Kapitel 23

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Das Lager der Verräterinnen schwirrte nur so vor Geschäftigkeit durch die zurück kehrenden Frauen und befreiten Sklaven. Obwohl es so aussah, als herrsche das pure Chaos, ging es dabei doch geordnet und routiniert zu, nach einem einstudierten System.

Seitdem Akkarin, Elara und Savara gegen Mittag staubbedeckt aber unversehrt und gutgelaunt zurück gekehrt waren, trafen immer mehr Frauen ein. Einige von ihnen kamen allein und völlig entkräftet zurück, andere mit mehreren Sklaven, die beinahe alle verwundet waren. Alle, die Hilfe benötigten, wurden zu den Heilern geschickt, die wiederum versuchten die Verletzten nach schwere der Verletzung zu sortieren und zu behandeln.

Konzentriert trug Sonea eine Paste aus Mela-Blättern und Honig auf die Wunden ihrer Patienten auf und verband sie anschließend mit einem sauberen Leinen, ehe sie zurück trat und das Mädchen anlächelte.

Sie konnte höchstens fünfzehn sein, so jung wie sie aussah und doch war sie mit dem Heer der Sachakaner unterwegs gewesen und von den Verräterinnen gerettet worden. Nur, dass das Mädchen nicht besonders glücklich darüber aussah.

Wahrscheinlich war es ihr gar nicht so schlecht ergangen, überlegte Sonea, während sie die knappe Bekleidung und die zierlichen, weichen Hände des Mädchens betrachtete. Vermutlich war sie eine Lustsklavin, so wie sie sich bewegte. Sonea kannte einige Frauen aus den Hütten, die sich selbst prostituiert hatten, weil sie gefallen daran fanden. Warum sollte es das also unter den sachakanischen Sklaven nicht ebenfalls der Fall sein?

Sonea gab sich selbst einen Ruck und schickte das Mädchen zu den anderen, bereits behandelten, neu befreiten Sklaven, um sich ihrem nächsten Patienten zuzuwenden. Sie hatte keine Zeit für Mutmaßungen und Träumereien, auch wenn sie sich noch immer darüber ärgerte, dass Irina sie den leicht Verletzten zugeteilt hatte. Sie sollte sich um die schwer verletzten kümmern und ihre Wunden mit Magie verschließen, soweit sie konnte. Ihre Fähigkeiten waren an leichten Verbrennung und Schnittwunden die auch ohne Magie keine große Bedrohung darstellten völlig verschwendet.

Erneut schob Sonea ihre Gefühle beiseite und den Mann vor sich freundlich, was ihm fehlte, als sie unterbrochen wurde. Irina stand händeringend vor ihr und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Sonea, ich", setzte sie an, brach dann mitten im Satz ab und starrte auf ihre Hände. „Ich"

Sonea ließ die Verräterin gar nicht erst ausreden. So sehr es sie mit Genugtuung erfüllte, dass ausgerechnet Irina ihre Hilfe erbitten musste, so wenig Interesse hatte sie daran, dieses Gefühl auszukosten. Hier ging es um wichtigere Dinge.

„Führ mich hin und sag mir, was passiert ist", erklärte Sonea der anderen Frau, der die Erleichterung ins Gesicht geschrieben stand. Fasziniert beobachtete die Schwarzmagierin, wie sich die unterschiedlichsten Gefühle in Irinas dunklen Augen abwechselten, ehe sie sich abwandte und wortlos voraus durch das provisorische Krankenlager der Verräterinnen schritt. Vor einem Zelt blieb sie stehen.

„Er wurde von einem magischen Schlag in den Rücken getroffen", erklärte sie, ehe sie die Zeltplanen auseinander schob und nach Innen verschwand. Ohne Zeit zu verlieren folgte Sonea und sog scharf die Luft ein, als sie den Verletzten sah.

Wo hätte unversehrte Haut sein müssen sah sie eine riesige rot-schwarze Wunde, von der ein ekelhafter Geruch ausging. ‚Es ist ein Wunder, dass er mit dieser Verbrennung noch lebt', erkannte Sonea. Vorsichtig legte sie eine Hand auf seine nackte Wade und biss die Zähne zusammen, als sein Schmerz über sie rollte.

Es war, wie Sonea befürchtet hatte: Die Schwere der Verwundung beeinträchtigte seinen Kreislauf so sehr, dass sein Leben nur noch an einem seidenen Faden hing. Ohne Umschweife blockierte sie die Schmerzpfade und regte seinen Kreislauf an, wieder so zu arbeiten, wie es von der Natur vorgesehen war, ehe sie sich daran machte die abgestorbenen Gewebeteile magisch zu entfernen und die Heilung der betroffenen Bereiche anzuregen. Sein stark ausgeprägtes magisches Potential erleichterte ihr die Aufgabe und erlaubte es ihr, Magie zu sparen. Wer wusste schon, was noch kam?

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt