Kapitel 18

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Wann immer Rothen Zeit dazu fand, und das war an so ziemlich jeden Morgen, begann er seinen Tag damit, in aller Ruhe einen Becher Sumi in seinem Lieblingssessel sitzend zu trinken und sich auf die kommenden Aufgaben vorzubereiten. Doch an diesem Morgen schweiften seine Gedanken immer wieder zu dem Gespräch mit Lord Osen auf dem Dach der Universität ab, wie sie es bereits in den letzten Tagen getan hatten. Dazu kam die alles verschlingende Sorge um seinen Schützling, weil sie verschwunden war. Die höheren Magier und die Verräterinnen waren Ratlos, was das zu bedeuten hatte, aber Rothen war sich sicher, dass ihr jemand etwas angetan haben musste.

Am liebsten hätte er mit Dannyl darüber geredet, der Alchemist hatte ihm schon oft geholfen seine Gedanken in schwierigen Situationen zu ordnen und meist hatte er einen so einzigartigen Blickwinkel auf die Dinge, dass es immer eine Freude war mit ihm über solche Dinge zu diskutieren. Aber Dannyl war weit fort in Elyne und per Gedankenrede wollte Rothen nicht mit ihm darüber reden, man wusste nie wer da lauschte. Rothen seufzte. Selten hatte er sich dermaßen alt und allein in der Gilde gefühlt, wie in den Wochen seit Soneas Aufbruch. Sein Sohn war in seinem Dorf, Dannyl in Elyne, Sonea in Sachaka und Yaldin und Ezrille waren bei all dem keine besonders große Hilfe. Yaldin war eher an dem Skandal um die Beziehung der beiden schwarzen Magier zueinander interessiert als an Rothens Besorgnis um seine Ziehtochter und Ezrille war eben Ezrille.

Zumindest seine Vorbereitungen zur Evakuierung der Gilde liefen gut. Mithilfe von Takan hatte er Soneas alten Freund Cery getroffen und dieser hatte ihm die Hilfe der Diebe zugesichert, sollte es soweit kommen. In einigen Tagen wollte er ihn erneut treffen, um mehr Details zu besprechen.

Es klopfte leise an seiner Tür und er öffnete sie fast schon automatisch. Überrascht bemerkte er, dass der Becher Sumi in seiner Hand kalt geworden war und erwärmte ihn mit einem Impuls seiner Magie, während Tania mit einem Tablett in der Hand eintrat und ihn warm anlächelte.

„Guten Morgen", grüßte sie gut gelaunt wie immer, verneigte sich und runzelte dann die Stirn, während sie das Tablett auf dem kleinen Tisch abstellte.

„Ihr seht furchtbar aus", bemerkte sie freiheraus wie immer. Rothen seufzte. Normalerweise hätte er mit einem Scherz darauf geantwortet, aber dazu fühlte er sich zu müde und zu ausgelaugt. Was würde er alles dafür geben endlich einmal wieder eine Nacht durchzuschlafen.

„Morgen Tania", murmelte er, ohne auf ihre Bemerkung einzugehen. Sie stemmte die Hände in die Hüften und musterte ihn streng.

„Wollt ihr mir nicht davon erzählen, was euch so sehr beschäftigt?", fragte sie. Der Alchemist fühlte sich sofort schuldig, dass er ihr noch immer nicht von Soneas verschwinden erzählt hatte, obwohl die kleine Schwarzmagierin Tania ebenso am Herzen lag wie ihm selbst. Er deutete auf den Sessel seinem gegenüber.

„Setz dich", forderte er sie auf. Kaum dass sie seiner Aufforderung nachgekommen war, begann er auch schon zu sprechen.

„Sonea ist verschwunden. Keiner erreicht sie und jetzt hat die große Mutter gegenüber Balkan zugegeben, dass auch die Verräterinnen nicht wissen, wo sie ist", erzählte er. Der Alchemist hatte erwartet, dass Tania entsetzt sein würde, doch sie nickte nur.

„Takan erzählte es mir bereits. Der Hohe Lord", sie schlug sich die Hand vor den Mund und wurde ein wenig rot. „Ich meine der ehemalige Hohe Lord Akkarin versucht alles, um sie zu finden"

Rothen runzelte die Stirn und musterte die junge Frau vor ihm. Seit wann vertraute der unheimliche Sachakaner ihr solche Details an?

„Seit wann verstehst du dich denn so gut mit Takan?", fragte Rothen sie. Tania wurde noch röter, wenn das überhaupt ging.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt