Kapitel 6

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Es war noch früh am Morgen, als Savara sich aus dem viel zu weichen Bett erhob und zu dem Fenster ihres Schlafzimmers trat. Der Morgen dämmerte langsam und tauchte die Welt außerhalb des Zimmers in ein düsteres Zwielicht. Der Gesang der Vögel rief ihr in Erinnerung, dass der Frühling außerhalb der Berge bereits seine volle Kraft entfaltet hatte und sie bedauerte, so schnell in den Schnee zurück kehren zu müssen.

Savara beschloss, dass es spät genug war um ihr Zimmer zu verlassen und sich auf die Suche nach einem erfrischenden Becher Raka zu machen. Sie hoffte, dass die Gildenmagier so etwas hatten, wobei sie zuversichtlich war. Durch Ceryni wusste sie, dass die kleine Magierin Sumi nicht mochte. Der Gedanke an ihn versetzte ihr den gewohnten Stich des Unbehagens, der auch in den letzten Monaten nicht gewichen war. Sie hatten sich nicht unbedingt im Guten getrennt, der Dieb hatte ihr deutlich gemacht, was er davon hielt, wenn jemand sein Vertrauen missbrauchte. Und doch war diese letzte Nacht mit ihm berauschender gewesen, als alles was Savara zuvor erlebt hatte. Jetzt zurück in Imardin zu sein brachte die Erinnerung an die Zeit mit ihm zurück. Entgegen allem was sie sich geschworen hatte, mochte sie den Dieb mehr als sie zuzugeben bereit war. Ihr Besuch bei ihm hatte sie indes enttäuscht, auch wenn sie wusste, dass er sich nur selbst schützte.

Entschlossen kleidete die Verräterin sich an und schob die Gedanken an ihn beiseite. Er war Vergangenheit, jetzt galt es zwei Gildenmagier zu ihrem Volk zu führen und endlich in ihre Heimat zurück zu kehren und Kyralia für immer hinter sich zu lassen. Es hatte länger gedauert, als sie wollte, die Sturheit Akkarins und seine Verletzung hatte ihr einen deutlichen Strich durch die Rechnung gemacht und sie gezwungen den Winter in Kyralia zu verbringen. Sie war nicht besonders erfreut darüber gewesen.

Leise öffnete Savara die Tür ihres Zimmers und schlüpfte geschmeidig in den Gang, der zu einer Treppe in die untere Ebene des Hauses führte, um dann vor einer Tür zu enden, die zu einem kleinen behaglichen Vorraum führte. Er erinnerte Savara ein wenig an den Raum des Meisters in Sachakanischen Häusern, er erfüllte vermutlich auch einen ähnlichen Zweck.

Als sie eintrat musste Savara feststellen, dass bereits jemand da war. Aus einem der Sessel erhob sich ein wenig umständlich eine kleine schwarzgewandete Gestalt. ‚Sie ist Schwanger', bemerkte Savara und fluchte innerlich. Am Abend zuvor war es ihr nicht aufgefallen. Kaum waren sie im Haus angekommen hatte ein Diener ihnen ihre Zimmer gezeigt und die kleine Magierin hatte sich von ihnen verabschiedet, statt mit ihnen zu essen. Im Dunkel der Nacht, nur erhellt von einer Lichtkugel hatten die weiten Gewänder ihren Zustand meisterlich verhüllt, doch im Zwielicht des Morgens war es nicht zu übersehen. Savara fragte sich, was die Gilde sich dabei dachte eine Hochschwangere Frau in die Berge zu einem fremden Volk zu schicken und fragte sich zeitgleich, was das über eben jene Frau aussagte, die das mit sich machen ließ.

„Guten Morgen", begrüßte die kleine Magierin Savara in schwerfälligem Sachakanisch. ‚Zumindest wird sie in der Lage sein ein wenig zu kommunizieren', dachte Savara. ‚Wenn wir jemals ankommen'

„Guten Morgen", grüßte Savara auf kyralisch und lächelte Sonea an.

„Möchtest du Raka oder Sumi?", wechselte die kleine Gildenmagierin offensichtlich erleichtert zurück in ihre Muttersprache und trat zu einem kleinen Schrank an der Wand, aus dem sie einen Becher und zwei Dosen holte.

„Raka", sagte Savara entschlossen, was ihr ein Lächeln einbrachte.

„Der ist von Cery, der ist echt gut. Ich will gar nicht wissen, wo er ihn aufgetrieben hat", erklärte Sonea, während sie das Getränk zubereitete und Savara dann einen dampfenden Becher reichte. Die Verräterin verzog bei der Erwähnung des Diebs kurz das Gesicht. Sie war sich sicher, dass Sonea ihn mit Absicht erwähnt hatte.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt