Kapitel 27

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Erschöpft trat Sonea aus dem stickigen Zelt und atmete tief durch. Sie wusste nicht, wie lange sie mittlerweile wach war und wie viele Verletzte und zutiefst erschöpfte Magier und ehemalige Sklaven sie geheilt hatte, doch sie wusste, dass es zu viele waren. Die Sonne war bereits beinahe untergegangen und tauchte das Ödland in sanftes rotes Licht.

Seit der Schlacht hatte sie kein einziges mal geschlafen. Kaum war sie Regin los geworden hatte sie sich in die Arbeit im Heilerzelt gestürzt. Die Verräterinnen hatten ihre Magie bereitwillig mit den Heilern geteilt, damit diese trotz ihrer Erschöpfung ihre Arbeit tun konnten. Den Staub der Schlacht hatte sie notdürftig mit ein wenig Wasser von Gesicht und Händen gewaschen.

Während die Gildenmagier hauptsächlich an Erschöpfung litten, die ausreichend Schlaf heilen würde, hatten viele der Sklaven schwerere Verletzungen davon getragen. Sonea fürchtete, dass sie, Savara und Elara nicht wenige davon verursacht hatten, doch sie hatten in der Schlacht keine Zeit für ausgeklügelte Rettungspläne gehabt. Stattdessen hatten sie die Sklaven mit Magie an sich heran gezogen und aus der Gefahrenzone geschafft. Dabei waren sie nicht gerade sanft gewesen. Auch dafür hatten sie keine Zeit gehabt.

Schwindel erfasste sie, der sich nicht heilen ließ, weil er auf die Erschöpfung ihrer eigenen magischen Reserven zurückzuführen war. Sie kannte das Gefühl nur zu gut, doch diesmal hatte sie ihre Magie wenigstens für etwas gutes genutzt und nicht, um sich gegen Regin zu wehren.

Ein grimmiges Lächeln erschien auf ihren Lippen, ihr wäre es lieber gewesen, es hätte keinen Grund für sie gegeben, sich dermaßen zu verausgaben. Ohne Alyas Speicherstein und Savaras Opfer hätte sie die Schlacht nicht überlebt. Sie war es beiden Frauen schuldig, mit der Magie die sie nach der Schlacht noch übrig hatte den Sklaven zu helfen.

Sonea spürte, wie sie die Hände zu Fäusten ballte. Sie hatte die selbstsichere Verräterin nicht leiden können und doch hatte die Frau ohne zu zögern ihr Leben gegeben, um die anderen zu Retten. Jetzt fragte die Schwarzmagierin sich, ob sie Savara unrecht mit ihrem Urteil über sie getan hatte. Immerhin hatte Cery ziemlich viel für diese Frau empfunden und auf seine Menschenkenntnis konnte man sich normalerweise verlassen. Doch es war zu spät, um dieses Versäumnis aufzuholen. Savara war tot, wie so viele andere.

„Sonea", sagte jemand sanft hinter ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Sie spürte, wie er ihr heilende Magie sandte und sofort fühlte sie sich etwas besser. Der Schwindel verging und sie fühlte sich nicht mehr so unendlich müde, wie noch kurz zuvor.

„Du solltest dich schlafen legen"

Sie drehte sich zu Akkarin um und ließ dabei ihren Blick über das Schlachtfeld schweifen. Einige wenige Magier waren dabei die letzten toten Sachakaner aufzuschichten, um ihre Leichen zu verbrennen, ehe sie weiter ziehen würden. Die gefallenen Gildenmagier dagegen hatten sie in einem Zelt aufgebart. Noch hatten sie nicht entschieden, was mit ihnen passieren sollte.

So viele Tote', dachte sie. Das alles fühlte sich so unwirklich an, wie ein böser Traum. Ein Traum, aus dem sie am liebsten erwachen würde, doch das würde nicht passieren.

„Ich glaube kaum, dass ich schlafen kann. Es gibt noch so viele, die Heilung brauchen, die Toten müssen verbrannt werden, jemand muss zwischen den Überlebenden vermitteln", murmelte sie. Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn und küsste dann ihren Haaransatz in einer liebevollen Geste.

„In deinem Zustand hilfst du niemandem Sonea. Du kannst dich kaum auf den Beinen halten, geschweige denn, dass du noch genug Magie für Heilungen hättest", antwortete er sanft, aber mit unverkennbarer Autorität. Stur schüttelte Sonea den Kopf und starrte erneut auf das Schlachtfeld, das sich vor ihnen in der zunehmenden Dunkelheit ausbreitete. Einzelne Lichtkugeln hingen über den Magiern, die sich darauf bewegten.

Die Schwarzmagierin [BMG Fanfic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt