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Ich zog Veni noch dichter an mich heran, dachte nicht einmal daran ihn gehen zu lassen. "Basti, bitte sei vernünftig", wiederholte er sich selbst, doch ich vergrub mein Gesicht nur tiefer  in seiner Halsbeuge und versuchte gleichmäßig ein und aus zu atmen. Ich wollte mich beruhigen, nicht noch einmal in Tränen ausbrechen. Viel zu viel hatte ich innerhalb der letzten Tage geweint, meine Augen waren noch immer geschwollen und schmerzten vor Reiz. 

"Ich lass dich nicht los," drang meine dumpfe Stimme nach außen, woraufhin Veni kurz auflachte und schmunzelnd den Kopf schüttelte. Sanft legte er einen Arm um mich und strich mir mit der freien Hand behutsam über die zerzausten Haare. Er seufzte," Basti, ich möchte hier wircklich keinen Aufstand machen, aber wenn du mich jetzt nicht loslässt muss ich die Security zur Hilfe rufen." 

Seine Taten waren warm, beruhigten mich, doch seine Worte so monoton und verletzend als stammten sie von zwei unterschiedlichen Personen. 

Ich wusste nicht was ich darauf erwidern sollte, war mir bewusst, dass es keine geeignete Antwort gab. Alles was ich tun konnte war Veni noch ein Stück näher an mich zu ziehen, hoffend auf ein Wunder. Ich atmete schwer ein und aus, die Luft war stickig und vor Anspannung geladen. Erst meine Finger die sich in sein Shirt krallten, doch dann war es mein ganzer Körper der langsam zu zittern begann. Ich befürchtete diesem Druck nicht standhalten zu können, jede Sekunde zusammen zu brechen. "Ich flehe dich an, geh nicht, "wisperte ich voller Verzweiflung und Angst, hoffend dass ihn meine, mich von Innen auffressenden Gefühle erreichen. 

-Wir bitten nun alle restlichen Passagiere des Fluges BL752 nach Kiribati einzusteigen. Der Flieger steht auf Gate 3 für sie zum Einsteigen bereit.- 

Veni hielt Inne, seine Hand stoppte mitten in der Bewegung. Erwartungsvoll und hoffend hob ich meinen Kopf, sah ihn flehend an, während irgendwo in mir ein kleiner Funken Hoffnung entfachte, die Chance dass er aus eignem Willen bei mir sein wollte. Doch wie so oft im Leben, täuscht man sich in den Leuten denen man am meisten Vertrauen schenkt. 

Das Nächste was ich spürte war der harte Aufprall auf dem Boden. Geschockt und nach Luft schnappend riss ich meine Augen auf. Veni hatte mich tatsächlich von sich, auf den harten und dreckigen Boden, gestoßen. Mein Blick schnellte empor, traf den seinen für einen kurzen Moment, ehe er mir ignorant den Rücken zukehrte und scheinbar in Richtung Check-in eilen wollte. Ich hatte nicht die Zeit mich aufzurappeln und mein Gleichgewicht wieder zu finden, also hechtet ich nach vorne und griff nach Venis Fußgelenk. "Lass mich nicht allein," schrie ich nun schluchzend, womit mein Versuch die Tränen zurückzuhalten erneut gescheitert war.

Ich hörte schnelle Schritte und erblickte einen Mann in Uniform der auf uns zuzukommen schien. Neben Veni kam er zum Stehen, blickte zwischen uns Beiden hin und her, während er sich nachdenklich über den Schnurrbart strich. "Gibt es hier ein Problem?", fragte er nach einigen Sekunden der Begutachtung.  Veni der ihm kurz einen irritierten Blick zuwarf, begann nun zu lächeln. Er deutete auf mich, "diese Person hier hält mich davon ab zu meinem Gate zu gelangen, mein Flieger könnte jede Minute starten." 

Ich biss mir auf die Unterlippe, verstärkte meinen Griff um sein Fußgelenk und blickte mit Tränen verschleierter Sicht den Typ von der Security an, der ein breiteres Kreuz als Fabo haben zu schien. Dieser kniff die Augen zusammen und inspizierte mich einen Moment, ehe er sich erneut an Veni wandte, "in der Tat scheint hier ein gewisses Problem vorzuliegen." Venis Lächeln verrutschte leicht und etwas gereizt sagte er, "ja genau, dieser Mann lässt mich nicht los. Wenn sie so freundlich wären ihm zu sagen er soll mich in Frieden lassen."

Er beugte sich zu mir hinunter, sodass ich nun sein Namensschild entziffern konnte, Hannes Pichler stand auf diesem. Hannes legte seinen Kopf schief, fuhr sich erneut über seinen Schnurrbart, "ich bezweifle das mein Job etwas derartiges beinhaltet, ich bin schließlich kein Streitschlichter." "Wie bitte?," fragte Veni verständnislos nach. Herr Pichler seufzte, "ich weiß es ist schwer vorstellbar, ich hatte mich tatsächlich für die Stelle des Schul-Streitschlichters beworben, doch Oliver war schon immer beliebter bei den Lehrern gewesen als ich. Zuerst war ich etwas wütend auf ihn, doch nun ja irgendwann hatte ich mich dann in ihm verliebt." Veni stand da mit offenem Mund und schlug die Hände überm Kopf zusammen, "das interessiert hier wircklich niemanden." Empört stemmte Hannes die Hände in die Seiten, "achten sie gefälligst auf ihren Tonfall, wenn sie mit mir sprechen." 

Verlangen | Zickzack ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt