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Das nächste was ich spürte war ein stechender Schmerz der meinen ganzen Körper durchzog und keinen Platz für klare Gedanken ließ. Ich war nicht ganz bei Sinnen, meine Augenlieder waren zu schwer um sie zu öffnen , ich fühlte mich wie betäubt. Alles was ich mitbekam waren gedämpfte Schreie die an mein Ohr drangen. Sie schienen aus der Ferne, von zu weit weg zu kommen, als dass ich sie in meinem momentanen Zustand verstehen könnte.

Doch ich wollte es wissen, wollte einfach wissen was vor sich ging, während ich hier lag und darauf wartet die Kontrolle über meinen Körper wieder zu erlangen. Meine Anstrengungen waren umsonst, ich verstand kein Wort, zu unklar und schnell waren sie ausgesprochen.

Es war ermüdend, das Gebrüll rückte langsam aber sicher in den Hintergrund. Ich wollte weiter schlafen, wieder in eine Welt abtauchen in der ich mir keine Sorgen machen musste. Die Realität war zu kompliziert und kraftraubend für mich, sodass ich mir wünschte nie wieder in diese zurückkehren zu müssen.

Ich brauchte eine Pause von all den Gefühlen und Eindrücken, der vergangenen Tage. Wenn ich noch ein wenig weiterschlafen, in der Sorglosigkeit alle meine Probleme vergessen würde, könnte dann alles wie früher werden. 

Vielleicht war es auch gleichgültig, spielte keine Rolle mehr. Ich könnte aufgeben, hier und jetzt das alles hinter mir lassen, ein schöneres und besseres Leben beginnen. Alles was ich tun musste war für immer einzuschlafen und nie wieder aufzuwachen.

Doch es sollte nicht so kommen, vor meinem Inneren Auge sah ich Veni, seine braunen Haare mit der Dauerwelle, seine funkelnden grünen Augen und dem bezauberndem Lächeln. Ich konnte ihn jetzt nicht einfach verlassen, ich wollte bei ihm sein. Ihn noch einmal küssen und ihm noch einmal meine Liebe gestehen.

Ganz langsam schien mein Gehirn sich wieder in Bewegung zu setzen, Eindrücke verarbeiten zu können. Ich fühlte den rauen Stoff unter meinen Händen und roch den Geruch von Desinfektionsmittel.

Die Worte die ununterbrochen gebrüllt wurden nahmen wieder ihre Form an, ich konnte sie erfassen. 

"Veni, du verdammter Bastard!"

Sekunden später fand ich mich schweißgebadet und mit aufgerissenen Augen in einem Krankenhausbett wieder.

Meine Atmung ging zu schnell, ich japste nach Luft. Alles um mich herum schien sich zu drehen  und mein Kopf schmerzte wie Hölle. Ich war wieder zurück in der qualvollen und komplizierten Realität. Mein Körper zitterte, ich hörte das Rauschen meines Blutes und das Pochen meines wie wild schlagenden Herzens. 

Es schmerzte, alles schmerzte so unendlich sehr. Ich wollte weg von hier, nicht mit dem Schmerz konfrontiert werden.

"Wie kannst du Basti so etwas nur antun?!" 

Die Worte waren nun klar, schienen so als hätte sie mir jemand direkt ins Ohr geschrien. Ich erkannte die unverwechselbare Stimme sofort wieder, Kevin war hier.

Vom Adrenalin gepackt, das meine Schmerzen fast komplett über dröhnte, schwang ich mich aus dem Bett und stürzte zur leicht geöffneten Zimmertür. Ich stolpere aus der Tür, hinaus in den Gang wo ich geradewegs in die Arme einer blondhaarigen Frau lief. "Oh Gottes Willen, sie sind ja wach", schrie diese erschrocken.

Es lag nicht in meinem Interesse mich nun dieser Krankenschwester erklären zu müssen, also riss mich aus ihrem nicht gerade festen Griff und rannte um die nächste Ecke, hinter welcher ich den Ursprung des Radaus vermutete.

Ich erwartete nichts gutes, doch war trotzdem mehr als geschockt als ich sah was dort vor sich ging. Kevin, der über Veni auf dem Boden lag, schlug immer wieder mit geballten Fäusten auf dessen Gesicht ein und warf währenddessen mit Beleidigungen um sich. Ein Mann, bei welchem es sich höchst wahrscheinlich um einen Arzt handelte, versuchte vergeblich Kevin wegzuziehen, doch bekam dafür nur selbst eine Faust von diesem ab. Eine weitere Krankenschwester sah verzweifelt und eindeutig überfordert dem Geschehen zu, unsicher ob sie eingreifen sollte.

Verlangen | Zickzack ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt