tür hinter ihr zu.

Der Traum des Lebens | PAUSIERTWo Geschichten leben. Entdecke jetzt